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Taehyung PoV

Ein Kribbeln zog sich von der Stelle, an der Jungkook meine Haut berührte, mein Arm hoch bis zu meinem schneller schlagenden Herzen. Der junge Gryffindor löste so viel auf einmal in mir aus, das ich gar nicht mehr wirklich mit kam.

Meine Gedanken kreisten, mein Atem ging irgendwie schwer. Doch auf der anderen Seite hatte ich mich noch nie leichter gefühlt, es fühlte sich an, als wäre ich in eine unsichtbare Decke von Geborgenheit eingehüllt, die Jungkook mir immer umlegt, wenn er neben mir sitzt.

Ich kannte diese Gefühle nicht, ich hatte das noch nie gefühlt. Doch meine etlichen Liebesromane, die ich zuhause beinahe als Sammlung bezeichnen konnte, hatten mir gelehrt, was das Pochen meines Herzens und das flaue Gefühl im Magen, sobald er mich ansah, bedeuteten.

Eigentlich wollte ich das nicht. Eigentlich sollte meine Konzentration nur auf den bevorstehenden Prüfungen liegen. Aber an das dachte ich nicht, wenn Jungkook bei mir war.

Wenn er hier war, wenn er mich ansah, mich anlächelte, vergass ich alles Andere. Ich machte mir keine Gedanken, was für peinliche Dinge ich tun oder sagen könnte, was die Zukunft brachte oder wie das funktionieren könnte. Ich dachte dann an nichts mehr.

Ich sah nur ihn und spürte nur das Kribbeln in meinem ganzen Körper.

Verdammt...

„Wie war dein Tag, Tiger?", fragte Jungkook plötzlich in die Stille hinein, so dass ich fast zusammen gezuckt wäre.

„Gut...", meinte ich murmelnd. „Also normal eben."

Das war nicht ganz korrekt. Eigentlich war mein Tag nämlich schlichtweg beschissen gewesen. Nicht nur, dass ich vollkommen übermüdet war, sondern vor allem auch, dass es heute irgendwie alle Slytherins auf mich abgesehen hatten.

Eine Gruppe Erstklässler hatte es für lustig gefunden meine Schulbücher auf dem Gang zu verteilen, als ich gerade nicht aufgepasst hatte. In der zweiten Stunde wurde ich mal wieder umgerannt von einer anderen Truppe aus dem grünen Haus, die sich danach nicht mal entschuldigten. Und als wäre das nicht genug, hatte Hobi auch noch vor die gesamte Mittagspause nur von diesem Ravi oder wie er hiess, zu schwärmen.

Slytherins konnten mir heute definitiv gestohlen bleiben.

Jungkook sah mich hochgezogenen Augenbrauen an, er glaubte mir kein Stück. Aber zu meinem Glück fragte er nicht weiter, er akzeptierte mein Schweigen.

„Wie war deiner?"

Er riss bloss die Augen auf und schüttelte hysterisch den Kopf. Ich musste ab dem Verhalten lachen.

„Einfach schrecklich", meinte er.

„Schlafmangel?", fragte ich grinsend nach, er nickte.

„Zudem ich heute die blödsten Fächer hatte. Irgendwie mag mich die Schule nicht und platziert die alle in einem Tag..."

Ich musste leise kichern und strich über Jungkook's Handrücken, wie er das bei mir auch tat.

„Sieh es doch so, dann hast du alle überstanden", sagte ich, worauf der Gryffindor mir in die Augen blickte und ebenfalls lächelte.

„Du siehst die Welt sehr optimistisch", stellte er fest.

Ich merkte, wie meine Wangen leicht rot wurden. Alleine wenn er mich so ansah, mir seine gesamte Aufmerksamkeit schenkte, wurde ich verlegen.

„Ich bin ein Hufflepuff", begründete ich mein Verhalten und zuckte mit den Schultern.

Mein Blick wanderte zum Gelände Hogwarts, der See leerte sich nach und nach. Die Schüler machten sich auf den Weg zur grossen Halle, um zu Abend zu essen.

„Es ist nicht nur das", meinte Jungkook und nahm unsere Hände näher zu sich, so dass ich ihn wieder ansah. „Ich habe einfach noch nie solch einen aufgestellten, offenen Menschen getroffen, der jeden akzeptiert und zwar so wie er eben ist."

Mein Gesicht wurde nur noch heisser, ich begann auf meiner Unterlippe rum zu kauen, schlichtweg weil mir die Situation unangenehm war. Obwohl unangenehm vielleicht das falsche Wort war, eher ungewohnt und irgendwie speziell.

Ich wusste noch nicht, wie ich mit seiner charmamten Art umgehen sollte. Bis anhin hatte mir nie jemand solche Komplimente gemacht.

„D-Danke", stotterte ich also unbeholfen, was den Schüler nochmals zum Kichern brachte.

„Und dazu bist du auch noch zum Anbeissen süss."

Mein Herz begann noch schneller zu schlagen, ich hörte das Pochen in meinen Ohren. Das Kribbeln in meinem Bauch verstärkte sich, breitete sich in meinem ganzen Körper aus, bis zu den Fingerspitzen.

Ich merkte, wie Jungkook ein wenig näher zu mir rutschte. Instinktiv wollte ich mich wieder von ihm entfernen, doch irgendwas hinderte mich daran. Vielleicht war es sein Blick, mit dem er mein Gesicht musterte, vielleicht war es aber auch das Prickeln, das in der Luft hing.

Vorsichtig hob ich mein Blick an und sah in Jungkook's Augen, die mir funkelnd entgegen strahlten. Die kleine Galaxie darin schien sich zu drehen, je näher sein Gesicht meinem kam.

Ich sah die Details seiner Haut, die blasse Farbe, die im Schein der untergehenden Sonne leicht golden schimmerte. Ich sah das kleine Muttermal genau unterhalb seiner Lippen.

Sie sahen so weich aus... So verführerisch weich.

Ich hätte dem beinahe nach gegeben. In dem Moment hätte Jungkook es beinahe hin gekriegt, dass ich mich gänzlich fallen lasse, dass ich mich gänzlich auf ihn einlasse.

Irgendwas an ihm liess mich einfach schwach werden, liess mich alles vergessen. Am liebsten hätte ich mich vorgebeugt und uns auf diese Weise vereint, tief im Inneren wollte ich das defintiv.

Doch mein Kopf blockierte. Es hätten nur wenige Millimeter gefehlt. Aber ich stoppte. Ich stoppte ihn, aber vor allem stoppte ich mich selbst.

Das wäre nur ein Fehler.

„J-Jungkook... Ich...", stotterte ich irgendwas und legte meine Hände leicht auf seine Schultern, um ihn weg zu drücken.

Er sah mich einen Moment perplex an, als hätte von sich selbst gar nicht erwartet, das sowas passieren könnte. Als hätte er es selbst nicht registriert, was wir hier fast getan hätten.

„T-Tut mir Leid", sagte er sofort, doch ich schüttelte nur leicht lächelnd den Kopf.

„Schon gut."

Trotzdem wollte ich so schnell wie möglich aus dieser drückenden Situation raus, weg von ihm, weg von dem Gefühl, im freien Fall zu sein.

„I-Ich sollte langsam zurück. Ich will mich vor dem Essen noch umziehen", sagte ich als Erklärung und selbst wenn sie nicht viel taugte, war es besser als ohne zu gehen.

Der junge Gryffindor nickte, ich sah die leichte Enttäuschung in seinen Augen, die mich beinahe wieder aufgehalten hätte. Das Glitzern war aus seinen Pupillen verschwunden, das Prickeln brutal aus der Luft gerissen worden.

„Bis dann", meinte ich noch schnell, ehe ich vom Balken runter kletterte und mit wackligen Knien zur Treppe lief.

„Bis dann", hörte ich noch leise.

Ich stürmte die Treppen runter, rannte durch die Gänge, bis ich vor dem Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs stand. Ich wusste nicht wieso, aber meine Hände begannen plötzlich zu zittern, meine Knie knickten ein und ich landete unsanft auf dem Boden.

Ich schlug mir die Hand vor dem Mund, wollte mein Schluchzen ersticken, doch die dicken Tränen bahnten sich bereits ihren Weg meine Wange runter...

Was hab ich da bloss getan...

time turner | kookvWo Geschichten leben. Entdecke jetzt