Kapitel 32

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Tony machte sich daran den Handschuh, den er konstruiert hatte, mit den Steinen zu bestücken. Ich saß auf einem Schreibtischstuhl, drehte mich um die eigene Achse und wartete, bis er, Rocket und Bruce das Labor verließen. Ich fühlte mich noch immer ziemlich ausgelaugt und mies. Inzwischen konnte ich nur also gut verstehen, warum Thor sich so hatte gehen lassen. Meine Joggingrunde hatte ich heute Morgen ausgelassen und ich war schon froh, dass ich es geschafft hatte mir richtige Kleidung anzuziehen. Ich blickte auf, als die drei endlich den Raum betraten. Tony hielt seine Version des Handschuhs in der Hand. Nach ein paar letzten Tests sah Rocket auf.
"Der Handschuh ist einsatzbereit, jetzt bleibt nur die Frage, wer ihn benutzt", erklärte der Waschbär.
"Okay, okay. Ich mach es", erklärte Thor uns schlenderte, taumelte beinah sogar, zum Handschuh. Alle stellten sich ihm in den Weg.
"Wir haben noch nicht entschieden, wer ihn tragen darf", meinte Steve.
"Darf?", ich schnaubte empört. "Das klingt, als wäre es ein Privileg und nicht die Folter, die es sein muss, wenn ich mich an Thanos erinnere."
"Ich bin der stärkste Avenger also werde ich auch Schnipsen", erklärte er. "Last mich etwas Gutes tun."
"Thor, der Handschuh ist zu stark und du bist in keiner guten Verfassung", erklärte Tony.
"Was denkst du, fließt in diesen Augenblick durch meine Venen?", fragte der Donnergott. Ob da überhaupt noch etwas floss? Ich war mir nicht sicher ob jemand, der so knapp vor einen Schlaganfall stehen musste, noch von Blutfluss sprechen konnte.
"Käsesoße?", entgegnete Rhodey trocken.
"Blitze", erklärte Thor. "Blitze fließen durch meine Adern. "Immerhin bin ich doch der stärkste Avenger."
"Ich muss es machen", meinte Bruce und trat nach vorne. "Ich bin Thanos körperlich am ähnlichsten und wie Sadie sagte, selbst ihn hat es fast umgebracht." Er blickte in die Runde. "Außerdem ist die Strahlung, die der Handschuh abgibt, fast ausschließlich Gamma-Strahlung. Es ist, als wäre ich für ihn bestimmt."
"Bist du dir sicher, Bruce?", fragte Tony und der große Grüne nickte. "Okay, dann denk dran, bring alle sicher zurück aber ändere nichts an den letzten fünf Jahren." Alle zogen sich an die Wände des Raumes zurück und klappten ihre Visiere nach unten, dann aktivierte Tony das „Scheunentor-Protokoll" und riegelte damit die Basis ab. "Sad, hinter mich." Ich erhob mich von dem Stuhl und trat hinter das blaue Schild, dass er mit seinem Anzug projizierte. Clint stand ebenfalls hinter dem Schild. Bruce hob langsam die Hand und näherte sich dem Handschuh, der sich der Größe seiner Hand anpasste. Sobald der Handschuh sich wie eine zweite, metallische Haut um seine Hand geschmiegt hatte, zuckten bunte Blitze durch seinen Arm und Bruce schrie vor Schmerzen auf. Er krümmte sich.
"Entfernt den Handschuh!", rief Steve.
"Nein! Es geht...es geht schon!", schnaubte Bruce und richtete sich nur langsam auf. Jede Bewegung schien mühsam, schmerzhaft, es fiel mir schwer ihm nur zu sehen. Dann schaffte er es. In meinen Ohren hallte das metallische Schnippen nach, dann jagte erneut eine Energiewelle durch den Raum. Ich schob mich ein Stück weiter hinter Tony und Kniff die Augen zusammen. Ich hörte wie Bruce ächzend zu Boden ging und der Handschuh klirrend über den Boden schlitterte. Tony sprühte den Arm mit einem Spray ein, dass den Schmerz linderte und die Wunde verschloss. Bruces Arm war dunkel verbrannt und erschreckend dünn. Im ganzen Raum herrschte angespannte Stille.
"Hat es funktioniert?", fragte Bruce, noch immer am Boden und mit sichtlichen Schmerzen.
Plötzlich begann mein Armband zu vibrieren. Mit zitternden Fingern nahm ich den Anruf an.
"Sadie?", ein Hologramm von Shuri schwebte über dem Armband. Mir entkam ein leiser Aufschrei.
"Shuri! Oh mein Gott!", ich wandte mich zu den Anderen um. Mein Herz schlug wie verrückt und mein Körper zitterte vor Aufregung. "Es hat funktioniert, Leute. Es hat..." Eine Druckwelle jagte durch den Raum, sprengte die Wände und ließ das Glas bersten. Ich verlor das Gleichgewicht, aber nicht durch die Druckwelle, viel mehr riss mich jemand zu Boden. Das war allerdings mein Glück, dieser Jemand schirmte mich nämlich von den Betonteilen und Glasscherben ab. Für einen Moment herrschte Stille, im Hintergrund hörte man weiter die Basis ächzend und krachend zusammenfallen.
"Steve! Sad!", ich den Jemand über mich kam nur langsam Bewegung.
"Was zur Hölle ist passiert? ", mein Rücken schmerzte und ich vermutete, dass ich mir die Rippen mindestens geprellt hatte.
"Es ist Thanos", meinte Tony, während Steve sich aufsetzte.
"Ich dachte, ihr habt ihm den Kopf abgeschlagen?", ich versuchte mich auf zu setzten, ließ mich aber nach ein paar Sekunden wieder nach hinten sinken. Nur ein paar Sekunden ausruhen. Steve war inzwischen auf den Beinen.
"Keine Ahnung aber wir werden es eben nochmal tun müssen", meinte er und nahm das Schild entgegen, das Tony ihm reichte.
"Du bleibst zurück, Sadie", Tony blickte mich ernst an.
"Ich brauche ohnehin noch zehn Minuten, eh ich wieder voll da bin", murmelte ich. "Mir ist ein Haus auf den Kopf gefallen." Steve und Tony nickten sich zu und gingen zu dem Punkt, an dem das ehemalige Haus in einer Klippe endete. Zusammen mit Thor stiegen sie nach unten. Ich atmete tief durch, eh ich mich langsam aufrappelte und nach größeren Verletzungen suchte, zum Glück aber nichts fand. Cap war wohl ein recht akzeptabler Schild.
Nach dem hier kündige ich, so viel stand fest. Langsam drehte ich mich um meine eigene Achse und begutachtete die Ruine, mehr war es nämlich mehr. Dabei hatte ich mir bei der Inneneinrichtung so viel Mühe gegeben. Sie wussten aber auch wirklich nichts zu würdigen.
