Kapitel 11

449 23 2
                                    

Ich war jetzt seit einigen Wochen in Wakanda. T'Challa war so nett gewesen mir Bücher meiner Wahl und die Nutzung eines Sportraums für zwei Stunden am Tag zugestanden. Die Behandlung meiner Hand war abgeschlossen, trotzdem besuchte mich Shuri hin und wieder, was bei Okoye keine große Begeisterung aber inzwischen zumindest stille Akzeptanz hervorbrachte. Im allgemeinen war Okoye im Bezug auf meine Person lockerer geworden. Sie beantwortete mir hin und wieder sogar Fragen. So hatte sie mir erklärt, dass die rotgekleideten Kriegerinnen Dora Milaje hießen und eine Art Königsgarde nur aus Frauen bestehend waren, Okoye selbst war der General über die Garde. Sie hatte mir auch erzählt, dass die normalen Gefangenen von normalen Wachen beobachtet wurden. Ich fand es jetzt zwar übertrieben mir die Elite-Krieger als Wachen zu zuteilen aber wem wollte ich es verübeln.
Im Moment lag ich unproduktiv auf meinem Bett herum, meine Sporteinheit hatte ich schon weg, also blätterte ich in meinem Buch herum. Nun ja, vierundzwanzig Stunden konnten sich wirklich wie eine Ewigkeit anfühlen. Vor der Zelle hörte ich Schritte aber ich achtete nicht unbedingt darauf. Manchmal waren es Boten, manchmal sah Okoye nach dem Rechten, manchmal war auch schlicht und ergreifend Wachwechsel. Ich hatte mein Zeitgefühl hier drin wirklich verloren.
"Ich hoffe doch, ich störe nicht", ich blickte auf.
"Sam", schnell legte ich das Buch zur Seite und setzte mich auf. "Ich wüsste nicht wobei." In den letzten Wochen war er immer mal hier gewesen, was mich überrascht hatte. Natürlich hatten wir beschlossen, dass kein böses Blut mehr herrschte aber trotzdem gab er sich ziemlich Mühe die Geschehnisse aufzuarbeiten. Vielleicht, weil er sich im Moment sicher sein konnte, dass ich niemanden hintergehen konnte. Wie auch? Meine Kommunikation war stark eingeschränkt, um nicht zu sagen, nicht existent und mit wem sollte ich mich verschwören? Mein Vater war hinter Gittern und die Nummer von anderen Superschurken hatte ich leider gerade nicht zur Hand, außerdem...na ja, Kommunikation. Ich erwähnte es bereits. "Was gibt es? Geht es Steve und den Anderen da draußen gut?"
"Ja, soweit geht es allen gut. Die Fahndung nach uns wurde eingestellt. Sie haben wohl erkannt, dass sie uns nicht finden werden, zumindest in keinem Land, dass uns ausliefert", er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte dich an das Stück Wand, welches hinter dem Feld hervorragte.
"Das ist gut, wirklich", nickte ich und musterte ihn kurz.
"Hm, Wanda will sich jetzt mit Vision treffen", erzählte er dann.
"Tatsächlich? Nun, das sollte sie", ich lächelte leicht.
"Meinst du?", er wirkte skeptisch.
"Warum nicht. Wanda ist noch jung und sie versteht sich mit Vision gut", erklärte ich. "Man sollte sie nicht einsperren oder verstecken, das tut ihr nicht gut. Ihre Jugend war immerhin nicht einfach. Lasst sie ein bisschen Spaß haben."
"Das stimmt schon aber sie wird trotzdem noch immer kontrovers diskutiert, obwohl Lagos jetzt schon fast zwei Monate her ist", zwei Monate. Ich biss mir nachdenklich auf die Unterlippe und kam unwillkürlich ins Grübeln. Zwei Monate und ich hatte in ihnen mehr erlebt als je zuvor in meinem Leben. Vor zwei Monaten war meine Welt noch eine völlig andere gewesen, als Tony Starks Assistentin. Vor zwei Monaten hatte ich Sam gerade mal kennen gelernt. Ich meine, wer weiß, was in den zwei Monaten hätte passieren können, ohne Berlin und Sibirien. Ich würde noch immer für Tony arbeiten, eindeutig, und ich wäre noch immer bei den Avengers. Vielleicht wäre einiges anders gelaufen, gerade zwischen Sam und mir. Ich erinnerte mich gut an das erste Treffen, dass er mich nervös gemacht hatte, auf eine angenehme Art und die lockere und angenehme Atmosphäre, wenn wir zusammen waren. Es war einfach schön gewesen. Jetzt waren die Situationen meist unbeholfen. Auch wenn wir uns alle Mühe gaben das hier zumindest soweit zu reparieren, dass eine Freundschaft möglich war, so war die Beziehung doch belastet. Wir redeten zwar locker miteinander aber ich erkannte seine angespannte Haltung, seinen nervös wanderndem Blick und die Angewohnheit bei verschränkter Armhaltung mit den Fingern auf seinem Oberarm zu trommeln, wenn er nicht wusste, was er sagen sollte. Und ich selbst war ja nicht besser. Ich suchte ständig eine Möglichkeit, mich betont locker gegen etwas zu lehnen oder fummelte am Saum meines Shirts oder den Ärmeln meines Pullovers herum. "Sadie?" Ich zuckte leicht zusammen, als ich unsanft aus meinen Gedanken gerissen wurde. "Du warst plötzlich ganz abwesend."
