Verbündete (Teil 3: [Renesmee] Das Versprechen)

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„Weißt du...“, begann Nahuel seinen Satz, nachdem wir eine gefühlte Ewigkeit stumm nebeneinander hergelaufen waren. „Es gab eine Zeit, da hab ich mir wirklich sehr gewünscht, eine gemeinsame Zukunft mit dir zu haben.“

„Wir haben... eine gemeinsame Zukunft“, antwortete ich und blieb kurz stehen.

„Nicht so“, sagte er, tat es mir gleich und sah mich missmutig an.

„Warum erzählst du mir das jetzt?“, fragte ich etwas genervt. Es war wirklich ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, schließlich waren wir hier unterwegs um Hilfe für meine Familie zu finden. Da konnte er ja kaum erwarten, dass ich wieder dieses Thema aufgreifen würde, kaum dass ich mal von Jacob getrennt war. Dass uns nun mehrere Tausend Kilometer trennten spielte für mich natürlich keine Rolle. Aber vielleicht war das auch gar nicht so wichtig. Ich hatte nicht vergessen, wie er mich damals in meinem Zimmer überrascht hatte, um mich davon zu überzeugen, mehr auf ihn einzugehen.

„Wenn der Wolf in deiner Nähe ist, muss man immer fürchten, demnächst seinen Kopf zu verlieren“, nannte er das Kind direkt beim Namen.

Ich schüttelte den Kopf und ging weiter. Wir hatten bereits einen dreistündigen Fußmarsch durch den Urwald hinter uns und marschierten gerade eine Böschung hinauf durchs Dickicht.

„Renesmee... es tut mir Leid. Bitte versuch zu verstehen“, bat er und folgte mir.

„Nein, Nahuel. Ich verstehe nicht. Ich liebe Jacob und daran wird sich nie etwas ändern.“

„Ich weiß“, antwortete er.

Mir lag eine Frage an den Halbvampir auf der Zunge. Ich schürzte die Lippen. „Nahuel, darf ich dich etwas fragen?“

Nahuel nickte. „Natürlich.“

„Warum hast du dir nie eine Gefährtin gesucht? Sie hätte ja nicht so sein müssen wie wir. Das Herz wählt nicht nach der Art aus. Mein Vater hat sich in einen Menschen verliebt und ich liebe einen Werwolf.“

„Daran lag es nicht“, sagte er.

„Sondern?“

„Ich wollte diese Sache beenden. Ich konnte meine Schwestern nicht im Stich lassen, aber Aro hatte immer ein Auge auf alles, was wir taten. Ich wollte ihm keinen Nährboden für seinen Wahnsinn bieten, also blieb ich allein.“

„Das hört sich sehr traurig an“, sagte ich.

„Das ist es auch.“

„Das tut mir leid.“

Nahuel schüttelte den Kopf. „Das muss es nicht. Vielmehr sollte es dir leid tun, dass mein Opfer am Ende sinnlos war.“

Ich ahnte worauf er anspielte und spürte die Wut langsam in mir hochsteigen. „Was soll das?“, fragte ich ihn empört. „Soll ich jetzt etwa ein schlechtes Gewissen bekommen, weil ich eine Familie gegründet habe und Aro ein Auge auf mein Kind geworfen hat?!“

Mein Gegenüber antwortete nichts.

„Weißt du was ich denke?“, zischte ich ihn an. Nahuel wartete darauf, dass ich fortfuhr und musterte mich weiter stumm. „Du kannst Ani nur nicht leiden, weil er in Sangreal das gefunden hat, was du so verzweifelt wolltest. Einen Partner, der von der gleichen Art ist wie du.“

Er blinzelte kurz. Ich drehte mich wütend um und lief weiter. Rose und Emmett waren bereits außer Hör- und Sichtweite. Ich konnte nur noch an ihrem süßlichen Geruch feststellen, dass sie hier vorbeigekommen sein mussten. Und dann hörte ich wieder Schritte hinter mir.

„Du irrst dich, Renesmee! Ich habe nur Angst um sie!“

Ich blieb erneut stehen und drehte mich zu ihm um. Er legte seine Hand auf meine Schulter.

Blood Moon - Biss in alle Ewigkeit (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt