Ein Jahr später..
,,Violet, wo ist der Champagner?", rief ich durch das Haus, gleichzeitig stellte ich mehrere Dutzend Gläser auf die Tabletts, die auf der Ablage und der Kücheninsel standen.
Ich wusste nicht einmal, dass es hier so viele Gläser geben könnte. ,,Hier!", antwortete Violet, als sie mit mehreren Kartons in die Küche lief.
Sie stellte sie ab und zog dann eine der Flaschen aus einem der Kartons. Ein Grinsen lag auf ihrem Gesicht, als sie bedeutungsvoll mit ihren Augenbrauen wackelte. ,,Dann lassen wir die Korken mal fliegen."
Ich grinste. ,,Such dir ein paar Leute die dir helfen.", meinte ich und sie nickte. ,,Mach ich, Luna." Violet lief wieder aus der Küche.
Trotz dessen, dass ich die dumpfen Schritte von oben hörte, war es still. Eulen huuten auf Ästen vor der Fensterfront, sie stachen hervor, sobald sie auf dem schneebedeckten Boden eine Maus erlegten.
Der Vollmond schien auf mich und spiegelte sich in den Gläsern wieder. Es beruhigte mich, trotz des Wissens, dass sich das bei jedem Vollmond wieder ändern kann. Ich griff nach einem Tablett mit Gläsern und wollte es auf die Kücheninsel stellen, als eines der Gläser herunterkippte.
Genervt bereitete ich mich auf das Scherbenmeer vor, das nicht kam, weil jemand in letzter Sekunde nach diesem Glas griff. ,,Kleine.", Hunter stellte das Glas elegant auf einem Tablett ab und zog mich zu sich, indem er einen Arm um meine Taille schlang.
Seine Augen waren rot. ,,Talos.", begrüßte ich den dominanten, inneren Wolf von Hunter. Mit einer anderen, zusätzlichen Seite von Hunter auszukommen war schwer, aber nicht einmal das konnte uns trennen.
Das rot wich dem unverschämt attraktiven Smaragdgrün mit dem Silberschein von dem Mond und er grinste verschmitzt, verstärkte seinen Griff um meine Taille. Die Stelle wurde warm, sand kleine Stromschläge durch meinen Körper.
Ich beugte mich vor, zu seinem Ohr. Sein Adamsapfel hüpfte als er schwer schluckte. ,,Wir müssen den anderen bescheid sagen.", sagte ich und lehnte mich zurück.
Für einen Moment schien er sprachlos, dann zwickte er mich in den Arm. ,,Meinetwegen.", brummte er. Plötzlich pfiff er erschreckend laut, sodass ich zusammenzuckte.
Er gluckste. Ich schlug ihn auf seine Brust. Hat er vermutlich sowieso nicht gespürt. Seine Brust vibrierte dabei und als die Rudelmitglieder in die Küche stürmten, stellte er sich neben mich.
Hunters Arm blieb dabei stetig an der gleichen Stelle. ,,Jungs, ihr tragt die Gläser, Mädchen ihr füllt den Champagner ein. Danach bringen wir alles auf's Dach."
Gesagt, getan. Und alle hatten einen Heiden Spaß daran. Uns war oben unter den Sternen nicht kalt. Lachen und Zusammenhalt wärmte uns.
Alles fühlte sich richtig an. Ich war vielleicht naiv, traf dumme Entscheidungen und habe falsche Dinge gesagt, aber in diesem Moment fühlte sich alles okay an. Ich fühlte mich, als würde ich dazu gehören.
Das hier war mein Zuhause.
Im Dorf haben die Jungs ein fernanzündbares Feuerwerk organisiert, sodass wir nur bis Mitternacht warten mussten, ohne viel machen zu müssen.
Wir verbrachten die Zeit indem wir redeten und uns von dem Mondlicht anscheinen ließen. Vielleicht nur eine Vermutung, aber es schien, als würden die Werwölfe das Licht genießen.
Kurz vor Mitternacht zog mich Hunter von Violet und dem Rest weg, etwas Abseits. ,,Hey!", meinte ich ärgerlich.
Statt sich zu erklären, hielt er mir die Fernbedienung für das Feuerwerk vor die Nase. ,,Kleine, ich finde, dass du das machen solltest." Ich zog einen Mundwinkel hoch.
,,Wieso?", war meine einzige Frage. Keine Antwort. Zähne zusammenbeißen, Elisa. Ich griff nach der Fernbedienung und zog Hunter wieder zu den anderen, die uns sogleich zwei Champagnergläser in die Hand drückten.
Das Feuerwerk würde vor uns stattfinden, der Mond würde auf uns herunter strahlen. Kalte Wassertropfen trafen auf meine Hand, der Geruch des Getränkes stieß mir in die Nase, als der Countdown von den Rudelmitgliedern erklang.
,,5" Hunter stellte sich neben mich und legte seinen Arm um meine Taille, zog mich zu sich heran.
,,4" Ich umfasste die Fernbedienung fester.
..3" Die Sekunden vergingen langsamer.
,,2" Violet und Adrian stellten sich zu uns.
,,1 und 0", hauchte ich mit und drückte den Knopf.,,Frohes, neues Jahr!", reifen alle. Wir stießen an, sahen zu, wie die Feuerwerkskörper in die Luft stiegen und dann explodierten.
Ich trank einen Schluck des Champagners. In meinem Mund prickelte der Alkohol, erfrischte warm und kalt zugleich meine Sinne.
Hunter hob meinen Kopf mit seinem Finger an. Seine Augen funkelten in den schillerndsten Farben spiegelten sie die Feuerwerkskörper.
Sein Gesicht kam meinem näher, bis sich unser Atem vermischte. Die kleinen Nebelwolken stiegen zwischen uns auf. Sein Blick glitt runter zu meinen Lippen und wieder hoch in meine Augen.
Doch bei mir war es nicht anders. Als habe er eine Anziehungskraft auf mich, die uns kollidieren ließ.
Eine kurze Sekunde zögerte er noch, wartete auf meine Reaktion, doch als diese ausblieb, legte er seine Lippen auf meine. Er schmeckte nach Champagner. Meine Augen waren geschlossen, als ich mich an ihn lehnte und er seine Arme um mich schlang.
Jedes Mal wieder, jede einzelne Kuss ließ mich ertrinken in seinem Geruch, seinem Charakter und seinen Lippen. Ganz und gar magisch.
,,Weißt du jetzt wieso?", fragte er leise, als wir uns voneinander lösten. Kurz musste ich nachdenken und schüttelte meinen Kopf.
,,Weil ich dich liebe, Kleine." Mein Herz schien einen Sprung zu machen.
,,Ich liebe dich auch, Hunter."
Für einen kurzen, weiteren Moment sahen wir uns an, bis ein Schrei erklang.
Mein Blick huschte alarmiert über die Rudelmitglieder, die plötzlich allesamt still geworden waren.
Erst einen Moment später sah ich, was sie sahen- und griff nach Hunters Hand. Wir sind nicht alleine. Er drückte sie.
Der Mond, mit seinem silbernen Schein glühte. Er wurde immer heller, ein Wunder dass uns das nicht aufgefallen war. Dafür rückten nun die Geräusche des Feuerwerks in den Hintergrund.
Es tat weh, in das Licht des Mondes zu sehen. Plötzlich, als wenn etwas aus dem Inneren des Mondes aufreißen würde, strahlten rote Stränge von dem Mond auf die Erde.
Gemurmel ging durch die Mitglieder, erschreckende Laute und zersplitternde Gläser. Ich bewegte mich keinen Millimeter, selbst als schließlich der ganze Mond rot war, war ich wie festgefroren. Hunter wich neben mir keinen Schritt weg. Unsere Blicke verdunkelten sich gleichzeitig.
Der Mond war rot, glutrot.
Fortsetzung folgt...

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Vollmond total - Violett
Werewolf▪️ 1. Teil der Vollmond Reihe▪️ Unwissen kann dich umbringen. Elisa fürchtet sich davor. Hunter scheint dieses Wort nicht in seinem Wortschatz zu haben.