"Was? Oh", ich räusperte mich, noch wo eine Angewohnheit wenn ich verlegen war. "Meine Gedanken haben sich irgendwie selbstständig gemacht." Ich fummelte leicht am Ärmel meines Pullovers herum. Da! Schon wieder! "Was ich eigentlich sagen war...na ja, du hast doch selbst erzählt wie schwer es war jemanden kennen zu lernen, nachdem du mit Cap in den Medien standest. Bei Wanda ist es genauso, vielleicht noch schlimmer. Sie hat kaum eine Chance noch viele neue, „normale" Leute kennen zu lernen. Also lasst sie die Kontakte pflegen, die sie noch hat." Ich vermisste Wanda, wirklich. Sie war eindeutig kurz davor gewesen, zu dem Grund zu werden, warum ich den Plan ab brach und ich wollte, dass es ihr, jetzt wo ich ihr ihr Leben noch ein wenig mehr verpfuscht hatte, glücklich war.
"Sagst du das, weil du sie magst oder weil du Schuldgefühle ihr gegenüber hast?", fragte er nach und zog die Augenbrauen nach oben.
"Schließt das Eine wirklich das Andere aus?", entgegnete ich und seufzte.
"Du tust dich nun schon alles um deine Schuld zu Sühnen. Da draußen ist niemand mehr wirklich böse auf dich", bei Tony war ich mir da nicht so sicher. Er konnte wirklich, wirklich nachtragend sein.
"Ich kann meinen Kopf nicht einfach ausschalten", seufzte ich. "Aber es ist schön, dass du inzwischen so denkst." Ich seufzte laut um die angespannte Stimmung  zu brechen. "Man, ich vermisse die Sonne. Wenn ich hier raus komme, da werde ich totenbleich sein und mir vermutlich erstmal einen Sonnenbrand holen."
"Du machst dir über Sonnenbrand Gedanken?", fragte er amüsiert.
"So viel ist hier drin nicht zu tun", lachte ich. Ich musterte ihn. "Was macht ihr da draußen denn so? Komm schon, erzähl mir was."
"Nicht viel. Die Schwester des Königs versucht den Frostsoldaten wieder hin zu kriegen", er zuckte mit den Achseln.
"Shuri", ich nickte. "Das Kind ist schlau. Sehr schlau. Ich meine, schau dir meine Hand an. Ich habe mir die Muskeln völlig zerfetzt und alles funktioniert wie zuvor."
"Also geht es deiner Hand gut?", fragte er.
"Eine Narbe bleibt mir", ich zuckte mit den Schultern. "Was treibst du da draußen. Ich hoffe doch du machst nicht nur Urlaub."
"Urlaub kann man das nicht nennen. Steve hält nach Brennpunkten Ausschau", er ließ einen Blick wieder herumwandern. "Er will weiter den Menschen helfen."
"Natürlich will er das, Steve ist ein Gutmenschen. Sonst hätte...", ich unterbrach mich selbst.
"Sag es nur. Sonst hätte der Plan nicht funktioniert", er blickte mich ernst an. "Wir sollten das Ganze nicht zu einem Tabuthema werden lassen."
"Wenn du das sagst", murmelte ich und seufzte dann. "Aber es ist so. Steves goldenes Herz ist seine größte Stärke und seine größte Schwäche."
"Hat dir das dein Vater beigebracht? Die Stärken und Schwächen eines Menschen zu analysieren?", fragte er und ich lehnte mich leicht an die Zellenwand.
"Hm, als ich zehn war. Ich hatte ein paar Probleme mit einigen Mitschülern. Andere Väter hätten ihren Kindern wohl geraten sie zu ignorieren oder ihnen Eine zu verpassen aber für das Erste war ich zu stolz und für das Zweite zu schwach", erklärte ich. "Also hat mein Vater mich bei Seite genommen und zu mir gesagt: „Sadie, wenn du jemanden schlagen willst, der größer und stärker ist als du, dann musst du schlau sein. Du brauchst eine Strategie und für eine gute Strategie, musst du sie Stärken und Schwächen deines Gegenübers in Sekunden erkennen". Das hat er mir erklärt uns sehr bald haben mich die Kinder in der Schule in Ruhe gelassen."
"Was waren denn die Stärken und Schwächen deiner Gegner in der Schule", fragte er und zog fragend die Augenbrauen nach oben.
"Sie waren sehr stark aber intellektuell schnell überfordert", grinste ich. "Ich habe also ein paar Bücher mit Fremdwörtern auswendig gelernt und sie an die Wand  gequatscht. Ich habe sie noch nie so schnell rennen sehen."
"Sehr clever", schmunzelte er. "Und was ist deine größte Stärke und Schwäche?"
"Hey ich helfe dir doch nicht eine Strategie gegen mich zu entwickeln", ich zog eine Augenbraue nach oben. "Du musst das schon selbst herausfinden." Er wollte etwas antworten, als ihn sein Telefon klingelte.
"Entschuldige, das ist Steve, er hat bestimmt wieder eine neue Beschäftigung gefunden", er sah entschuldigend zu mir.
"Ja, natürlich", ich nickte verständnisvoll. "Wenn du mich suchst, ich bin hier." Ich lächelte ein wenig, dabei kam ich mir ziemlich unbeholfen vor. Er nickte und wirkte ebenso unsicher, eh er sich räusperte, ein kurzes „Also dann" von sich gab und sich von der Zelle entfernte. Ich seufzte als ich mich auf mein Bett fallen ließ und fuhr mir durch die Haare. Wenn das so weiter ging, dann würde mich diese Zelle und das allein sein mit meinen Gedanken noch vollkommen wahnsinnig machen.

----------

Es tut mir so Leid, dass so lange nichts kam. Ich hab in meiner Studienwohnung noch kein Wlan und bin im Moment ziemlich eingeschränkt.  Dafür versuche ich morgen noch etwas hoch zu landen und ich wollte mich nochmal bei euch bedanken, für euer vieles Feedback zum letzten Kapitel und zum Trailer

Spy // "Avengers"-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt