,,Adrian, du leitest Team Zwei, ihr geht durch die Strahlerstraße und bis zum Parkplatz des Rathauses.", befahl Hunter mit ernstem Gesichtsausdruck.
Adrian nickte streng, drehte sich um und versammelte sein Team um ihn herum.
Derweil hatte sich Hunter weiter an die anderen Teams gewandt, weshalb ich mir ziemlich überflüssig vorkam.Ich begann, auf meiner Lippe zu kauen.
Was könnte Katie nur mit dem Tagebuch vorhaben? Sie kann unmöglich die gleichen Träume wie ich gehabt haben...
,,An alle!", rief Hunter aus und sofort verstummten jegliche Gespräche und auch ich hob meinen Kopf interessiert.
Hunters Augen wurden dunkler und nahmen einen leichten rot stich an.
Und obwohl er nur ein paar Meter neben mir stand, strahlte er nichts bedrohliches uns gegenüber aus.,,Denkt an unseren Plan. Wir veranstalten hier kein Massaker!", dabei sah er mit einem kurzen Seitenblick zu den Zwillingen.
Hoffentlich halten sie sich an den Plan.
,,Wir werden uns lediglich das Tagebuch zurück holen. Ihr wisst, wie es aussieht und ihr wisst, wie Katie aussieht. Stellen sich euch Jäger in den Weg macht sie unschädlich. Vermeidet solche Situationen aber größtenteils, denn sie erregen nur unnötige Aufmerksamkeit.", sprach er und kam während des Redens auf mich zu.
Er legte einen Arm um meine Schulter und schenkte mir kurz sein schiefes Grinsen, welches mein Herz zum rasen brachte und mir gleichzeitig eine röte in mein Gesicht trieb.
,,Falls ihr Katie begegnen solltet, seid auf alles vorbereitet. Nehmt sie nach Möglichkeit als Gefangene mit, bringt euch aber nicht in unübersichtliche Gefahr, verstanden?"
Sein Blick glitt über die nickenden Werwölfe und mit einem Handzeichen schickte er Minute um Minute Teams los.
Mein Blick glitt währenddessen zum Himmel.
Der Sonnenuntergang tauchte die Lichtung auf der wir standen in die tropischsten Rot- und Gelbtöne.Plattgetretener Schnee glänzte und funkelte wie bunte Diamanten, die Kiefern und andere Nadelbäume wirkten in dem Licht wie auf einem Gemälde.
Leichte Schneeflocken rieselten von oben auf uns herab, einzelne verfingen sich in meinen Wimpern.Ich hatte Angst dorthin zu gehen.
Dort will mich immerhin ein Mensch tot sehen, vermutlich nicht nur einer.
Spätestens jetzt wurde mir schmerzlich bewusst, was hier eigentlich alles passierte.
Verdammt, sollte es nicht endlich ein Happy-End geben?
,,Kleine?",fragte Hunter, als er ein paar Sekunden später vor mir stand.
Einen Moment lang sah er mir stumm in meine Augen, ein kleines trauriges Lächeln zierte dabei seine Lippen.
Immer noch stumm griff er hinter meinen Kopf und setzte mir die Kapuze auf, welcher an dem Mantel befestigt war.Mit einer Hand strich er dabei über meine Wange, was mich die Luft anhalten ließ.
Wie schafft er es, mit so einer kleinen Geste so viel bei mir auszulösen?
Mein Herz zog sich zusammen und ich verzog beinahe schmerzerfüllt mein Gesicht.
,,Ich weiß du hast Angst, kleine. Aber wir schaffen das zusammen.", flüsterte er.
,,Du bist meine Luna, Elisa. Mein kleiner, strahlender Mond für den ich zu lieben geschaffen wurde."
Ich schnappte nach Luft.
Hat er gerade gesagt, dass er mich liebt?
▪️
Kurz überflog ich mit meinem Blick mein Schwert und besah es nach Schäden, fand jedoch keine.
Das einzige, was daran zu sehen war, war Blut.Fremdes Blut.
Doch darüber konnte ich mir in diesem Moment keine weiteren Gedanken machen, denn Hunter und zwei weitere Werwölfe wanken mich zu sich.
Ich seufzte, während ich versuchte möglichst leise zu laufen, was sich als ziemlich schwer herausstellte, aufgrund des unter den Schuhen knarzenden Schnees.Viel lieber wäre ich jetzt woanders als hier.
Ich müsste nicht bewusstlose Menschen in Nischen ziehen, damit wir nicht auffallen, wir müssten nicht kämpfen und hätte ich erst gar nicht diese Träume gehabt, bräuchte ich nicht dieses verdammte Tagebuch!
Erst als ich merkte, dass meine Fingerknöchel weiß hervorstachen, lockerte ich kurz geschockt meinen Griff.
Tief atmete ich ein und schloss für eine Sekunde meine Augen.Ich habe keine Zeit für solche Gedanken!
,,Vorsicht, kleine!", zischte Hunter leise und drängte mich in eine der Nischen.
Erschrocken ließ ich mich mitziehen und blieb ganz still, hielt meinen Atem für einen kurzen Moment an, als ich den Schein einer Taschenlampe ein paar Meter vor uns sah.
Hunter griff um mich und zog mich so weit es möglich war an sich, und somit an die Wand.Angespannt griff ich leise zu seinem Arm und hielt mich an ihm fest, als der Schein kurz vor unseren Füßen war.
Das ist niemand von uns und den Schritten nach zu urteilen ist die Person nicht alleine.
,,Wo sind Fred und Ryan?", hörte ich eine tiefe Stimme, scheinbar gehörte sie dem Mann mit der Taschenlampe.
,,Die verstecken sich doch nicht in irgendwelchen Nischen. Komm mit, sie sind bestimmt bei sich und schlafen. Wäre nicht das erste Mal.", meinte eine zweite Stimme, diesmal eine weibliche genervt.
Der Mann murmelte etwas und das Licht verschwand.
Noch etwa zwei Minuten. saßen wir so da und ich hörte und spürte Hunter an meinem Rücken mehrmals leise Knurren.
Als ich mir sicher war, dass die beiden Wachen weg waren, befreite ich mich auch Hunters griff und sah um die Ecke.,,Komm, wir müssen uns beeilen. Sie werden bald merken, dass etwas nicht stimmt.", sagte ich.
Die Gassen waren frei, von Schnee bedeckt, aber frei.
Und solange wir direkt an den Häusern liefen, würde man nicht merken, dass wir hier sind.,,Elisa...", Hunter hielt inne.
Verwirrt drehte ich mich um.
Hunters Augen waren rot und ich zögerte, auf ihn zu zulaufen.,,Talos.", erinnerte ich mich und sah ihn misstrauisch an.
,,Was möchtest du?", fragte ich vorsichtig.
Talos ist unberechenbar...
,,Du wirst zu uns nachhause gehen.", forderte er mit dunkler Stimme.
Ich riss meine Augen auf.
Kurz überlegte ich, schüttelte dann jedoch entschieden meinen Kopf.,,Nein. Nein, das werde ich nicht Talos."
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Vollmond total - Violett
Loup-garou▪️ 1. Teil der Vollmond Reihe▪️ Unwissen kann dich umbringen. Elisa fürchtet sich davor. Hunter scheint dieses Wort nicht in seinem Wortschatz zu haben.