Kapitel 27

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Ich hockte auf einer schwarzen Kiste und beobachtete das Treiben im Hangar der Basis. Seit heute Morgen parkte nicht nur der furchtbar hässliche Van in der hellen Halle, sondern Bruce und Scott bauten auch einen Berg an Technik auf, bei dem ich mich eigentlich nur fragte, was passieren würde, wenn ich versuchte alle Knöpfe gleichzeitig zu drücken.
"Okay, Scott, starte dieses Van...Dings", meinte Bruce. Ich blickte auf. Leugnen konnte ich nicht, dass ich es trotzdem spannend fand, was da vor sich ging. Scott öffnete die Türen und ein orange-blau leuchtendes Portal...oder was auch immer genau das war, kam zum Vorschein.
"Schutzschalter bereit, Notfallgeneratoren auf Standby", verkündete Steve und kam um ein paar Kisten herum.
"Gut, wenn wir die Stadt lahm legen, dann will ich den Knirps nicht in den Fünfzigern verlieren", meinte Bruce, sichtlich unsicher.
"Entschuldigung?", Scott lauschte beunruhigt auf.
"Das war nur ein Scherz, sag doch sowas nicht", meinte Natasha. "Das war doch nur ein Scherz, oder?" Sie flüsterte nun und blickte zu Bruce auf.
"Ich habe keine Ahnung, wir reden von Zeitreisen. Entweder ist das alles nur ein Scherz oder gar nichts davon", flüsterte Bruce verunsichert zurück. Ich beschloss Scott schon mal einen Grabstein zu bestellen. Schaden konnte es ja nicht. "Also, setzt deinen Helm auf." Er gab Scott noch ein paar weitere Anweisungen, dann verschwand Scott in dem Tunnel, eh er drei Sekunden später wiederauftauchte. Nur dass Scott, nicht mehr so ganz Scott war. Ich stand auf.
"Oh mein...", murmelte ich.
"Ist das Scott?", fragte Natasha.
"Natürlich ist das Scott!", rief der Teenager im Anzug. Bruce schickte ihn wieder in den Tunnel. Diesmal kam ein alter Mann zurück, danach ein Baby.
"Bring Scott zurück!", rief Steve. Inzwischen herrschte Panik im Raum.
"Das ist Scott", entgegnete Bruce. "Er wächst schon wieder."
"Ich wechsle ihm nicht die Windeln, das könnt ihr wissen", meinte ich.
"Niemand wird Windeln wechseln, bring den richtigen Scott zurück", meinte Steve.
"Also gut, schalte den Strom ab, wenn ich es sage", meinte Bruce und Natasha lief los. Diesmal gelang es und Scott stand wieder vor uns.
"Zeitreisen!", rief Bruce, gespielt enthusiastisch und breitete die Arme aus.
"So viel dazu...", murmelte ich.
"Jemand hat in meinen Anzug gemacht, ich weiß nur nicht ob es mein Opa-Ich oder mein Baby-Ich war", meinte Scott kleinlaut. "Oder Ich-Ich..."
"Ist mein Zynismus jetzt angebracht?", fragte ich und blickte zu Natasha und Steve.
"Fünf Minuten Pause", meinte Captain America lediglich und verließ die Halle.
"Scott, ich zeig dir wo die Waschküche ist", entgegnete ich und deutete ihm an mir zu folgen. Als ich ihn dort abgesetzt hatte, wählte ich auf den Komoyo-Perlen die Verbindung zu Okoye.
"Sadie, ich bin erfreut von dir zu hören", ihre Projektion leuchtete auf.
"Störe ich? Ich kann dich auch später anrufen", meinte ich, doch der General der Dora Milaje schüttelte nur den Kopf.
"Nein, heute ist es ruhig, ich habe Zeit", sie lächelte leicht. "Wie geht es dir."
"Gut, im Großen und Ganzen aber ich werde wohl noch eine Weile hierbleiben", ich fuhr mir durch die Haare. "Steve und Natasha glauben, sie hätten einen Weg gefunden alles rückgängig zu machen."
"Wie das?", Okoye wirkte merklich überrascht und sie überraschte man nicht so leicht.
"Zeitreisen", erklärte ich und klang mindestens so gespielt euphorisch wie Bruce.
"Zeitreisen?", fragte die Frau mit den Tattoos auf dem glattrasierten Kopf, nach einem Moment der Stille.
"Ich glaube es auch noch nicht so richtig", seufzte ich. "Hier ist vor ein paar Tagen ein Typ namens Scott Lang aufgetaucht, Steve kannte ihn wohl und er hat uns etwas von Quanten und Zeitreisen erzählt. Frag mich nicht, wie sie denken, dass es funktioniert. Ich verstehe es selbst nicht."
"Nun, in meinem Land habe ich gelernt, dass fast nichts unmöglich ist, zumindest dann nicht, wenn die Prinzessin es entwickelt", ich lächelte leicht. Ich vermisste das quirlige, unfassbar kluge Mädchen. Sie schaffte es selbst die düsterste Situation mit einem Sprung aufzulockern und sie fand für jedes Problem eine Lösung. Ich liebte Wakanda aber ohne Shuri war es einfach nicht dasselbe, das Gleiche galt für T'Challa, den Bruder von Shuri und der König von Wakanda. Mit ihm hatte ich zwar deutlich weniger zu tun gehabt, als mit seiner Schwester und doch spürte man seine Abwesenheit, besonders wenn man seine Mutter, die Königin, welche in der Krise, seinen Platz hatte einnehmen müssen, und Okoye ein wenig beobachtete.
"Wie geht es dir und Ihrer Majestät, der Königin?", fragte ich, nachdem ich mich aus meinen trüben Gedanken befreien konnte.
