Kapitel 18

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Steve hatte uns noch ein paar Stunden Pause eingeräumt. Die Basis konnte man im Notfall immer noch abriegeln. Ohne diese Pause hätte ich auch nicht mehr lange durchgehalten. Ich hatte mich in mein altes Zimmer zurück gezogen und mich auf der Bettkante nieder gelassen. Meine Waffen hatte ich abgelegt. Erschöpft stützte ich meine Unterarme auf meine Oberschenkel und lehnte mich etwas nach vorne. Mein Rücken schmerzte, meine Rippen, meine Arme, meine Beine, mein Kopf und noch ein paar Stellen von denen ich nicht mal wusste, dass sie so schmerzen konnten. Ein Klopfen an der Tür riss mich aus meinem Selbstmitleid und dem rührseligen Vorgangs des Lecken meiner Wunden. Ich erhob mich und lief zur Tür, um sie zu öffnen.
"Was machst du hier?", fragte ich Sam, der vor der Tür stand.
"Also, ich habe hier Eiswürfel in einem Beutel und eine Packung Schmerztabletten", meinte er.
"Hm, das klingt ja sehr verlockend. Also gut, ich lasse dich herein", schmunzelte ich und öffnete die Tür um ihn herein zu lassen. Er trat ein uns schloss die Tür hinter sich. "Urgh, hätte ich gewusst, dass ich heute noch gegen Aliens kämpfe, dann hätte ich das Training mit Barnes weg gelassen."
"Immerhin hatten wir Abendessen", schmunzelte er.
"Gibst du mir bitte die Schmerztabletten?", fragte ich.
"Klar, wie viele? Zwei?", fragte er.
"Wie wäre es mit der ganzen Packung?", fragte ich. Sein Gesichtsausdruck war unbezahlbar. "Das war ein Scherz. Gib mir zwei." Ich verpasste ihm einen sanften Klaps auf den Oberarm. Sam hatte seine Ausrüstung ebenfalls abgelegt und saß jetzt in einem Shirt vor mir, dass mir ziemlich vertraut vor kam. "Trägst du Tonys Shirt?"
"Uhm, ja", er zuckte mit den Achseln, während er zwei Pillen aus dem Blister und reichte sie mir. "Ich musste nehmen was da war."
"Ich erzähle dir besser nicht wie viel das gekostet hat", schmunzelte ich, während ich die Pillen einwarf und mit einem großen Schluck nach unten spülte.
"Hm und ich bin noch nicht mal geduscht", meinte er.
"Du solltest die Chance nutzen. Das könnte die letzte Dusche deines Lebens werden", meinte ich und ließ mich nach hinten auf das Bett fallen. Ich nahm den Eisbeutel und schob mein Top ein Stück nach oben um meine Rippen zu kühlen.
"Du bist echt deprimierend", meinte er und drehte sich ein wenig zu mir. Ich schmunzelte leicht.
"Das nennt man Zynismus", erklärte ich. Er seufzte und musterte mich für einen Moment. Sein Blick blieb an meinen Rippen hängen.
"Das sieht ganz schön übel aus", meinte er und beugte sich etwas vor um den riesigen blauen Fleck.
"Nicht wahr?", ich zog die Augenbrauen amüsiert nach oben. "Und da hat mich nur sein menschlicher Arm getroffen, also tu' mir einen Gefallen und prügel dich niemals mit ihm oder Steve." Er lachte leise.
"Hatte ich nicht vor", entgegnete er.
"Sicher?", ich zog die Augenbrauen nach oben.
"Na ja, zumindest mit Steve nicht", entgegnete er. "Sicher, dass du das nicht abchecken lassen willst?" Ich spürte, dass seine Finger wenige Millimeter über meiner Haut schwebten.
"Habe ich doch schon", entgegnete ich und setzte mich auf, Sam musste mir dabei ein wenig helfen. Seine Hand ruhte somit auf meinem Rücken und ein Kribbeln ging von der Stelle aus. "Shuri sagt, es ist eine völlig harmlose Prellungen."
"Na gut", seufzte er und für einen Moment schwiegen wir.
"Der Kampf bereitet mir wirklich Magenschmerzen", meinte ich.
"Das haben große Kämpfe so an sich, glaub mir", entgegnete er.
"Ich meine ja nur", seufzte ich. "Ich habe einfach die böse Vorahnung, dass etwas Furchtbares passieren wird." Und auf meine Vorahnungen konnte ich mich meist viel zu gut verlassen, das bereitete mir wirklich Sorgen. Ich meine, jetzt, wo ich so langsam das Gefühl bekam wieder etwas zu verlieren zu haben, da kam so eine riesige Schlacht. Im Moment fühlte ich mich wenig vorbereitet auf so einen Kampf.
"Hey, jetzt komm mal her", meinte er und streckte seine Arme etwas aus. Seufzend legte ich meine Arme um seinen Bauch und bettete meine Wange auf seiner Brust. Es tröstete mich, als er seine Arme um mich legte und für einen Moment schloss ich die Augen um die Welt herum auszuschließen. Es hatte ja ohnehin keinen Zweck mehr irgendwas zu leugnen. Ich mochte Sam, ich mochte ihn sogar sehr gern. Ehrlicherweise konnte ich nicht sagen, wann ich das letzte Mal verliebt gewesen war aber ich wusste, trotzdem dass ich es war. Am liebsten hätte ich Stunden so mit ihm herum gesessen, ich genoss seine Nähe und mit ihm zu lachen aber auch, dass er sich um mich sorgte und auf mein Wohlbefinden achtete, wenn ich es nicht tat. "Mich ärgert an diesem Krieg eigentlich nur, dass sich dadurch unsere Reisepläne verschieben aber was soll man tun? Manchmal muss man vor einer Reise eben nochmal kurz die Menschheit retten." Ich grinste erst, bevor ich leise zu lachen begann. "Alles wird gut, du wirst es sehen. Wir treten diesem Thanos mal kurz in den Hintern. Okay?" Ich blickte auf, dann nickte ich.
"Okay", lächelte ich und für einen Moment musterte wir einander. Ein langer Moment und Sam fuhr ihn gekonnt gegen die Wand, als er sich leicht löste und sich räusperte.
"Also, ich werde dann mal meine vielleicht letzte Dusche nahmen", ich ließ ihn wirklich nur ungern los, als er sich löste und erhob. Ich wollte nicht, dass er ging, wenn ich etwas wollte dann ganz sicher nicht das. Also fasste ich einen Beschluss, ich würde ihn nicht einfach so davon gehen lassen. Die Schmerzmittel mussten bereits wirken, sonst wäre ich sicher nicht so schnell auf den Beinen gewesen und sie wirkten ziemlich stark, dann ich spürte wirklich kein Ziepen mehr. Meine Güte, die hatten sicherlich Nebenwirkungen wie sonst etwas. Mit ein paar Schritten hatte ich Sam eingeholt, der gerade die Tür öffnete. Na gut, alles oder nichts. Da wollten wir doch mal sehen ob Shuri, Steve und Natasha Recht gehabt hatten oder ob wir alle sein Verhalten falsch interpretiert hatten. Oh Gott? Was wenn er wirklich nur hatte nett sein wollen? Wenn er mich wirklich nur als Freundin sah? Vielleicht sollten wir ja doch nicht darüber reden. Nicht einen Abend vor einer Schlacht. Wenn einer von uns umkommen würde, bei meinem Glück wäre das dann ich, dann könnte ich mir wenigstens einreden, dass wir uns geliebt hatten. Und was, wenn wir Beide überlebten und dann für immer mit der merkwürdigen Spannung zwischen uns leben müssten, weil ich mal auf ihn stand und er er nicht erwidert hatte. Das wäre ja wohl nicht nur ein bisschen unangenehm, sondern super unangenehm. Mein Körper reagierte jedoch viel schneller, als mein Kopf den neuen Gedankenansturm verarbeiten konnte. Meine Finger umschlangen sein Handgelenk und hielten ihn somit sanft zurück. Na toll, Sadie und hast du dir auch überlegt wie du ihm jetzt sagen willst, dass du verknallt bist? Nein? Und deswegen wärst du die von euch Beiden, die morgen eher drauf gehen könnte.
"Sam, warte mal...", nun, ein Problem erübrigte sich ziemlich schnell. Ich musste gar nicht mehr erklären, warum ich ihn zurück gehalten hatte, denn bevor ich überhaupt registrierte was geschah, spürte ich, dass ich an der Hüfte gegriffen und herum gewirbelt wurde. Mein Rücken wurde sanft gegen die Tür gedrückt, die dann, für meinen Geschmack viel zu laut, ins Schloss viel. Ich schaffte es noch überrascht nach Luft zu schnappen, eh ich Lippen spürte, die sich auf meine pressten. Ich spürte Erleichterung in Wellen durch mich strömen. Egal was ich tat, er war jetzt immer der, der angefangen hatte und nicht ich. Das nahm mir doch ungemein den Druck. Meine freie Hand fuhr ihn seinen Nacken um ihn näher zu mir zu ziehen, während die andere nach oben wanderte, bis sie auf seiner Schulter lag. Meine Lippen passten sich, nachdem ich den kurzen Schrecken überwunden hatte, seinen Bewegungen gut an, ich fand es jedenfalls gut, meine letzten Küsse hatte ich auf Partys und völlig betrunken gehabt, da konnte man von „aus der Übung" sprechen. Wenn es furchtbar war, dann ließ Sam ließ es sich jedoch nicht anmerken, stattdessen legte er eine Hand auf meinen Rücken und zog mich näher an ihn. Durch Tonys Shirt konnte ich so ziemlich gut seine Muskeln erahnen und das was ich da ertastete erschien mir schon wirklich ganz ordentlich. Wobei man hier erwähnen muss das an dem Shirt zusätzlich auch der Geruch von Tonys teuren und sehr prägnanten Aftershave hing, was mich dann doch ein wenig verwirrte. Da macht man die Augen zu und riecht seinen ehemaligen Chef, den man mal umbringen wollte.
Ich wünschte, ich könnte sagen, der Kuss ging lange, wenn man meine Lunge fragte, dann tat er das wahrscheinlich auch, denn als wir uns voneinander lösten war nicht mehr so viel Sauerstoff übrig aber Rest meines Körpers schien die Wahrnehmung meiner Lunge absolut nicht zu teilen.
"Ich...", er schien selbst nach Worten zu suchen, während sich seine Brust schneller hob und senkte, als es normalerweise der Fall war. "Ich denke, ich kann auch hier duschen gehen." Ich musste leicht lachen und nickte.
"Natürlich, mein Bad steht dir zur Verfügung", entgegnete ich amüsiert. Er wollte schon gerade ins Bad gehen, als er sich nochmal umwandte.
"Ich bin froh, dass es jetzt raus ist", sagte er und musterte mich lächelnd. "Also so richtig raus und nicht nur dieses stumme „Ich weiß, da ist etwas aber ist da auch wirklich etwas?", verstehst du?" Ich machte ein paar Schritte auf ihn zu und legte die Hand an seine Wange.
"Da ist wirklich etwas", antwortete ich dann amüsiert.

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Hallo, ich hoffe ihr seid alle gut ins gute Jahr gerutscht und habt euren Vorsatz noch nicht über den Haufen geworfen (falls ihr einen hattet, ich habe schon von vorne herein aufgegeben ^^').

Spy // "Avengers"-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt