- Egoistisch -
Ich lief über den Flur zu meinem Trakt zurück. Wo Dr.Martinez zu dieser Zeit war, wusste ich nicht. Doch dafür umso mehr, wo sich Dr.Cartney gerade aufhielt. Ich blieb vor einer der ersten Türen im Flur stehen, klopfte an und wartete, dass ihre, mehr oder weniger genervte, Stimme erklang. Gut, keiner mochte es, in der Mittagspause gestört zu werden. Mit einem entschuldigenden Lächeln trat ich ein.
,,Ach du bist es", entgegnete sie etwas entspannter und vermutlich erleichtert, dass kein Kollege mit einem Notfall vor der Tür stand.
,,Alles in Ordnung?", fragte sie und nickte zu dem Stuhl vor ihrem Schreibtisch. Auf dem Tisch stand eine Schale Salat, den sie vermutlich gerade zu essen beginnen wollte.,,Mit mir schon", meinte ich und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Ich war lange nicht mehr hier gewesen. Früher dafür umso öfter. Auf dem Tisch neben ihrem Drucker stand ein neues Bild. Es zeigte sie mit einem breiten Lächeln. Die Locken trug sie offen, sodass große Strähnen in ihr Gesicht vielen. Neben ihr das Gesicht, eines ebenso gebräunten Mannes, der den Kopf eng an ihren gedrückt. Er hatte dunkle Augen und ein ebenso fröhliches Lächeln. Sie sahen sehr glücklich aus. Als ich bemerkte, dass sie mich fragend ansah, drehte ich mich schnell zurück, um zu verhindern, dass sie meine neugierigen Blicke bemerkte.
,,Es geht um Davis." Sie erwiderte ein Seufzen. ,,Loucy, ich habe doch gesagt, dass ich nicht für ihn zuständig bin."
,,Ich weiß", erwiderte ich energisch. ,,Dann gehen wir vom theoretischen aus." Ihre Stirn lag in Falten.
,,Gut." Sie sah mich verwirrt an und stocherte nebenbei in ihrem Salat herum.
,,Also, alle Patienten dieser Klinik haben ja zu Beginn eine Diagnose gestellt oder bestätigt bekommen und mit dieser eine grobe Länge des Aufenthalts und der weiteren Behandlung", begann ich und auch, wenn ich mich nicht an vieles erinnern konnte, schwebten mir diese Worte immer und immer wieder im Kopf herum.
Drei Monate.
Meine Diagnose und zugleich die geplante Länge meines Aufenthalts. Wie schnell aus Monaten plötzlich Jahre werden konnten.,,Ja", meinte Dr.Cartney und schien noch immer zu überlegen, auf was ich hinaus wollte.
,,Ist es nun möglich dass, wenn der Patient noch nicht geheilt ist, dieser Aufenthalt irgendwie verkürzt wird, indem er die Klinik verlässt? Ohne, dass er danach weiter in Behandlung geht", fragte ich. In Gedanken hoffte ich, dass sie mir irgendwie helfen könnte.,,Davis soll die Klinik verlassen?", fragte sie plötzlich sehr überrascht und hatte den Salat längst aus dem Blick verloren. Ich nickte schnell. ,,Sein Vater will ihn hier raus holen und ihn auf sein Abschlussjahr vorbereiten, aber ihm geht es wirklich schlecht, das müssen Sie mir glauben. Er schafft das nicht", versuche ich ihr mit Nachdruck klar zu machen. Meine Finger tippten nervös auf der Stuhllehne herum. Kurz schien sie zu überlegen.
,,Tut mir leid, Loucy, aber natürlich ist das möglich. Wir können niemanden dazu zwingen, bei uns zu bleiben, auch wenn die Therapie bis zum Abschluss bezahlt werden muss. Bislang ist das jedoch nie vorgekommen. Es sei denn, es handelte sich um einen Klinikwechsel, oder man wollte den Patienten in seinen letzten Tagen im gewohnten Umfeld leben lassen."
Ich zog widerwillig die Stirn in Falten. Es musste eine Möglichkeit geben, solche verrückte Leute, wie seinen Vater aufzuhalten.
,,Du kannst also nichts machen?" Sie Schüttelte den Kopf. ,,Ich könnte mit Dr.Martinez sprechen, ob dieser als behandelnder Arzt mit Davis Eltern sprechen kann. Lass mich mal nachsehen...", sie rollte mit ihrem Schreibtischstuhl näher an den Tisch heran und schaltete den Computer an.
,,Ich sehe mir seine Krankenakte an. Dort stehen die nächsten Schritte seiner Behandlung." Eine Weile klickte sie wild mit der Maus herum, beugte sich nach vorn und suchte mit ihren Blicken die Datei auf ihrem Bildschirm.
,,Hier", meinte sie schließlich und ein letzter Doppelklick öffnete die Seiten.
,,Und?", hakte ich nach, als ich sah, wie ihre Augen bereits die ersten Zeilen überflogen hatten.
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Herzenskämpfer
Ficção Adolescente»Wenn jeder Atemzug zu einem Geschenk wird« Seit sieben Jahren leidet Loucy an Leukämie. Ihr halbes Leben lang kämpft sie mit dem Tod. Ihre Kraft und ihr Glaube daran, gesund zu werden, sind längst verblichen. Dann trifft sie auf Davis. Ein Tumor, d...