"Mir geht es soweit gut, vielen Dank", sie senkte ein wenig den Kopf, eine Geste, mit der sie ihren Dank unterstrich. Okoye war meist ziemlich wortkarg, da lernte man schnell ihre Körpersprache zu deuten. "Die Königin ist von den Regierungsgeschäften erschöpft, sie muss sich mit den Anführern der anderen Stämme und deren Probleme auseinandersetzen und nun ja..." Sie seufzte laut. "Sie ist eben nicht mehr die Jüngste auch wenn sie eine starke Frau ist."
"Die letzten Jahre haben an ihr gezerrt, das ist mit aufgefallen", nickte ich und seufzte. "Hast du von M'Baku und den Jabari gehört?"
"Sie helfen noch immer wo sie können", nickte sie. "Was fast verrückt ist, wenn man bedenkt, dass das vor einigen Jahren noch unvorstellbar gewesen war." Der Stamm der Jabari hatte für viele Jahre isoliert von der wakandanischen Gesellschaft gelebt. Der Sage nach, auf welche die Gründung Wakandas zurück ging, weil sie den, von der Göttin Bast erwählten Herrscher und Beschützer nicht anerkannt hatten. Soweit ich wusste, hatte M'Baku T'Challa an seinem Krönungstag auch herausgefordert, das war zu der Zeit, als ich im Gefängnis war. Jeder Stamm hatte das Recht bei der Krönung eines neuen Königs seinen Anspruch auf den Thron in einem Duell zu erheben.
"Krisen schweißen die Menschen eben noch immer zusammen", meinte ich. Ich hatte M'Baku nur ein oder zwei Mal getroffen. Er war ein hochgewachsener, muskulöser Mann, der dem Titel „Großer Gorilla" alle Ehre machte und er war eine stolze Kämpfernatur, allerdings besaß er auch Humor.
"Und was werdet ihr jetzt tun?", fragte Okoye.
"Vermutlich versuchen wir weiter die Zeitreiseidee um zusetzt", seufzte ich. "Es ist im Moment der beste Ansatz, den wir haben."
"Ich will mich keinen falschen Hoffnungen hingeben, aber ich wünsche euch Glück und Basts guten Willen", meinte sie.
"Danke, ich glaube, wir werden Beides dringend brauchen", ich lächelte. "Wir hören bald voneinander, Okoye."
"Das hoffe ich", nickte sie, dann zerfiel ihr holografisches Ebenbild. Ich beschloss im Hangar nach dem Rechten zu sehen. Als ich eintrat, erkannte ich, dass sich unserer kleinen Gemeinschaft noch jemand angeschlossen hatte.
"Tony?", fragte ich überrascht. "Was machst du hier?" Ich lief auf den dunkelhaarigen Mann neben Steve Rogers zu.
"Das Ganze hat mir keine Ruhe gelassen, also habe ich ein wenig herumexperimentiert. Na ja, was soll ich sagen?", er lächelte ein wenig verlegen und gleichzeitig stolz. "Ich habe es geschafft. Ich habe die Zeitreise möglich gemacht." Ich stolperte überrascht zurück, getroffen von der Erkenntnis.
"Es gibt also wirklich Hoffnung", kam es mir leise über die Lippen. Gäbe es keine Hoffnung, nein, gäbe es keine nahezu hundertprozentige Sicherheit, dass das funktioniert, dann hätte Tony niemals Pepper und Morgan zurückgelassen. Niemals würde er etwas riskieren, wenn er nicht wüsste, dass es so sicher wie möglich war. Ich spürte, dass ich zu zittern begann, wie sich eine riesige Anspannung löste und der Hoffnung freien Lauf ließ. Ich spürte, wie Tony vorsichtig die Hände auf meine Schultern legte und sie sanft drückte.
"Ja, Sad. Wir holen uns diese Steine und wir holen uns alle zurück", er blickte mich durchdringend an und plötzlich erkannte ich in seinen Augen, worum es ihm ging, was ihn dazu bewegt hatte uns doch zu helfen. Peter Parker. Das Verschwinden des Jungen, für den Tony eine Art Mentor gewesen war, hatte ihm hart getroffen und, ähnlich wie ich, war er nie darüber hinweggekommen.
"Okay", ich lächelte und straffe die Schultern ein wenig. "Dann wollen wir mal loslegen. Was brauchst du?"
"Mein Team. Das ganze Team", meinte er. "Sad, du bist jetzt für einen Tag wieder meine Assistentin. Du kontaktiert Rhodey und Nebula, außerdem wirst du Barton ausfindig machen."
"Geht klar, Boss", ich löste mich und klatschte in die Hände. Er reichte mir ein Handy und ich nahm es entgegen. "Alles klar, Friday. Gib mir alles was du in den letzten Wochen über Barton finden kannst, ich will, dass du jede Videoaufnahme der letzten drei Wochen auswertest."
"Starte Suche", entgegnete die KI und ich lief in Richtung des Wohnzimmers, wo ich Rhodey anrief, der mir ein paar zusätzliche Informationen geben konnte, da er selbst nach Clint gesucht hatte, dann rief ich Rocket und Nebula an.
"Rocket, denkst du, du kannst mit Bruce zusammen Thor hierherbringen? Wir werden ihn brauchen", fragte ich und das Hologramm des Waschbären nickte.
"Das sollte kein Problem sein. Ich hole Bruce ab", meinte er und ich nickte ihm dankbar zu, eh ich den Anruf beendete.
"Da ist ja jemand aufgewacht", ich wandte mich zu Natasha um. "Ich habe dir doch gesagt, ich werde nicht ruhen, bevor ich einen Weg gefunden habe und jetzt haben wir den Weg."

Spy // "Avengers"-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt