|Fight|

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⚠️GEWALTHANDLUNGEN⚠️

Laut heulte der Motor auf. Je öfter ich diese Strecke fuhr, desto aggressiver machte mich das alles. Wieso konnte mein Leben nicht einfach normal sein? Jede Kurve nahm ich enger als die davor und so war es unvermeidlich, dass ich kurz darauf die Kontrolle über den Wagen verlor.

Ich überdrehte mich und kam schließlich mich einem Ruck zum Stehen. ,,Scheiße!", fluchte ich und schlug einmal verzweifelt gegen das Lenkrad. Der Schmerz, der sich nun für einen kurzen Moment in meiner Hand ausbreitete, beruhigte mich seltsamerweise.

,,Wieso muss mir dieser ganze Scheiß passieren?", flüsterte ich. In dem Moment danach wurde die Beifahrertür brutal aufgerissen. ,,Fahr los oder ich drück ab!", zischte Katie und erschrocken griff ich reflexartig fest um das Lenkrad.

Mein Herz raste und mit einem Seitenblick zu dem Mädchen neben mir erkannte ich an ihren hauptsächlich oberflächlichen Verletzungen, dass sie nicht unbeschadet aus der Gewalt der Werwölfe entkommen war. Ich hatte nicht vor sie wegzufahren und mich dann umbringen zu lassen. Der Wald. Egal von wo diese Stimme kam, es war eine bessere Idee als nichts zu tun.

,,Na los!", fuhr Katie mich weiter an und auch wenn ich Angst hatte, antwortete ich ihr bestimmt und mit ungewöhnlich sicherer Stimme. ,,Nein."

Kurz war es vollkommen still in dem Auto, dann plötzlich lachte sie laut los. Katie war eindeutig nicht das Mädchen, für das ich sie gehalten hatte.  Und in diesen kurzen Stille griff ich nach der Waffe, welche ich von mir wegdrehte.

Prompt ertönte ein lauter Schuss und die hintere Scheibe zersprang in kleinste Teile. Ich riss meine Augen auf und mit einem heftigen Ruck riss Katie die Waffe zu sich. ,,Wirklich unkluge Entscheidung, kleine.", meinte sie schnaubend. Mit schnellen Handgriffen schnallte ich mich ab und stürmte aus dem Auto.

Ich hörte durch ein klacken, dass sie die Waffe nachlud und rannte wie durch einen Instinkt zwischen den Bäumen hin und her ohne zurückzusehen. Für einen kurzen Moment wollte ich langsamer werden, als eine Kugel den Baum direkt neben mir traf. Ich hatte also eine Chance, lebend hier raus zu kommen.

Ich rannte weiter und überlegte fieberhaft, was ich tun könnte, bis mich die Werwölfe finden würden. Falls sie mich finden. Bis zu dem Dorf dauerte es zu lange und wer weiß ob dort nicht noch mehr von Katies Sorte waren. Das Training bei Adrian! In meinem Kopf bildete sich ein Plan. Ich hoffte inständig, dass das funktionieren würde.

Hier direkt am Berg war steiniges Gelände und mit einem riesigen Felsbrocken hinter meinem Rücken blieb ich stehen. ,,Hey Katie?", rief ich in den dichten Wald vor mir.

,,Ja, Luna?", hörte ich sie lachend erwidern. Gegen jeden Instinkt ankämpfend versuchte ich mich zu beruhigen. Jeder Muskel in meinem Körper war bis aufs äußerste angespannt. ,,Wie viele Schüsse hast du noch, bis die Waffe leer ist?", fragte ich laut, bekam aber keine Antwort.

Rechts von mir raschelte etwas, jedoch ließ ich mich davon nicht beirren. ,,Genug, um dich zu töten. Eine für jedes Bein- oder warte? Für jedes Auge." Links erkannte ich einen Schatten. ,,Wieso Katie? Wieso willst du mich umbringen?"

Katie kam zwischen zwei großen Eichen aus dem Schatten des Waldes und hielt ihre Waffe auf mich gerichtet. ,,Eigentlich hätte ich dich lieber an meiner Seite, aber jetzt bist du ja die Gefährtin von diesem Monster. Naja, Gefährtin kann man auch nicht wirklich sagen, wir wissen beide was dazu nötig ist und dass du das niemals tun würdest.", meinte sie höhnisch lachend.

,,Und was wäre das?", fragte ich mit angehobenem Kinn. ,,Sich markieren lassen, Elisa. Er muss dich beißen." Ihr provokanter Blick brachte mich kurz aus der Fassung. ,,Bist du dir so sicher mit dem was du sagst? Im Moment kann ich nämlich fühlen, dass er ziemlich wütend ist.", log ich mit dem Wissen, dass das was ich gerade gesagt hatte auch vollkommen falsch sein konnte.

Kurz zögerte sie. Schnell sprang ich zur Seite, gerade rechtzeitig, denn der Schuss verfehlte mich und hatte stattdessen den Felsen getroffen. Als mein Blick dorthin glitt, hatte sie mich auch schon in den Dreck geworfen und drückte mit ihrer einen Hand meine Kehle zu. In meiner Panik trat ich um mich und traf ihren Oberschenkel, der knackte. Sie ließ mich los und ich schnappte nach Luft.

,,So viel hätte ich wirklich nicht von dir erwartet, ich bin echt überrascht, kleine." Noch immer leicht keuchend stand ich nun vor ihr. ,,Halt die Klappe, Jäger.", sagte ich voller Zorn mit dem Unwissen, woher dieser Mut kam.

Mein Blick huschte zu ihrer Waffe, die zwischen uns lag, mit nur noch einer Kugel drin. Ich würde sie mit Sicherheit nicht töten, aber unschädlich machen. Im gleichen Moment stürmten wir darauf zu. Ich war schneller als sie, was sie ihrem scheinbar verstauchten Oberschenkel zu verdanken hatte und rollte mich dann zu Seite.

Ich lag auf dem Rücken mit der Waffe auf sie gerichtet. ,,Zurück, Jäger.", sagte ich und zischte das zweite Wort verächtlich aus. Ich konnte sie nicht Katie nennen, denn was auch immer geschehen war, das war nicht mehr das Mädchen, was mich bei sich aufgenommen hat. Und ich war nicht mehr das hilflose Mädchen von dort.

In beiden unserer Gesichter stand blanke Wut geschrieben, Katies Gesichtsausdruck änderte sich jedoch leicht, als wir lautes Knurren seitens der Villa hörten, zumindest vermutete ich sie von da.

Sie schenkte mir einen letzten Blick, bevor sie die Worte sprach, die ich in ihrem Blick bereits lesen konnte. ,,Wir sind noch nicht fertig, Elisa. Wir werden uns wiedersehen. Und entweder schließt du dich mir an- oder du wirst zusammen mit ihnen untergehen." Sie rannte weg und erst als ich mir dessen wirklich sicher war, ließ ich mich gänzlich auf den Boden fallen.

Ich hätte schießen können, verdammt wieso habe ich es nicht getan? Als ich zwischen den Büschen Knochen knacken hörte wusste ich, dass es Hunter und die anderen waren. ,,Elisa!", rief Hunter laut und ich setzte mich auf, noch immer mit der Waffe in meiner Hand.

,,Ich lebe noch.", sagte ich nüchtern. Hunter zog mich in eine Umarmung, die mich beinahe zum Weinen brachte. Scheiß Adrenalin, scheiß neue Welt. Ich wollte nicht weinen. ,,Wo ist die Furie und woher hast du eine Waffe?", fragte Violet scharf.

Hunter löste sich von mir und sah mich ebenfalls fragend an. ,,Sie ist weg, das war ihre.", antwortete ich kurz angebunden. ,,Was ist mit euch passiert? Verletzte?" Ihre zerfetzten Sachen, die sie sich n der Eile angezogen hatten waren mit Blut getränkt und ich ging davon aus, dass es einen Kampf gegeben hatte.

,,Jäger haben uns angegriffen, mehr als beim letzten Mal, dank Violet gab es aber keine Toten bei uns."

Vollmond total - ViolettWo Geschichten leben. Entdecke jetzt