Am liebsten wäre ich auf dem Sofa im Wohnzimmer eingeschlafen. Seit dem Vorfall in Lagos diskutierten nicht nur die Zeitungen, sondern auch noch der Außenminister mit mir. Dabei wusste ich noch nicht einmal was genau vorgefallen war, mehr als den Fernsehbericht hatte ich auch nicht gesehen. Die Presse konnte ich damit auch abfertigen und vorerst ruhig stellen aber Secretary Ross ließ sich davon leider weniger beeindrucken.
"Wie soll ich das denn sonst erklären? Sie sind noch nicht zurück. Ich weiß nicht, was genau vorgefallen ist. Ich bin jein Hellseher", ich tigerte im Wohnzimmer auf und ab, während Vision mir bestimmt schon den fünften Kaffee reichte. Leider kein Irish Coffee, der hätte noch etwas mehr geholfen aber immerhin blieb ich wach, auch wenn der Überschuss an Koffein wirklich schlecht für meine Impulskontrolle war. "Schreien sie mich doch nicht an, ich schiebe hier auch gerade Überstunden. Was denken sie eigentlich, was hier seit heute Morgen los ist?" Empört stemmte ich meine freie Hand in die Hüfte. "Nein, ich habe auch den Quinjet noch nicht erreicht, vielleicht sind sie noch mit den Rettungsaktionen beschäftigt." Ich trank einen großen Schluck aus der Tasse und zischte leise, als ich mir die Zunge an dem Getränk verbrannte. Vision warf mir einen skeptischen Blick zu und schüttelte dann den Kopf, eh er wieder in der Küche verschwand. Ich ignorierte seine guten Ratschläge jetzt schon seit ein paar Stunden. "Was? Ja, mir ist bewusst, dass sie die Krise selbst ausgelöst haben aber die Vorwürfe können sie dann ihnen an den Kopf werfen. Ich bin auch nur ein Opfer des öffentlichen Drucks." Ich stellte die Tasse lieber erstmal bei Seite. "Was sagt denn Lieutenant Rhodes dazu?" Wo war Rhodey denn, wenn ich ihn hier mal brauchte. Er wusste doch viel besser wie man solche Katastrophen handhabte. Ich kannte mich damit aus, die Presse zu beschwatzen, wenn Tony wieder etwas dämliches geäußert hatte oder kleinere Vorfälle zu erklären, wie damals, als einer von Tonys neuen Anzügen in ein Fabrikgebäude gekracht war, weil der Autopilot nicht ordentlich kalibriert wurden war aber ich hatte mich bisher eher selten wegen einer internationalen Katastrophe mit der Regierung herumschlagen müssen. "Sehen Sie, wenn er noch keine Infos zu der Sache hat, wie soll ich dann welche haben?" Ich löste meinen Zopf und öffnete die Haare. Das würde gegen meine Kopfschmerzen nicht helfen aber ein Versuch war es wert. "Warten sie, ein Anruf auf der anderen Leitung" Ich drückte schnell ein paar Knöpfe.
"Sad, ist Rogers bei dir?", hörte ich Tonys Stimme.
"Nicht du auch noch", seufzte ich. "Nein, sonst würde mir der Außenminister nicht so auf die Nerven gehen. Wie war die Präsentation?"
"Alle waren begeistert, dass ich ihnen Geld geschenkt habe", fertigte er mich schnell ab. "Können wir jetzt wieder über die Krise in Lagos sprechen?"
"Ich kann da nicht mitreden, Mr. Rogers ist noch nicht zurück und im Moment kann ich keinen Kontakt aufbauen", seufzte ich und zog meine Schuhe aus, meine Füße starben durch das viele hin und her in den engen schwarzen Stilettos bald ab.
"Dann will ich mit dem Außenminister sprechen, am Besten noch heute Abend", erklärte er sofort. "Und zwing Rogers zu einem Statement, wenn er wieder da ist. Wir müssen der Presse etwas geben, eh sie sich etwas ausdenken." Na toll, so weit war ich auch schon gewesen.
"Danke, darauf wäre ich ja nie gekommen", entgegnete ich patzig. "Ich schreib dir, sobald ich einen Termin vereinbaren konnte." Ich legte Tonys Anruf auf und wechselte zurück zu dem Anruf mit dem Außenminister. "Sie haben Glück, Mr. Stark möchte sich noch heute mit Ihnen treffen."
"Das nennen Sie Glück?", schnaubte er gestresst. Was sollte ich denn dann sagen, ich arbeitete jeden Tag mit diesem Mann.
"Nein aber er wird mit Ihnen über die Krise sprechen und wie man mit ihr umgehen soll. Er ist sicher eine größere Hilfe als ich", erklärte ich. Ich tippte auf meiner holografischen Tastatur herum und suchte die schnellste Verbindung zwischen Mr. Stark und dem Büro des Außenministers heraus. "Also, heute Abend um elf kann er bei Ihnen sein. Ich schätze, Sie werden bis dahin noch zu tun haben."
"Gut, von mir aus aber kümmern Sie sich gefälligst um die Presse", ich schickte Tony eine Nachricht, eh ich dem Minister antworten konnte, öffnete sich die Tür. "Gott sei Dank." Die vier Leute sahen ziemlich zerschunden aus und Wanda stürzte beinah in ihr Zimmer, was ich ihr wirklich nicht verübeln konnte. Ich legte den Anruf auf, eine Handlung, die mir Ross sicher übel nehmen würde, und lief auf Captain America zu. "Captain Rogers, bitte entschuldigen Sie. Ich weiß, wie ungünstig es im Moment erscheinen mag aber ich...huh..." Alles um mich herum begann sich zu drehen und schwarze Punkte durchzogen mein Blickfeld, dann zog es mir die Beine weg und ich sackte zusammen. Mein Körper hatte wohl nun endgültig genug von meinem ungesunden Verhältnis zwischen Kaffee, Stress und Gerenne. Meine Hand fand gerade noch die lehne des Sofas und mit der Kraft, die ich noch mobilisieren konnte, bewahrte ich meinen Kopf vor dem Kontakt mit dem Steinboden.
"Woho, langsam, Sadie", ich spürte, dass jemand einen Arm um mich schlang um mich zu stützen. Ich hielt mich an Demjenigen fest und versuchte wieder auf die Beine zu kommen, doch sie zitterten lediglich oder es kam sofort erneut Schwindel auf. Meine neue Stütze roch nach Rauch, Feuer und Schweiß. Sie gehörte also mit zum Einsatzteam aus Lagos, schlussfolgerte ich. "Was ist denn mit ihr los?"
"Miss McMiller hat den ganzen Tag verweigert zu Essen, stattdessen hat sie Nahrung und Getränke durch Kaffee ersetzt. Und sie läuft die ganze Zeit auf und ab. Meine guten Ratschläge hat sie dankend in den Wind geschlagen", erklärte Vision. Bei ihm klang das deutlich dramatischer, als es war. Ich hatte schon etwas gegessen...nur viel war es eben nicht und wenn ich am Morgen schon mit Kaffee anfing, warum dann aufhören?
"Ich brauche nur ein Statement...für die Presse", murmelte ich, noch völlig in meinem Mantra.
"Sie machen erstmal eine Pause", ich stolperte an der Seite des Mannes zum Sofa und er half mir, mich hin zu legen.
"Okay, ich kümmere mich um das Statement, wenn ich so behilflich sein kann und du kümmerst dich um die Situation hier", hörte ich Steve. Ich seufzte erleichtert und sackte noch weiter zusammen. Ein Teil des Stresses fiel wie ein Stein von mir ab. Das und mein Körper musste sein Gewicht nicht mehr selbst tragen.
"Klingt nach einem Plan", der Mann neben mir erhob sich und kurz darauf hörte ich den Wasserhahn. "Trinken Sie erstmal etwas." Das Drehen legte sich endlich etwas und ich erkannte auch meinen Helfer.
"Sam...danke", murmelte sie und nahm das Glas entgegen, das er mir hin hielt. "Gott, hier war die Hölle los...aber wem sag ich das?" Ich seufzte und trank einen kräftigen Zug aus dem Glas. Er war noch in voller Montur, nur seine Kampfausrüstung hatte er abgenommen. "Geht es allen gut?"
"Wir haben heute ziemlich viel abbekommen, Wanda hat es wohl am Schlimmsten erwischt", er musterte mich, als wolle er sich versichern, dass ich nicht seitlich vom Sofa fiel. Unrealistisch war es nicht.
"Verständlich, die Medien werden sie zerreißen. Dabei ist ist sie noch ein Kind", murmelte ich. Ein Kind mit übernatürlichen Superkräften, Telepathie und Telekinese, aber eben auch ein Kind. Sie hatte in Sokovia gelebt und hatte, soweit ich wusste, mit ihrem Zwillingsbruder an den Experimenten eines deutschen Wissenschaftlers namens Strucker teilgenommen, der für Hydra gearbeitet hatte. Im Zuge dieser Experimente hatte sie ihre Kräfte erhalten, ebenso wie ihr Bruder. Dieser war allerdings in dem Kampf in Sokovia verstorben. "Wie geht's Ihnen?"
"Duzen Sie mich ruhig", entgegnete er.
"Okay", meinte ich und meine Mundwinkel zuckten kurz nach oben. "Wie geht es dir?"
"Ich bin ganz schön geschafft", er setzte sich auf das Sofa, ich zog die Beine ein wenig an meinen Körper, damit er Platz hatte. Erschöpft atmete er aus und ließ sich ein wenig tiefer in die Polster sinken. "Und ich hätte mich gern geduscht, bevor ich die nächste Rettungsaktion starte."
"Entschuldige", murmelte ich, tatsächlich ein wenig schuldbewusst. Dieser Job sollte mich eigentlich nicht so einnehmen und meine Gesundheit sollte schon gar nicht darunter leiden. Immerhin musste ich immer bereit sein um in Phase zwei des Planes einzusteigen. "Aber hättest du dich jetzt um die Presse kümmern wollen?"
"Nicht so wirklich", gab er zu.
"Und deswegen bin ich in diesem Team", ich schwang die Beine vom Sofa.
"Hey, warte mal, was soll das denn werden?", Sam schoss sofort in die Senkrechte.
"Kaffee ist ehrlich kein guter Ersatz für Nahrung, da hat Vision schon ganz Recht, und ich hab echt Hunger", meinte ich und trank mein Glas leer. Wie auch Kommando rumpelte mein Magen los.
"Okay, warte. Ich ziehe mich schnell um und springe unter die Dusche, dann helfe ich dir", meinte er. "Am Ende brichst du nochmal zusammen und fällst auf die Herdplatte." Ich konnte nicht anders als zu lachen.
"Ich bin schon ein großes Mädchen, Sam", ich sah ihn amüsiert an.
"Trotzdem...", seufzte er. "Außerdem kann ich die Ablenkung gut gebrauchen." Er war erschöpfter als er es zugeben wollte. Irgendwie tat er mir leid. Solche Sachen wie in Lagos passierten nicht alle Tage, zum Glück, und wenn sie dann passierten, konnten sie einen ziemlich erschüttern. Ich kannte diese Erschütterung nur zu gut.
"Also schön", seufzte ich dann. "Dann werde ich hier eben auf dich warten. Aber denk dran, ich bin hungrig und hungrige Frauen lässt man nicht allzu lange warten." Ich stupste ihn aufmunternd an. Er lächelte, oder zwang sich dazu, das konnte ich nicht beurteilen, nickte und stand auf, dann verschwand er im Zimmertrakt. Ich lehnte mich noch ein bisschen weiter zurück. Mitleid war wohl das Letzte, dass ich eigentlich für diese Gruppe haben sollte. Das würde mir irgendwann nur im Wag stehen.
"Miss McMiller?", ich sah auf und entdeckte Steve Rogers. Eis hatte scheinbar eine erstaunliche Konservierungs-Kraft, man sah nicht jeden Tag einen hochgewachsenen, muskulösen fast Hundertjährigen, nun gut, ich war vielleicht die Ausnahme, immerhin lief er mir hier fast täglich über den Weg. Irgendwie verstand ich schon, warum ständig Fanbriefe hingerissener Damen die Basis erreichten. Dazu war er noch so furchtbar höfflich zu jedem Menschen, den er traf. "Ich habe ein Statement geschrieben. Es ist nicht das Beste aber im Moment sollte es genügen." Er reichte mir einen Zettel. Der Mann, der mehrere Jahre eingefroren war und eigentlich aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammte, war ziemlich altmodisch. Ihm wäre nicht mal im Traum eingefallen den Computer zu benutzen, wenn er überhaupt einen besaß. Hätte er eine da, wäre das Statement vermutlich mit der Schreibmaschine getippt wurden.
"Danke, Mr. Rogers", ich lächelte leicht. "Kümmert sich jemand um Wanda?"
"Ja, Vision ist bei ihr", nickte er. "Wie geht es Ihnen?"
"Besser, danke", ich scannte mit meiner Uhr das Dokument.
"Okay, ich leg mich dann eine Runde hin", er blickte zu mir. "Ehrlich, ich muss Ihnen für ihre Mühe danken." Ich biss mir auf die Zunge. Wenn er nur wüsste.
"Dafür werde ich bezahlt, Mr. Rogers", schmunzelte sie. "Nun ja, eigentlich werde ich bezahlt um Mr. Starks Fehler auszubügeln aber er stellt im Moment nicht genug an, um mein Gehalt zu rechtfertigen." Ich zwinkerte ihm schmunzelnd zu. Er lächelte und nickte.
"Gute Nacht, Miss McMiller", meinte er dann.
"Gute Nacht, Captain", als er aus dem Raum war, begann ich sein Statement ein wenig abzuändern und anzupassen.
"Hey, du solltest dich ausruhen und nicht arbeiten", ich blickte auf, als Sam wieder eintrat, jetzt in einem grauen Shirt und einer lockeren Hose und musterte ihn für einen Moment genauer. Er war ein wenig kleiner als Steve und auch nicht ganz so übertrieben muskulös. Nicht, dass Steve etwas dafür könnte. Supersoldaten mussten wohl Supermuskeln haben und ihm hatte da ein Superserum geholfen. Soweit ich wusste, war Sam mal Soldat gewesen und das sah man ihm auch noch an auch wenn man es nicht an seiner Art merkte. Die Soldaten, die ich kannte, waren alle immer furchtbar ernst und steif, während er eher locker wirkte, im Moment vielleicht etwas erschöpft. Wenn ich es so genau bedachte, arbeitete ich mit deutlich zu vielen attraktiven Männern zusammen. Vermutlich war das auch der einzige Vorteil an diesem Job auch wenn mir einige Menschen das wohl nicht glauben würden. Mit Superelden zusammen zu arbeiten machte weniger Spaß als man dacht. Er stützte sich auf die Lehne des Sofas.
"Das ist meine letzte Tätigkeit, versprochen", ich blickte von ihm wieder auf den Text vor mir. "Ich habe Tony versprochen das Statement noch heute heraus zu geben, sonst wird die Presse kreativ und das will nun wirklich niemand."
"Ich setzte schon mal das Wasser auf", seufzte Sam und lief in die Küche. Ich änderte noch ein paar Wörter in dem Text und versandte es dann in den Email-Verteiler mit allen Zeitschriften und Nachrichtensendern. Erleichtert seufzend schloss ich die Hologramme und folgte Sam in die Küche. "Ist dir noch schwindlig?"
"Nein, alles gut", ich kramte in den Schränken und fand eine Packung Mac'n'Cheese, nachdem ich wirklich lange hatte suchen müssen. "Meine Güte, gibt es hier nicht irgendwo eine Einteilung, wer mit dem Einkaufen dran ist?" Die Schränke waren fast so leer wie der Kühlschrank. Das Einzige was es noch wirklich genügend gab waren alle Arten von Frühstückscerealien.
"Ich glaube dafür bist du zuständig", meinte er amüsiert. Ich zog eine Augenbraue nach oben.
"Sehr witzig, eure Hausmutter bin ich nun wirklich nicht", entgegnete ich und reichte ihm die Packung. "Ich wohne hier ja nicht mal, ich bin so gesehen nur zu Besuch."
"Du bezahlst den Einkauf ja auch nicht, sondern dein Chef und der wohnt hier", meinte er.
"Stimmt, dann sollte mein Chef einkaufen, das sollte er als erwachsener Mann noch gerade so schaffen. Die Hausmagd bin ich nun auch nicht", schmunzelte ich und rührte im Topf herum. "Dafür bin ich auch eine viel zu schlechte Köchin."
"Noch sieht es doch ganz gut aus", entgegnete er amüsiert.
"Bisher habe ich ja auch nur Nudeln ins Wasser geschüttet, ich möchte doch sehr bitten", ich musste ein wenig lachen. Als das Essen fertig war aßen wir noch zusammen. Sam Wilson war ein witziger Zeitgenosse und er schien reichlich froh, sich über einfache, alltägliche Themen zu unterhalten. Wer konnte es ihm auch verübeln.
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Spy // "Avengers"-Fanfiction
Fanfic"Warum hast du dann nicht versucht ihn von diesem Plan abzubringen?", entgegnete er. "Er hat seine erste Frau verloren, seine Zweite auch und seinen Sohn und er konnte nichts dagegen tun", ich blickte ihn starr an. "Hast du eine Ahnung, wie sich da...