Kapitel 16

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"Na ihr zwei", Natasha hatte ein verschlagenes Grinsen auf den Lippen als ich den Jet betrat. Ihr Blick wanderte zwischen Sam und mir hin und her.
"Na du", entgegnete ich und äffte ihren Tonfall nach. Sie hatte sich eine neue Frisur zugelegt, wie mir auffiel. Ihre ehemals rotes Haar trug sie nun kurz und weißblond. Es stand ihr, wenn es auch ein wenig ungewohnt war.
"Wie war euer Abend bisher?", Steve drehte sich auf dem Sitz des Copiloten um und grinste ebenfalls.
"Uhm, ruhig?", meinte Sam und blickte in die Runde. "Wollt ihr etwas Bestimmtes hören?" Ertappt tauschten die Beiden einen Blick aus.
"Seit wann lasst ihr euch eigentlich von einem Teenie eigentlich einspannen?", fragte ich und Steve bekam vor Scham rote Ohren, auch wenn man diese durch den Bart und die deutlich längeren Haare kaum sah.
"Nun ja", er räusperte sich schnell. "Wir sollten wohl los." Er wandte sich schnell um.
"Ja, wir sollten wirklich los", nickte auch Natasha und ließ sich auf dem Pilotensitz nieder, eh sie den Quinjet startete. Ich schmunzelte leicht und verschränkte die Arme vor der Brust, dann blickte zu Sam auf.
"Ich meine, rein technisch sollten wir uns bei ihnen für den Abend bedanken", sagte ich, leise genug, dass die zwei Kuppler im Cockpit nichts hören konnten.
"Das müssen sie ja nicht wissen", entgegnete er. Die Maschine setzte sich mit einem Ruck in Bewegung. Sam hielt sich fest, ich nicht und stolperte ich einen Schritt nach vorne und prallte gegen seine Brust. Meine Finger krallten sich Halt suchend in seine Uniform und meine Wange wurde gegen die Panzerung gedrückt. Reflexartig legte er einen Arm um mich, damit ich von einem Fall bewahrt wurde. Sobald der Jet mehr oder weniger stabil in der Luft lag, entfernte ich mich von ihm soweit es sein Arm los ließ und das war nicht viel. Wenn ich ganz ehrlich war wollte ich mich auch gar nicht allzu weit von ihm entfernen.
"Ich bin das Fliegen wirklich nicht gewohnt", meinte ich verlegen und blickte zum Cockpit, wo Natasha ganz ruckartig ihren Kopf herum wandte. Sie spannerte ganz schön schlecht für eine professionelle Spionin.
"Das kommt noch", ich blickte wieder zu Sam auf. "Es kann dir nur gut tun öfter aus Wakanda raus zu kommen."
"Ach ja?", fragte ich amüsiert. "Und wo soll ich groß hin."
"Ich weiß nicht, wo immer du hin willst. Sokovia, Amerika, vielleicht nehme ich dich mal mit nach Washington und stelle dich den anderen Veteranen vor, das könnte deinen Albträumen helfen", er zuckte mit den Schultern. "Vielleicht haben sie mir sogar meine Wohnung gelassen." Ich lächelte leicht.
"Das klingt wirklich schön. Aber nach Sokovia musst du mich begleiten", meinte ich. "Alleine würde ich auf halber Strecke wieder umdrehen."
"Also abgemacht", ich blinzelte verwirrt.
"Was?", ich sah zu ihm auf. "Was ist abgemacht?"
"Wenn wir zurück kommen und Wanda sicher ist, dann sprichst du mit T'Challa und wir ziehen los, erst nach Sokovia und dann nach Washington", er musterte mich und ich suchte sein Gesicht nach einem Anzeichen ab, dass er einen Scherz machte aber es war sein Ernst. Ich klappte sprachlos den Mund auf und wieder zu. Bei meiner Suche nach den Wörtern kam ich mir vor wie ein Fisch auf dem Trockenen.
"Okay", das war das einzige Wort, dass ich hervor brachte.
"Okay?", er zog fragend die Augenbrauen nach oben und musterte mich prüfend.
"Ja, okay", ich nickte und meine Mundwinkel wanderten nach oben. Sam wirkte erleichtert. Ich lehnte, noch immer etwas ungläubig und überrumpelt, meine Stirn an seine Schulter, bevor ich leise zu lachen begann.
"Alles in Ordnung", Sam war sichtlich verwirrt von meiner Reaktion.
"Ja, mehr als das", entgegnete ich und sah auf. "Ich bin nur noch völlig sprachlos. Ich glaube, es gibt keinen Menschen auf der Welt, der mir so etwas vorgeschlagen hätte, außer dir."
"Ich kann die Auszeit doch genauso gut gebrauchen wie du", antwortete er und ich lächelte.
"Also dann ist es wirklich abgemacht und du bist gezwungen dich daran zu halten", entgegnete ich und musterte ihn. "Ich werde Mal kurz mit Steve und Natasha reden, um mich auf den neusten Stand zu bringen." Vorsichtig löste ich mich und gab uns Beiden die Zeit, die Nähe des jeweils anderen noch für einen Moment zu genießen, dann lief ich zum Cockpit. Dort stützte ich mich auf Steves Sitz ab.
"Was flüstert ihr dahinten denn die ganze Zeit?", fragte Natasha und blickte zu mir auf.
"Wo fliegen wir denn hin?", entgegnete ich, ohne auf ihre Frage ein zu gehen.
"Edinburgh", Steve sah zu mir auf. "Dort haben sich Wanda und Vision regelmäßig getroffen. Eigentlich sollte sie sich schon vor einer Weile gemeldet haben, weswegen wir nach dem Rechten sehen." Ich nickte leicht. "Gut und nun nochmal zu dem Getuschel."
"Hm, das geht euch nichts an", entgegnete ich und lächelte unschuldig. Natasha zog eine Augenbraue nach oben. "Nicht was du denkst." Ich warf ihr einen strafenden Blick zu.
"Na ja, man weiß ja nie", sie zuckte mit den Achseln.
"Ähm, hör mal, Sadie", Steve wirkte schon wieder verlegen, seine Ohren begannen auch schon wieder rot zu schimmern. "Sam ist ein guter Freund und deswegen will ich auch, dass es ihm gut geht. Ganz offen gesagt? Er mag dich und deswegen muss ich das fragen. Du spielst diesmal keine Spielchen?" Ich blickte Steve eine Weile fassungsloser an, als ich sein sollte. Ich konnte nicht erwarten, dass sich ihr Vertrauen von heute auf morgen einfach so wieder rehabilitierte, ich konnte schon dankbar sein, dass es das überhaupt tat. Immerhin schien er mir genug zu vertrauen, dass ich jetzt mit der Wahrheit antworten würde. Aber so war Steve eben, selbst wenn man ihn enttäuschte, dann glaubte er noch immer das Gute im Menschen. Leise seufzte ich und schüttelte den Kopf.
"Nein, ich habe das aufgegeben. Man hat ja gesehen wohin es mich gebracht hat", antwortete ich und sah Steve aufrichtig an. Manchmal wirkte dieser Mann auf mich, als könnte er eine Lüge einfach riechen, so rechtschaffend erschien er.
"Gut, denn wenn du mich anlügst, dann bekommst du es mit mir zu tun", antwortete er.
"Uh, noch ein hundert Jahre alter Supersoldat, der sich mit mir prügeln will. Höre her, Welt, ich bin ein wahres Glückskind", grinste ich und Cap schüttelte amüsiert den Kopf.
Die Reise war sehr viel kürzer als ich dachte und so landeten wir bald in der Nähe eines Bahnhofes.
"Hier müssen sie sein", meinte Natasha.
"Und das wissen wir genau woher?", entgegnete ich und blickte in die Runde.
"Wir behalten Wanda im Auge, wenn sie unterwegs ist. Genau für solche Fälle", erklärte Steve. "Unser Leben ist in dem letzten Jahr deutlich gefährlicher geworden." Ich nickte und band mir die Haare nach oben. Noch subtiler hätte er kein Salz in die offene Wunde streuen können, doch ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen. "Wie gehen wir am Besten vor?"
"Warte einen Moment", ich trat nach vorne und tippte ein paar Befehle in das Armband ein. Nach einem kurzen Scan zeigte es mir eine Projektion des Gebäudes. "Also, die üblichen Eingänge sind hier." Ich markierte sie grün an. "Und Wanda samt Vision und Angreifern ist hier." Ein paar Punkte leuchteten auf.
"Praktisch", murmelte Natasha.
"Nicht wahr? Das ist mein neues Lieblingspielzeug", ich grinste sie leicht an.
"Wir teilen uns auf, ich nehme den hinteren Eingang, Sadie und Natasha den vorderen. Sam, es wäre gut, wenn du dir von oben einen Überblick verschaffen könntest", gab Steve die Befehle.
"Geht klar", Sam nickte und schwang sich mit seiner Sonderausrüstung in die Lüfte. Natasha und ich liefen los um das Gebäude zu umrunden.
"Also, wie lief euer Date denn jetzt?", fragte Natasha.
"Ach, das sollte ein Date sein?", fragte ich scheinheilig.
"Ehrlich, Sad", sie blickte mich vorwurfsvoll an. "Erzähl mir was."
"Ha!", ich konnte nicht anders als zu grinsen.
"Was?"
"Du hast Sad gesagt. Das ist Tonis Spitzname", entgegnete ich.
"Du lenkst vom Thema ab", sie verdrehte die Augen.
"Denkst du nicht, wir haben gerade andere Probleme?", ich zog eine Augenbraue nach oben, während wir den Eingang des Bahnhofs durchschritten. Bereits von weiten konnte man das Kampffeld sehen.
"Leider hast du wohl Recht", seufzte sie und wir rannten los. Die Gegner die wir jedoch antrafen irritierten mich. Sie wirkten auf dem ersten Blick menschlich doch je näher wir kamen desto mehr erkannte mehr, dass sie offensichtlich nicht von der Erde waren. Ihre Haut war grau und ihre Gesichter ähnelten nur entfernt der menschlichen Anatomie. Natasha fing einen Speer auf, den Steve ihr zu war, welchen sie gegen den männlichen Gegner einsetzte. Ich wandte mich gerade um als eine Frau auf uns zu gestürmt kam. Warum hatte ich eigentlich keinen Speer? Ich zückte den Schlagstock und stellte mich zwischen Natasha und ihr, dann duckte ich mich unter einem ihrer Schläge hindurch und rammte ihr einen Ellenbogen in den Bauch. Jetzt war ich wirklich froh, dass ich mich täglich mit dem Winter Soldier herum schlug. Mit der Frau schlug ich mich eine Weile herum und meine Knochen schmerzten zunehmend. Fit war ich wirklich nicht. Ich schaffte es, sie mit einem Tritt von mir zu befördern. Sie streckte ihre Hand aus und der Speer, den Natasha hielt, flog in ihre Hand zurück. Ich stöhnte leise und rieb mir den Brustkorb, eh ich mich wieder zum Kampf bereit machte. Der Schlag wurde jedoch abgewehrt. Steve zog den Kamp auf sich, eh er und Natasha sich der Alien-Frau annahmen. Letztlich war Sam derjenige, der sie mit einem Luftangriff von den Füßen riss. Sie landete neben ihrem Kameraden, er verletzt am Boden lag.
"Wir wollen euch nicht töten aber wir werden", meinte Natasha.
"Ihr werdet nicht nochmal die Chance bekommen", ein blauer Lichtstrahl hüllten die Beiden ein und hob sie in die Luft. Ich machte einen Schritt vor und erkannte ein ringförmiges Raumschiff, dass sich über die Stadt erhob.
"Okay, Leute. Irgendwer muss mir das jetzt erklären", murmelte ich sprachlos.

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