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Jimin PoV

Ich hasste diesen Unterricht. Also das Fach an sich mochte ich defintiv, es war unheimlich spannend und Mrs Fray zuzuhören war auf jeden Fall eine Lieblingsbeschäftigung von mir.

Das Problem am Ganzen war einfach dieser Typ, der sich jedes Mal neben mich setzte, zu meiner verdammten Kristallkugel und dann immer einfach einschlief. Würde mich ja eigentlich nicht jucken, aber jedes Mal müssten wir eigentlich eine Aufgabe zusammen machen, was ja dann schlecht ging, weil er immer pennte.

Ich hatte es auch schon probiert ihn aufzuwecken, das war als würde man an einem Stein rütteln. Sobald er schlief, gab es sozusagen kein Zurück mehr.

Also probierte ich andere Dinge aus, machte ihm irgendwie klar, dass er am Anfang der Stunde nicht einschlafen durfte. Ja genau, er hörte natürlich kein Stück auf mich.

Ich schleppte mich also nur schwer hoch zum Wahrsagen Zimmer, hatte ein kleines bisschen Hoffnung, dass er vielleicht schwänzen würde oder krank war und ich einen anderen Partner bekommen würde. Doch als ich in das nach Räucherstäbchen riechende Zimmer kam, sah ich ihn bereits unschlüssig vor den vielen Kissen stehen.

Sein Gesicht sah noch blasser aus als sonst, doch die kastanienbraunen Augen funkelten aufmerksam. Er drehte sich zu mir, lächelte kurz und zeigte auf das Kissen vor sich.

Es ging jedes Mal so. Er bat mich sich zu sich zu setzen und wenn ich eine andere Richtung einschlagen wollte, hielt mich sein komischer Blick immer auf. Ich wusste nicht wieso, aber diesem Ausdruck in seinen Augen konnte ich mich einfach nicht widersetzen.

Also lief ich wie jedes Mal zu ihm und liess mich wie jedes Mal seufzend auf das bequeme Kissen am Boden fallen. Ich nahm an, der Typ war nur deswegen hier, weil man auf den Kissen so gut schlafen konnte und Mrs Fray es nie bemerkte.

Durch ihre dicken, gelockten Haare, die ihr wie ein Vorhang immer ins Gesichz fielen, sah sie sowieso sehr schlecht. Dazu noch der Nebel von den Raucherstäbchen, der hier, ganz hinten links im Raum, am stärksten war.

Man sah also nicht, wenn der Schwarzhaarige neben mir gemütlich vor sich hin schlummerte und mir meine Note versaute.

Ich breitete meine Schulbücher auf dem kleinen, abgewetzten Tisch aus, auf dem bereits zwei Tassen standen. Also ging es heute wohl um das Lesen eines Teesatzes, etwas, was ich nicht weniger spannend fand, als die Kristallkugel.

Meiner Meinung nach war es ein schönes Gefühl zumindest ein bisschen über seine Zukunft zu wissen. Mir war klar, dass das ja nur einen von Millionen Wegen war, trotzdem gab es eine Chance. Vielleicht würde ich hier tatsächlich heraus finden, was mich erwartete.

„Mr. Min wären Sie so freundlich und nehmen ebenfalls ihre Bücher hervor?", Mrs Fray stand vor unserem Tisch und schaute leicht lächelnd auf den Typen neben mir, der nur augenverdrehend ein paar Unterlagen aus seiner bedürftigen Schultasche kramte.

Zufrieden ging unsere Lehrerin wieder und stellte sich vor die Klasse, um zu erklären, was wir heute machen werden. Für mich nicht sonderlich interessant, ich blickte lieber meinen Tischnachbarn an.

Mr. Min, oder Yoongi mit Vornamen, schien schon beinahe wieder wegzupennen, aber heute werde ich ihm das nicht durchgehen lassen. Ich wollte eine gute Note und dieser halbwüchsige Kobold wird mir das sicher nicht nochmals versauen.

„Ich werde dich verpetzen, wenn du wieder einfach schläfst, okay?", meinte ich also flüsternd zu ihm.

Yoongi's Mundwinkel zuckten nach oben, als hätte er gewusst, dass ich das sagen würde.

„Mach doch", erwiderte er lediglich und lehnte sich ausatmend nach hinten.

Er schloss die Augen und döste vermutlich sofort.

Die Wut begann sich in meinem Magen auszubreiten, ich ballte meine Hände zu Fäusten. Dieser Typ machte mich einfach aggressiv, mit allem was er tat.

„Yoongi!", zischte ich. „Ich schwöre bei Merlin, dass ich dir dein Leben zur Hölle machen werden, wenn du jetzt einpennst."

Der Ältere öffnete bloss ein Auge und sah mich musternd an. Mein Selbstvertrauen schwand wieder ein bisschen.

„Ach ja? Und wie willst du das tun?"

„Du kannst dir nicht vorstellen, wie nervig ich sein kann", antwortete ich schnippisch und zog meine Knie an. „Frag meinen besten Freund."

„Mit nervigen Leuten kann ich umgehen, Ravi muss ich schliesslich auch aushalten."

Ich wusste nicht richtig, wer Ravi war. Ebenfalls ein Slytherin und er war irgendwie mit Yoongi befreundet, ab und an erwähnte der Schwarzhaarige ihn nämlich, aber meist im negativen Sinne.

„Dann tu' es wenigstens mir zuliebe", probierte ich es nun auf die nette Weise. Ich sah zu ihm, machte meine Augen grösser und schmollte ein wenig. „Ich will bloss eine gute Note, da Wahrsagen so ziemlich das einzige Fach ist, in dem ich nicht der totale Loser bin."

Das war nicht korrekt. Mein Schnitt in alles Fächern lag bei Erwartungen übertroffen. Aber vielleicht würde ja Mitleid Yoongi auf die richtige Spur bringen.

Wieder sah er mich von oben bis unten an, analysierte praktisch meinen Blick und liess mich ein wenig schwach werden. Dieser komische Ausdruck in seinen Augen verunsicherte mich einfach. Es war, als würde er direkt in meine Seele sehen.

„Also schön. Ich probiere nicht einzuschlafen", gab er dann klein bei und während ich innerlich meinen Sieg feierte erklärte Mrs Fray uns die Aufgabe.

Wir mussten unseren Tee in einem Schluck leeren und die Tasse dann unverändert auf das Tellerchen stellen. Der Satz, der blieb, konnte verschiedene Formen haben, wir bekamen ein kleines Buch zum Nachschlagen.

Yoongi begann, nahm einen grossen Schluck und stellte die Tasse dann wieder hin. Aufgeregt sah ich hinein, doch ausser Teekräuter konnte ich da kaum was erkennen.

„Das ist doch Bullshit", meinte der Schwarzhaarige nur. Ich knirschte mit den Zähnen, unterdrückte meine Wut dieses Mal aber.

Wieso war er überhaupt hier, wenn er gar nicht daran glaubte?

Nochmals sah ich auf den Boden der Tasse und begann dann in dem kleinen Buch zu stöbern, um ein Bild zu finden, das dem Motiv nahe kam. Erst nach wenigen Minuten fand ich eine Abbildung, die etwas Ähnliches zeigte, wie unser Teesatz.

Mit grossen Augen überflog ich die Zeilen, die daneben standen. Irgendwas von heller Zukunft, Glück und das Vergessen von Trauer. Aber ein Satz liess mich dann doch inne halten.

Oft hängt dieser Teesatz mit dem Finden der grossen Liebe zusammen. Die Götter lassen meist nicht lange auf sich warten, Geduld ist also nicht angesagt. Die Liebe wird eintreffen, wie ein Wirbelsturm und alles durcheinander bringen, was du kennst.

Überrumpelt sah ich zu Yoongi, doch der sah nicht mal ansatzweise in meine Richtung.

Mein Tischnachbar, der scheinbar bald seine grosse Liebe finden wird, war wieder eingeschlafen.

time turner | kookvWo Geschichten leben. Entdecke jetzt