•4•《Augen-Visionen》

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Ich ging hoch in mein Zimmer, um mich kalt zu duschen, mir meinen Schlafanzug anzuziehen und mich in mein Bett zu legen. Einschlafen konnte ich aber noch lange nicht...

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Sicht von Blake

Ich war in Gedanken immer noch bei dem heutigen Tag. Wieso hatte ich in Ryders Augen gesehen, was er und ich als nächstes machen würden? War das immer so oder nur in bestimmten Situationen, wie einem Kampf? Konnte ich das trainieren? Das war bestimmt ein Vorteil im Kampf! Aber was war passiert, als ich über Ryders Pfote gestrichen hatte? Konnte ich das kontrollieren? Das konnte ich doch bestimmt an dem Kratzer ausprobieren, der da noch geblieben war! Warum waren mein Finger kalt geworden, genauso wie seine Pfote? Ging das auch bei größeren Verletzungen? Aber was ich eigentlich gar nicht wissen wollte, war, was passiert wäre, hätte ich Ryders Pfote nicht heilen können. Wäre er dennoch mein Freund geblieben? Er war mein einziger Freund. Außer ihm hatte ich Keine.

Eine Träne rollte meine Wange runter. "Blake, hör auf darüber nachzudenken!", sagte ich zu mir selbst. "Es ist bestimmt schon ein Uhr!" Ich versuchte zu schlafen, aber blieb noch lange wach - bestimmt bis zwei Uhr. Mein letzter Gedanke war, dass ich mich gleich morgen früh bei Ryder entschuldigen würde. Danach glitt ich in einen traumlosen Schlaf.

Am nächsten Morgen wurde ich von hellem Licht geweckt. Hatte ich etwa gestern Abend vergessen, meine dunkelblauen Gardinen zuzuziehen? Wahrscheinlich habe ich da gestern Abend einfach nicht mehr drauf geachtet. Wie spät war es eigentlich? Wo hatte ich denn nur mein Handy hingelegt? Ich setzte mich in meinem Bett auf und suchte mit halb geschlossenen Augen den Raum nach meinem Handy ab. Ach hier! Ich hatte es auf meinem Nachttisch liegen lassen! Ich griff danach und hätte fast die Lampe runter geschmissen, aber hielt es schließlich doch in meiner Hand. Was schon zehn Uhr? Wieso hatte mich niemand geweckt?

Ich sprang aus dem Bett und lief in mein kleines Bad. Dort bürstete ich mir meine hüftlangen, welligen, dunkelblonden Haare, die ich zu einem hohen Pferdeschwanz zusammenband. Dann lief ich runter in die Küche und sah Mama, Papa und Derek am Küchentisch sitzen und frühstücken.

"Warum habt ihr mich nicht geweckt?", fragte ich. Mama sah mich mit einem Lächeln an und antwortete mir: "Wir wollten dich noch etwas schlafen lassen. Schließlich ist es ja gestern Abend spät geworden." "Und du musst heute weiter trainieren und deshalb ausgeschlafen und fit sein!", ergänzte Papa. Ich nickte nur und setzte mich zu ihnen. Zum Frühstück gab es Vollkornbrötchen mit einer Rhabarber-Johannisbeer-Marmelade, die wirklich himmlisch schmeckte - besonders zu Vollkornbrötchen oder Brot.

"Wann hattest du vor, wieder trainieren zu gehen?", fragte Derek nach einer Weile.

"Ich bin mir noch nicht sicher. Ich werde mal Ryder anschreiben", antwortete ich und stellte meinen leeren Teller auf die Spüle. Dann ging ich in mein Zimmer - Richtung Handy. Es lag noch immer auf meinem Bett. Auf WhatsApp suchte ich dann in meinen Kontakten nach Ryders Nummer, um ihm eine Nachricht zu schreiben:

Hi Ryder, gehst du heute wieder trainieren? Wenn ja, könnte ich dann noch ein bisschen mit dir und Derek üben?

Und senden!

Normalerweise antwortet er schnell, mal sehen wie lange er heute dafür braucht!

Ich legte mich auf mein Bett und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen, bis ich auf meinem Schreibtisch meinen Zeichenblock entdeckte. Ich sprang auf und lief zu meinem Schreibtisch, setzte mich auf meinen Stuhl und sah mein letztes Bild an.

Plötzlich ließ mich mein Klingelton aufschrecken. Ryder hatte mir geantwortet. Das ging echt schnell.

Ja natürlich, ich bin heute den ganzen Tag da!, schrieb er. Meine Antwort darauf war nur: Ok, ich komme gleich.

Ich schnappte mir meine Messer und lief zu Dereks Zimmer. Kurz vor seiner Zimmertür konnte ich hören, wie er Gitarre spielte. Ich hörte ihm kurz zu. Er konnte wirklich gut spielen! Dennoch rief ich: "Derek? Hast du Zeit trainieren zu gehen?" "Natürlich! Jetzt gleich? Ich habe heute nichts anderes zu tun!", rief er zurück. "In 5 Minuten unten!", bestätigte ich und lief in das Wohnzimmer zu Mama und Papa. "Ich gehe mit Derek noch etwas trainieren!" sagte ich. Die beiden nickten zustimmend und ich verschwand wieder in den Flur wo Derek auch schon stand und fragte: "Können wir los?" "Natürlich", gab ich zurück und öffnete die Tür.

Wir gingen zum Trainingsplatz, wo auch schon Ryder stand und auf uns wartete. Ich zeigte ihm mit einer Handbewegung, dass er zu uns unter die Buche kommen sollte. Als wir alle unter dem Baum saßen begann ich zu sprechen: "Also erstens: Ich möchte mehr über meine Fähigkeiten herausfinden und sie, wenn das geht, trainieren. Aber erstmal möchte ich herausfinden, ob das mit den Augen immer so ist oder nur, wenn ich es möchte oder brauche. Aber ich weiß nicht, wie ich das machen soll. Habt ihr vielleicht Ideen?", fragte ich etwas verunsichert. Da aber keiner der beiden antwortete sprach ich weiter: "Und zweitens: Ich möchte mir nochmal deinen Fuß ansehen, Ryder! Und drittens möchte ich mich bei dir entschuldigen!" Ich warf ihm auch einen entschuldigenden Blick zu, den er mit einem leichten nicken quittierte. "Alles ok, kann passieren. Warte kurz, ich muss mir eben meinen Schuh ausziehen", sagte Ryder und hielt mir seinen Fuß hin. Er sah aus, als hätte sich Ryder nur etwas gekratzt. Ich konzentrierte mich auf seinen Fuß, schloss die Augen und strich mit meinen Fingern über seinen Kratzer. Meine Finger wurden wieder eiskalt. Ich öffnete die Augen und sah dieses Mal ein leichtes hellblaues Licht. Der Kratzer verschwand in sekundenschnelle. "W...Was war d...das?", hörte ich Derek hinter mir stammeln. "Ich weiß es nicht, aber ich weiß jetzt, wie ich es kontrollieren kann!" sagte ich bestimmt und richtete mich wieder auf. Ich sah zu Ryder, der fasziniert zwischen mir und seinem Fuß hin und her sah.

"Ok! Können wir jetzt versuchen das mit den Augen zu trainieren?" fragte ich. Die beiden sahen mich an, aber sagten nichts. Ryder war der Erste der sich wieder gefasst hatte und begann zu nicken. "Aber wie willst du das machen?", fragte Derek. "Weiß ich noch nicht so genau, aber ich hätte gerne einen neuen Namen dafür. Ich möchte das nicht immer 'Augen ding' nennen!", antwortete ich ihm. "Wie wäre es mit Augen-Visionen!" rief Ryder euphorisch. "Das hört sich gut an", stimmte ich ihm zu.

"Ich weiß, wie wir die Augen-Visionen trainieren können!", rief Derek plötzlich dazwischen "Wie wäre es, wenn du mir in die Augen siehst und mir dann sagen musst, was ich vorhabe." "Gute Idee!", stimmten Ryder und ich ihm zu.


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Kapitel 4!
Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen.

1100 Wörter

ElementwölfeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt