Kapitel 30

227 15 2
                                    

Durch die Zeit, oder die Quantenebene, zu reisen war ein merkwürdiges Gefühl. Vielleicht konnte man es mit dem Gefühl vergleichen, wenn ein Flugzeug startete. Mit einem Ruck wurde man schneller und schneller, dann setzte das Kribbeln ein, das Blut rauschte in den Ohren, das Ruckeln ließ das Herz wie verrückt schlagen aber bevor man sich versah glitt man durch die Luft. Hier glitt man eben nicht, sondern setzte auf dem Boden auf. Für einen Moment taumelte ich und blinzelte für einige Sekunden. Ich starrte auf meine Füße, dann hob ich den Blick. Um mich herum ragten Hochhäuser, überall stieg Rauch auf, überall krabbelten diese widerlichen Viecher herum und über den Himmel jagten merkwürdige Gefährte. Der Anzug zog sich, wie von selbst, zurück und darunter kam eine schwarze Kampfmontur mit dem Symbol von SHIELD zum Vorschein, Tony trug eine ähnliche Aufmachung, während Steve und Scott ihre Anzüge trugen, wobei Steves Anzug ein älteres Modell war.
"Also zwei Steine sind Uptown, einer ist Downtown. Wir teilen uns auf, wie wir es besprochen haben", ein Brüllen ließ uns herumwirbeln. Eine 2012er Version des Hulks war auf einem Auto gelandet und schmiss es jetzt durch die Gegend.
"Wow...Bruce. Du warst ja echt...", meinte ich und wandte mich zu unserer Version um.
"Urgh, lass gut sein", murmelte dieser und fuhr sich über das Gesicht.
"Vielleicht haust du unterwegs auch auf was drauf", meinte Steve.
"Halte ich zwar für überflüssig aber was soll's", murmelte er und entfernte sein Shirt, dann ging er zu einem Taxi und verpasste ihm einen Schlag, eh er ein schwaches Grollen von sich gab.
"Er hat ganz eindeutig seinen Biss verloren", ich schüttelte den Kopf und beobachtete, wie er die Straße entlang stapfte.
"Also dann, wir müssen zum Stark-Tower, eh die Show vorbei ist", meinte Tony.
"Du hast das Ding wirklich mal nach dir selbst benannt?", fragte ich empört und setzte mich mit den Anderen in Bewegung.
"Hey, das Teil ist ein technisches Meisterwerk", erklärte Tony, als wäre es das Normalste der Welt.
"Ich fasse es nicht", ich schüttelte empört den Kopf. Der Weg war gar nicht so leicht, ständig mussten wir über neue Trümmer steigen. Immerhin kamen uns bald keine Chitauri mehr entgegen.
"Wir sollten uns wirklich beeilen", meinte Tony und lief etwas schneller. Am Tower angekommen trennten sich unsere Wege. Tony uns Scott schwangen sich in die Lüfte, während ich mit Steve das Gebäude betrat.
"Also, wir müssen die SHIELD-Agents mit dem Zepter abfangen, dafür müssen wir ein paar Stockwerke nach oben", erklärte er. "SHIELD wurde zu der Zeit bereits von Hydra unterwandert, vielleicht kann uns das behilflich sein. Überlasse auf jeden Fall mir das Reden."
"Aye, aye Captain", meinte ich und salutierte schmunzelnd.
"Mr. Rogers, hätte ich fast vergessen", hörten wir Tony über unsere In-ear-Kommunikatoren sagen. "Dieser Anzug steht deinem Arsch so gar nicht." Steve verdrehte neben mir die Augen.
"Du musst ja nicht hinsehen, Tony", entgegnete er. Unauffällig lehnte ich mich ein wenig nach hinten.
"Sieht bescheuert aus", murmelte Tony.
"Ich finde du siehst super aus, Cap. Wenn du mich fragst: das ist Amerikas Arsch", meldete sich Scott zu Wort.
"Ich muss Scott Recht geben, Steves Hintern sieht in dem Anzug umwerfend aus", kommentierte ich die Situation und Cap sah mich böse an, was ich mit einem unschuldigen Lächeln quittierte.
"Also echt, Sad, was würde Sam sagen, wenn er wüsste, dass du der früheren Version seines besten Freundes auf den Hintern glotzt?", hörte ich Tony gespielt schockiert fragen.
"Mein Gott, ich habe die letzten fünf Jahre wie eine Nonne gelebt, da darf ich Steve in der 2012er Ausführung ja wohl mal auf den Hintern schauen", schnaubte ich. "Außerdem würde er mir Recht geben."
"Könnten wir uns jetzt bitte auf unsere Mission konzentrieren? Die Zeit läuft", zischte Steve und blickte mich leicht genervt an.
"Schon gut, Spielverderber", wank ich ab. Wir stoppten vor einer Fahrstuhltür. Während wir warteten bemerkte ich, wie er über seine Schulter auf seinen Hintern schielte.
"Alles klar, Cap. Das Zepter ist jetzt im Fahrstuhl", hörte ich Tony sagen und der Blonde neben mir betätigte den Knopf neben der Aufzugtür.
"In Ordnung, wir sind auf dem Weg zur Lobby", erklärte er.
"Dann treffen wir uns dort", entgegnete Tony. Die Tür öffnete sich und die Männer im Fahrstuhl blickten uns verwirrt an, bis auf einen schwarzhaarigen Mann im schwarzen T-Shirt, der seinen Blick, nennen wir es anzüglich, über mich gleiten ließ. Allein der Blick verursachte eine Gänsehaut und das nicht, weil es schön war, dazu kam der Typ, der etwas Bedrohliches ausstrahlte, vielleicht nahm ich das aber auch nur wahr, weil ich wusste, dass sie zu Hydra gehörten.
"Wollten sie nicht die Rettungskräfte unterstützen?", fragte ein Glatzkopf mit Brille und im Anzug.
"Es gab eine Planänderung", erklärte Steve, während sich der Aufzug wieder in Bewegung setzte.
"Cap", der Schwarzhaarige musterte den Blonden berechnend, eh er ihm zunickte.
"Rumlow", entgegnete Steve gelassen. "Ich habe den Befehl erhalten, den Zepter an mich zu nehmen." Ich stellte fest, dass heute einer der wenigen Tage war, an denen ich meinem Vater für sein Training dankbar sein wollte. Ich erkannte sofort, wie gefühlt jede Hand in dem beengten Raum des Fahrstuhls zu den Holstern der Waffen glitten, wie die Männer um mich herum sich sichtlich anspannte und sich bereit machten los zu schlagen. Meine eigene Hand schwebte über meiner Tasche mit dem Speer, auf kleinen Raum und kurze Distanz war ich damit im klaren Vorteil.
"Sie?", der Glatzkopf sah ihn verdutzt an. "Ich verstehe nicht..."
"Wir haben erfahren, dass jemand vor hat es zu stehlen", erklärte er. Ehrlich, wie konnte er so ruhig bleiben? Ich war nur froh, dass auf mich niemand achtete, denn meine Nerven waren zum Zerreißen angespannt.
"Tut mir leid, Cap. Wir können es dir nicht geben", erklärte dieser Rumlow.
"Ich muss den Director anrufen", meldete sich der Glatzenmann wieder zu Wort.
"Schon okay, glauben sie mir", Steve beugte sich zu seinem Ohr herab und ich verstand ein kaum hörbares „Heil Hydra". Ein paar Sekunden später verließen wie den Fahrstuhl mit dem Koffer, in dem das Zepter lag. Als die Tür hinter uns geschlossen war atmete ich leise auf.
"Das machen meine Nerven nicht mit", murmelte ich.
"Und du hast uns mehrere Monate lang ausspioniert?", fragte Steve amüsiert und zog die Augenbrauen nach oben.
"Weißt du, euch anzulügen war irgendwie leichter als diese Möchtegern-G-I-Joes", ich zuckte mit den Schultern. "Ihr seid eben die Guten, da ist das was Anderes." Jetzt wirkte Steve verwirrt, was mich nicht wunderte, selbst ich war von der Unlogik meine Logik verwirrt. "Ich versuche Tony zu erreichen." Doch es geschah nichts. "Tony? Tony, habt ihr den Würfel?" Weiterhin meldete sich niemand.
"Oh, das darf doch wohl nicht da sein", hörte ich Steve neben mir murmeln uns sah auf. Uns stand der andere Steve gegenüber.
"So gut dein Hintern auch aussehen mag, dieser Helm ist echt albern", meinte ich trocken und blickte zwischen den Captain Americas hin und her.
"Ich habe Loki und das Zepter", meinte 2012-Steve in sein Mikro. "Vierzehntes Stockwerk."
"Ich bin nicht Loki", entgegnete der Gegenwarts-Steve...Moment, war der Gegenwarts-Steve nicht der 2012-Steve? Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Zeitreisen. "Und ich will dir nicht weh tun." Ich machte einen Satz zurück, als auf diesen Satz folgte, was immer darauffolgte. Ein Kampf. Während die beiden Steves sich gegenseitig den Kopf einschlugen, bemerkte mich dabei glücklicherweise niemand, also tat ich das einzig Vernünftige. Ich ließ die Kinder toben und eilte mit dem Koffer die gläserne Treppe nach unten. Wenn Zwei sich streiten, dann freut sich bekanntlich der Dritte.
Ich hatte gerade ein paar Stockwerke hinter mich gebracht, dabei im Gehen eines der Schilde aufgesammelt, welche die Steves aufeinander und somit von ihrer Plattform geschleudert hatten, als ich Glas splittern hörte. Ohne nach oben zu schauen konnte ich mir bereits vorstellen, was passiert war und riss den Koffer schützend über meinen Kopf. Das leise Prasseln von Glas auf dem Gehäuse des Koffers und der dumpfe Aufprall der zwei Männer eine Etage unter mir bestätigte meine Annahme. Als ich auf ihrer Ebene war, sah ich, dass der 2012-Steve meinen Steve im Schwitzkasten hatte. Ich stellte den Koffer bei Seite und griff den Speer, im Moment war er nicht größer als ein kleiner Dolch, das änderte sich jedoch mit einem Knopfdruck.
"Hey!", 2012-Steve wirbelte überrascht zu mir herum, was mein Steve nutzte um sich zu befreien und in Deckung zu gehen, bevor ich Helm-Steve mit dem Ende meiner Waffe einen ordentlichen Kopftreffer verpasste. Wenn mir Okoye eins gelernt hatte, wie man jemanden mit einem Treffer k.o. setzte, da half der dämliche Helm auch nichts. Der andere Steve blieb auf dem Bauch liegen. "Und deswegen hat mein Vater mir beigebracht, mich nie mit Supersoldaten zu prügeln. Solltest du dir zu Herzen nehmen." Steve stützte seine Hände auf die Oberschenkel und schnaufte für einen Moment durch.
"Ich merke es mir", meinte er dann, eh er einen kleinen, schwarzen Gegenstand vom Boden aufhob. In der Bewegung stockte er und legte den Kopf schief. "Weißt du was? Ihr habt Recht. Das ist Amerikas Arsch."
"Na los, nimm den Koffer", ich schüttelte grinsend den Kopf und machte mich dann auf den Weg zur Lobby.

Spy // "Avengers"-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt