[Sangreal] Versprechen und Vorurteile (Teil 1)

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Das hier ist der erste Teil des 45-seitigen 12. Kapitels von "Blood Moon" und damit das längste Kapitel, das ich bisher schrieb. Das Video auf der rechten Seite ist wie immer mein Playlist-Vorschlag. Dieses Mal ein entspannender 20-Minuten-Song vom schweizer Komponisten Adrian von Ziegler und damit bestens geeignet für lange Schreibabende.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und freue mich auf eure Kommentare. :)

Das Wasser in meinem Glas schlug sanfte Wellen. Meine Hände zitterten, als ich auf dem Sofa der Cullens saß. Neben mir saß Nahuel und begann mit dem Versuch, das Geschehene in Worte zu fassen. Die Vampirfamilie, mit den bernsteinfarbenen Augen, hörte aufmerksam zu. Aus ihren Gesichtern las ich Mitleid und Entsetzen.

Nie hätte ich gedacht, dass ich jemals in ihrem Wohnzimmer sitzen würde. Erst recht nicht unter diesen Umständen. Aber mir war das Glück einfach vergönnt.

Ich vernahm das leise Brabbeln des Mädchens neben mir. Eine freundliche Vampirin, mit langem blondem Haar, hatte die Kleine auf ihren Schoß genommen und schaukelte sie ein wenig auf dem Schoß auf und ab. „Zuckersüß“, flüsterte sie leise und lächelte mich kurz an, ehe sie sich wieder dem Baby widmete. Sie schien nur noch Augen für das Mädchen zu haben und blendete den Rest der Anwesenden in diesem Raum aus. Ich konnte dieses Verhalten nicht wirklich nachvollziehen, doch dann ertappte ich mich dabei, wie ich selbst die Stimmen im Raum zu ignorieren begann, als mein sensibles Gehör Schritte vernahm. Schritte, die näher kamen und die ich kannte.

Und dann lief er plötzlich schnellen Schrittes durch den Raum, ohne einmal stehen zu bleiben oder Notiz von den Anderen zu nehmen. Er ging direkt auf mich zu, nahm mich am Handgelenk und zog mich zunächst auf die Beine und anschließend quer durch das Haus. Ich fragte nicht nach, was er vorhatte, sondern wartete einfach, bis er stehen blieb und sich schließlich zu mir umdrehte.

„Was ist passiert?“, fragte er atemlos und mit misstrauischem Unterton. „Und wo kommt das Baby her?“

Ich öffnete leicht den Mund und schüttelte fassungslos den Kopf ohne etwas zu sagen.

„Nun sag schon“, forderte er mich auf.

„Wenn du einfach gewartet und zugehört hättest, müsstest du nicht fragen. Nahuel wollte es gerade erklären.“

„Ich denke, ich bin der Erste, dem du etwas erklären solltest“, sagte er.

„Was ist los mit dir?“, fragte ich.

„Das sollte ich wohl eher dich fragen“, antwortete er.

Ich brauchte einen Moment, um Eins und Eins zusammen zu zählen, doch dann hatte ich kaum noch Zweifel daran. Ich wusste zwar nichts um seine Kinderliebe, aber er hatte auf mich nie den Eindruck gemacht, als hätte er je auch nur einen Gedanken daran verschwendet, eine Familie zu gründen. Es gab nur einen einzigen Grund, weswegen ihn das Baby interessieren würde – wenn sie seine Tochter war.

„Du denkst, das Baby sei von dir!“

Er antwortete nichts, und das war für mich dann auch Antwort genug. Ich knirschte einmal kurz mit den Zähnen und nickte. „Das ist es doch, was du glaubst, oder nicht?“

„Nahuel hat mir alles erzählt“, sagte er.

„Was hat er dir erzählt?“, wollte ich wissen.

„Alles.“

„Und was genau ist 'Alles'?“, ich sah etwas angesäuert zu ihm hoch und verschränkte die Arme.

„Alles über dich, darüber, warum du für Aro so wichtig bist und was ich damit zu tun hatte.“

„Hör auf, in Rätseln zu sprechen“, befahl ich.

Blood Moon - Biss in alle Ewigkeit (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt