Bis zu meiner Brust stand ich mitten in einem Weizenfeld. Ich konnte mich umsehen und sah an mir herunter und erkannte die Shorts und das Top das ich getragen hatte, als das alles angefangen hatte.
Meine Augen huschten umher, während ich meine Umgebung begutachtete. Alles war in roten Nebel getaucht, der meine Sicht auf ein paar Meter um mich herum beschränkte. Roter Nebel?
Zögerlich sah ich in den Himmel, der Mond stand direkt über mir... und kam immer näher. Ich stand hier wie festgefroren und konnte mich nicht einen Zentimeter bewegen, nun nicht einmal mehr den Blick abwenden. Mit einem Mal wurde mir immer wärmer und es wurde heller um mich herum.
Mit aller Kraft schaffte ich es, meinen Blick von dem Mond loszureißen, der bereits mein gesamtes oberes Blickfeld einnahm. Hinter mir hörte ich es knistern. Feuer?
,,Elisa!", rief jemand laut und ich schreckte auf. Während ich versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen, richtete ich mich auf. Das war... nur ein Traum? Wieso war alles rot?
Der Geruch von Kaffee und Wald brachte mich letztendlich zurück in die Realität, in der ich auf Hunters Bett saß und er auf der Kante dieses. Seine Hand berührte mein Gesicht und mit seinem Daumen strich er Tränen von diesem. Ich wusste nicht einmal, dass ich geweint hatte.
,,Geht's wieder?", fragte er und ich nickte stumm. Was sollte ich auch sonst tun? Im nächsten Moment wurde mir bewusst, wie nahe sich unsere Gesichter waren und ich riss meine Augen noch weiter auf. ,,Ach du heilige..." Mein Gesicht wurde heiß und ich wandte ruckartig meinen Kopf von ihm ab, weshalb er sich ein Glucksen nicht verkneifen konnte.
,,Hör auf zu lachen, Idiot.", murmelte ich beschämt. ,,Ach kleine", meinte er und ließ sich nach hinten auf das Bett fallen, sodass er mit dem Rücken auf meinen Beinen lag. Seine Hand weilte auf seiner Brust und er machte eine dramatische Pause.
,,Fällt dir wirklich keine bessere Beleidigung ein?", fragte er und sah von der Seite zu mir hoch. Dieser Blick nahm mich vollkommen in Besitz. Betont lässig befreite ich mich aus der Decke und legte mich mit Abstand neben ihn, nun sahen wir beide an die Decke.
Besonders interessant ist die aber nicht wirklich. Höchstens teuer. ,,Unten steht übrigens irgendein hysterisches Mädchen, die zu dir will. Kira oder so.", meinte er beiläufig und ich setzte mich auf. Kira? Warte meint er..
,,Katie? Woher weiß sie, dass ich hier bin?", fragte ich grinsend und sprang auf.
,,Kim, habe ich doch gesagt." Ich schlug ihm gegen die Schulter. In der Eile schnappte ich mir einfach einen seiner Hoodies und eine Jogginghose. ,,Warte Elisa. Hast du ihr nicht gesagt, wo du jetzt lebst?" Hunter hielt mich an der Tür auf und sah mich an.
,,Wie denn?", fragte ich ihn ironisch und lief an ihm vorbei die Treppe runter zur Tür. Und tatsächlich, Katie stand dort mit mehreren Koffern hinter sich und lief ohne zu zögern an mir vorbei in die Villa. ,,Ich dachte schon, dass du mich nie reinlässt, Luna."
Was redet sie da? Und wieso nennt sie mich Luna? An mir vorbei spürte ich einen Windzug und plötzlich wurde Katie von Hunter an die Wand gedrückt. Er knurrte bedrohlich und im Augenwinkel konnte ich seine roten Augen sehen.
Katie schrie und versuchte sich vergeblich zu befreien. ,,Hunter, hör auf!", rief ich verzweifelt. War er verrückt geworden? Er brachte sie noch um! Ich versuchte ihn mit aller Kraft von ihr wegzuziehen, doch er bewegte sich nicht einen Zentimeter weg.
,,Wo sind die anderen?", fragte er sie bedrohlich und seine Stimme klang vollkommen anders als sonst, bedrohlich und tief.
,,Von was redest du, Hunter? Lass Katie los!", schrie ich ihn an, ihr Gesicht begann bereits sich blau zu verfärben. Ich bekam Panik, als ich auch noch sah, dass ihre Füße nicht einmal den Boden berührten. Bis vor ein paar Minuten war er mir noch so vertraut gewesen und nun war er dabei, das einzige Mädchen zu töten, das mich bisher wirklich akzeptiert hatte.
Für einen Zeitraum, der sich für mich wie Stunden anfühlte, war es vollkommen still. Nur langsam setzte er Katie auf dem Boden ab, behielt seine Hand jedoch an ihrer Kehle. Ich wagte nicht, laut zu atmen. Keine Ahnung, was hier geschah, aber ich hatte Angst und keine Ahnung davon, was sein Problem war.
Die Türen um uns herum öffneten sich plötzlich und Adrian und weitere Leute brachten Katie weg. Ich wollte ihr nach laufen, doch Hunter hielt mich zurück. ,,Was soll das Hunter?", keifte ich ihn an.
Eher nebenbei sah ich, dass sich seine Augen langsam wieder grün färbten. ,,Was ist dein scheiß Problem?" Er ballte seine Hände zu Fäusten und zischte etwas. ,,Öffne die Koffer.", wiederholte er ohne jegliche Emotion. Ich zögerte, riss mich dann aber zusammen und tat das, was er verlangte. Doch das einzige was ich vorfand, war meine Kleidung. ,,Ist das dein-", setzte ich mit angespanntem Kiefer an.
,,Sieh genauer hin, Elisa!", meinte er gereizt und ich schloss für einen Moment meine Augen und atmete tief ein. Dabei roch ich etwas mir bekanntes und hob eines meiner Shirts an. Darunter befanden sich aufgeplatzte Tüten voller weiß-silbernem Pulver.
,,Was ist das?", fragte ich zu Hunter gewandt, der sich neben mich kniete und seine Nase rümpfte bei dem Geruch des Pulvers. ,,Das einzige was einen Werwolf wirklich umbringen kann, ist Silber. Und das Elisa, ist Silberpulver."
Er hielt mir seine Hand hin, auf der Brandblasen und extrem gerötete Haut zu sehen war. Das war die Hand, mit der er Katie festgehalten hatte. ,,Alles an ihr war voll von dem Zeug. Ich kenne mittlerweile den Geruch von diesem Zeug und den Leuten, die uns tot sehen wollen. Und Elisa es tut mir leid, aber sie gehört dazu."
Ich schluckte schwer.
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Vollmond total - Violett
Hombres Lobo▪️ 1. Teil der Vollmond Reihe▪️ Unwissen kann dich umbringen. Elisa fürchtet sich davor. Hunter scheint dieses Wort nicht in seinem Wortschatz zu haben.