|Stolen|

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,,Dir ist aber bewusst, dass wir nicht mehr im Mittelalter leben?", fragte ich Hunter skeptisch, während ich in einer Hand das Schwert hielt.

Es war ein schmales Langschwert, der Griff aus Kunstleder und das Metall schimmerte Bunt in der Sonne.

Es sieht wirklich cool aus, aber was genau soll ich damit?

,,Hunter? Verdammt du Idiot, das ist nicht witzig!", rief ich genervt als er nirgends zu sehen war.

Wir, oder jetzt gerade ich stand auf der ,Trainingslichtung' auf welche ich bis vor einer Stunde nur heruntergeschaut hatte und meinen Kaffee getrunken hatte.

Ich blieb leicht geduckt stehen, die Schwertspitze auf den Boden gerichtet und schloss meine Augen.

Hunter verschwindet nicht einfach so, er will mich testen.

Ich lauschte den Geräuschen des Waldes, hörte Vogelzwitschern, leises rascheln von weiter weg und den rauschenden Wind, der um mein Gesicht fegte.

Abgesehen davon blieb alles still, bis plötzlich der Schnee hinter mir knarzte.

Sofort wirbelte ich herum und hob schwungvoll mein Schwert, welches klirrte als es mit Hunters Schwert zusammenprallte.

,,Du warst zu laut.", stellte ich amüsiert fest, wir hielten unsere Schwerter in der gleichen Position.

Er schaute auf mich runter und grinste verschmitzt.

,,Mag sein, aber nach dem Angriff kommt der Kampf."

Ich riss meine Augen auf und konnte ihm gerade so ausweichen und landete auf dem Boden, bevor mich sein Schwert 
an der Schulter traf.

Schnell stand ich auf und ignorierte den Schnee, der jetzt meine Kleidung durchnässte.

Meine Augen waren auf Hunter gerichtet, welcher sofort wieder auf mich zu rannte.

Seine muskulöse Gestalt und das ebenfalls große Schwert ließen ihn bedrohlich wirken.

Natürlich hatte ich irgendwo Angst in diesem Moment, doch ich wusste auch, dass er mich niemals ernst verletzen würde.

Ich fasste den Griff des Schwertes noch fester und parierte mit ausweichenden Schwerthieben seinen Angriff.

Überleg dir was, Elisa!

Ich musterte die Umgebung um uns herum und bemerkte ein paar einzelne Bäume.

Mir kam eine Idee.

,,Immer auf die körperlich Schwächeren, also echt.", scherzte ich und machte in der selben Sekunde einen Satz zur Seite, sodass das Schwert von Hunter nun im Baum steckte.

Sofort machte ich wieder einen Satz, diesmal auf ihn zu und hielt ihm das Schwert an seine Kehle.

Er hob grinsend seine Arme in die Höhe, so als ob er sich ergeben wollte.

,,Gewonnen.", sagte ich lächelnd, leicht neckisch.

,,Wirklich?", Hunter zog eine Augenbraue hoch und in der nächsten Sekunde drückte er mich leicht an den Baum daneben und hielt mir mein Schwert an meine Kehle.

,,Du bist unfair, Wolf.", beschwerte ich mich schmollend und erinnerte ihn mit dieser Bezeichnung daran, dass er mir körperlich komplett überlegen war.

,,Auch das mag sein, solange ich das dadurch bekomme, was ich möchte.", flüsterte er und ließ das Schwert neben uns gegen den Baum fallen. Mein Herz begann schneller zu schlagen.

Was hat er vor?

Danach stützte er sich mit einem Arm an dem Baum ab, seinen anderen legte er sachte auf meine Taille. Meine Atmung setzte bei seiner Berührung kurz aus und seine Augen nahmen mich gefangen.

,,Und was willst du bekommen?", mehr als ein flüstern bekam ich nicht heraus, die Stelle an der er mich berührte kribbelte. Ich biss mir mit gesenktem Blick auf meine Lippe.

,,Dich.", lautete seine Antwort und ich sah zu ihm hoch.

Mir wurde warm, mein Herz schlug so schnell als wäre ich einen Marathon gelaufen. Sein Gesicht war nur ein paar Millimeter von meinem entfernt, ich spürte seinen warmen Atem auf meiner kalten Haut. Wie in Zeitlupe beugte er sich vor und legte dann entschlossen seine Lippen auf meine.

Zärtlich erwiderte ich den Kuss und lächelte, grinste dabei, während ich meine Hand auf seine Wange legte.

Das Schicksal ist schon verkorkst.

▪️

,,Hunter?", rief ich laut durch die Villa.

,,Ja?", rief er ebenso laut fragend zurück, kurz darauf stand er dann auch in der Tür des Zimmers.

,,Wo ist das Tagebuch?", ich durchsuchte bereits zum dritten Mal den Schreibtisch.

Ich habe es in die Schublade getan!

Doch es war nicht dort, ganz gleich wie oft ich nach sah.

Hunter kam auf mich zu und schien etwas sagen zu wollen, als er plötzlich inne hielt.

Er kam einen Schritt näher, spannte sich an und schien etwas zu riechen.

,,Du wirst dein Buch nicht finden, kleine.", stieß er zischend aus.

Er griff zu seinem Handy und tippte eine Nummer ein, welche er anrief.

,,Schickt zwei zusätzliche Patrouillen los...Ja, jetzt sofort. Es ist ernst Adrian, beeil dich!", herrschte er an.

Wieso werde ich es nicht finden?

Es muss also eingebrochen worden sein?

Aber wer sollte denn...

Hunter bemerkte meinen verwirrten Blick.

,,Katie ist wieder da, kleine. Und sie hat das Tagebuch."

Vollmond total - ViolettWo Geschichten leben. Entdecke jetzt