|Will|

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Das Gift war eindeutig noch immer nicht vollständig aus meinem Körper gewichen.

Es kostete mich einiges an Anstrengung ruhig zu atmen und es fühlte sich so an als wäre ich nach einem anstrengenden Sprint abrupt stehengeblieben.

Nach einiger Zeit war der Schmerz in meinen Handgelenken stärker als der, der sich durch meinen Venen und mein Herz fraß wie Motten durch Kleidung.

Ich richtete mich auf, um so meine Handgelenke etwas zu entlasten.

Ein paar einzelne Haarsträhnen hatten sich in mein versschwitztes Gesicht verirrt und klebten nun praktisch an meiner Stirn.

Wieso haben sie mich verdammt nochmal hier gefesselt?

Eigentlich müssten sie doch denken, dass ich tot sei!

Der Raum war winzig, gerade so groß, dass ich und der Stuhl hier reinpassten.

Könnte ich meine Füße ein paar Zentimeter bewegen, was durch die verdammten Seile verhindert wurde, könnte ich bereits die andere Seite des Raumes berühren.

Rechts neben mir war die Tür, soweit ich erkennen konnte, da durch den Spalt am Boden etwas Licht in das Zimmer schien.

Ich drehte meinen Kopf nach hinten und erkannte schemenhaft die Wand, als mir etwas ins Auge sprang.

Eine absolut riskante Idee formte sich in meinem Kopf.

Mutig und entschlossen, das kriege ich hin.

Für Hunter..

Ich begann mein Körpergewicht hin und her zu verlagern, bis der Stuhl nach dem dritten Versuch endlich zu kippeln begann.

Mehr und mehr Schwung sorgte dafür dass ich schließlich endgültig nach hinten kippte und fiel.

Doch der Aufprall war nicht weit.

In der letzten Sekunde zog ich meine Hände so weit wie möglich auseinander, sodass der Nagel welchen ich in der Wand entdeckt hatte bei meinem Aufprall auf ein Stück des Seiles traf und riss.

,,Ja!'', murmelte ich erleichtert und hatte es nach kurzer Zeit geschafft, meine Handgelenke davon zu befreien.

Kurz fasste ich mir mit leicht verzogenem Gesicht mit einer Hand an meinen Hinterkopf, mit welchem ich an die Wand gestoßen war, bevor ich auch meine Beine befreite, in welche ich langsam wieder Gefühl bekam.

Du willst ein Ende von all dem, Katie? Bitte, das kriegst du.

Ich machte mir nicht die Mühe, leise aus dem Raum zu verschwinden. Sobald ich stand und nicht umfiel, aufgrund des krassen Schwindelgefühls, trat ich gegen die Tür.

Mit einem lauten Poltern prallte sie gegen die Wand, als ich in das Licht des Ganges trat. ,,Nehmt sie sofort gefangen!", brüllte jemand.

,,Wie kann sie noch am leben sein?", fragte ein anderer, als zwei Männer auf mich zu rannten. Ich war kein kleines, hilfloses Mädchen mehr.

Ich würde kein Werwolf werden und ich war keine Hexe. Mein Name ist Elisa Wilson und ich werde für das kämpfen, für das es sich lohnt.

Ich atmete zwischen den Schritten der Wachen ein- und stieß ein Heulen wie ein Wolf aus. Laut und klar.

Als die beiden Wachen blutbesudelt auf dem Boden lagen, hörte ich mehrere Rudelmitglieder ebenfalls heulen, sie antwortete mir.
Zwar schwächer, aber sie waren da.

Hinter jeder Tür waren sie. Angekettet in Zellen aus Eisen. Es kam mir zugute, dass ich kein Werwolf war, denn ich konnte das Eisen berühren und sie mit dem Schlüssel eines der Wachmänner befreien.

,,Wir müssen alle befreien.", sagte ich zu den Zwillingen und gab einem von ihnen den Schlüssel. Sie waren zwar verletzt, aber es heilte bereits wieder.
,,Hier."

,,Danke, Luna.", sagte Caspar leise, als ich mich gerade abwandte. Ich lächelte. ,,Wir schaffen das, gebt nicht auf."

Die Gänge waren lang, ich schätzte, dass wir in einem Kellersystem waren. Anders konnte ich mir das nicht erklären.

Keine weiteren Wachen begegneten mir, als ich einem Geräuschepegel folgte. Das Licht der Glühbirnen war dunkel und ich lief in stetiger Anspannung einer Wache oder gar Katie zu begegnen, weiter.

Oh Hunter, bitte sei am Leben.

Der Gang mündete direkt in der Eingangshalle des Rathauses. Keine Spur von Katie, nur von zwei Wachen, die ich aus dem Schatten heraus sah.

,,Luna.", flüsterte jemand hinter mir und ich drehte mich um. Adrian. Ein Auge konnte er kaum offenhalten, sein Gesicht war blutverschmiert.
,,Geht es dir gut?", fragte ich ihn leise. Er wimmelte ab.
,,In der Luft muss eine geringe Dosis Eisenpulver sein, sonst würden unsere Wunden schneller heilen."

Ich nickte und drehte mich wieder um. ,,Wir müssen nach oben.", sagte ich und deutete auf die Treppe hinter den Wachen.

,,Wir lenken sie ab." Keine Sekunde später rannten drei gigantische Wölfe, darunter Adrian auf die Wächter zu und lenkten sie von der Treppe weg, sodass ich hoch rennen konnte.

Ich ahnte, was mich oben erwarten würde und in meinem Kopf erschienen die Szenarien, doch es war alles leer in dem Empfangsbereich.

Auch der Stuhl, den mir die Hexen gezeigt haben. Das konnte ich trotz der Dunkelheit erkennen.
,,Fuck."

Langsam ging ich auf den Stuhl zu. Ich fühlte mich unwohl und beobachtet, doch das war mir gerade egal. Hier war es still.

Auf der Lehne spürte ich eine dunkle Flüssigkeit, ebenso wie auf dem Boden davor. Wut brodelte in meinem Innern auf.
Seile lagen nirgendwo.

,,Suchst du etwa deinen großen Alpha?"

Vollmond total - ViolettWo Geschichten leben. Entdecke jetzt