Langsam lief ich zu der Klippe, um mir anzusehen, wie die Dinge standen. Ich würde gerne sagen, es sah übel für uns auf, aber das wäre sehr euphorisch. Ich erkannte auf unserer Seite als einzigen Steve auf den Beinen, sein Schild war zerbrochen und er hielt einen Hammer in der Hand. Ihm gegenüber stand eine Armee, an der Spitze Thanos und seine Black Order. Sie mussten aus der Vergangenheit gekommen sein. Wie wusste ich nicht aber alles andere konnte
"Ich hasse Zeitreisen", murmelte ich und griff zu meinem Speer. Steve bewegte sich auf die Menge zu, als er plötzlich in seiner Bewegung stockte. Langsam griff er zu seinem Ohr, wo der Kommunikator in seinem Helm saß. Sein Blick wanderte suchend herum, eh er zu mir herauf glitt. Ich runzelte verwirrt die Stirn und blickte ihn fragend an. Etwas links von ihm zog meinen Blick auf sich. Es war eine Art Kreis aus gelben Funken, der zunehmend größer wurde. Heraus traten drei Gestalten. Ich blinzelte ein paar Mal verwirrt, eh ich sie erkannte. Okoye, T'Challa und Shuri. Ich kletterte den Schuttberg ein wenig weiter nach unten. Als ich sah, wer als nächstes den Zirkel verließ, überschlug sich mein Herz beinahe, dass ich schon fürchtete kurz vor dem Ziel einen Herzinfarkt zu erleiden. Er drehte eine Runde über das Feld während sich mehr Tore öffneten. Ich konnte den Blick nicht abwenden, bis er neben mir aussetzte. Mein Mund klappte auf, aber ich fand nicht die richtigen Worte, viel mehr fühlte ich mich wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Langsam schloss ich den Mund wieder. Mit jedem Mal blinzeln wurde meine Sicht verschwommen und nur ein paar Sekunden später musste ich das erste Mal schniefen.
"Oh mein Gott", ich spürte, wie er mich in seine Arme zog. Ich schlang die Arme um ihn und krallte mich leicht in den Ärmel seiner Montur. "Nicht weinen, damit kann ich nicht umgehen." Er klang so ehrlich hilflos, dass ich ein wenig lachen musste, vielleicht half mir aber auch die Erleichterung. Schnell wischte ich mir mit meinem Ärmel die Wangen ab, dann blickte ich auf.
"Wenn du mich nochmal fünf Jahre alleine lässt, dann bringe ich dich um", entgegnete ich leise, meine Stimme war noch immer belegt. "Und das meine ich ernst." Vorsichtig umgriff er mein Gesicht.
"Ich gehe nirgendwo hin. Versprochen", ich schloss die Augen, als seine Lippen meine Stirn berührten und blendete für einen Moment die Zerstörung, die gegnerische Arme und den bevorstehenden Kampf aus. Für diesen einen, kleinen Moment war ich glücklich.
"Ich erinnere dich daran", antwortete ich leise, dann räusperte ich mich. "Da unten sind so ein paar Kerle, die dringend einen Tritt in den Arsch benötigen." Immer mehr Kämpfer verließen die Portale, ich erkannte Wakandaner, Asen und einige bekannte Gesichter.
"Brauchst du eine Mitfluggelegenheit?", fragte er schmunzelnd und schob die Schutzbrille auf die Augen.
"Solange du mich nicht fallen lässt", ich spürte seinen einen Arm an meinem Rücken und den Anderen an meiner Kniekehle. Schnell schlang ich die Arme um seinen Nacken, bevor ich den Boden unter den Füßen verlor.
"Ich nehme mir ein bisschen Anlauf, gut festgehalten", meinte er, was mich nur wenig begeisterte.
"Das war eine ziemlich beschissene Idee, glaube ich", murmelte ich, eh er sich schon auf die Klippe zu bewegte und kurz vor dem Rand absprang. Die mechanischen Flügel fuhren aus dem Gehäuse und trugen uns durch die Luft. Ich klammerte mich noch ein wenig verkrampfter an Sam, nur so zur Sicherheit.
"Entspann dich, ich halte dich", meinte er amüsiert.
"Das will ich für dich hoffen", murmelte ich. Trotzdem war ich mehr als erleichtert, als er neben Okoye aufsetzte und ich endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. "Fürs Protokoll: das machen wir nie wieder."
"Ich gewöhne dich noch an den Falcon", meinte er und blickte nach vorne. Ich wandte meinen Kopf zu Okoye, welche mir zulächelte. Shuri lehnte sich leicht nach vorne und grinste mich an. Ich lächelte zurück, dann wandte ich den Blick nach vorne, bevor ich zu meinem Speer griff und ihn aktivierte.
"Avengers", hörte ich Steve über das ganze Feld hinweg. Für einen Moment herrschte eine angespannte Stille. "Sammeln."

Spy // "Avengers"-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt