"Blood Moon" ist diese Woche auf dem 4. Platz der Bücher-Top 10 im Wattpad Teen Magazine - und das hab ich ganz allein euch zu verdanken, die ihr meine Geschichten so fleißig lestet, votet und kommentiert! Als kleines Dankeschön gibt es etwas neuen Lesestoff. Den nächsten Teil dieses Kapitel's gibt's dann Montagabend. :)
Dieser Morgen war verblüffend schön, dafür dass wir noch immer Winter hatten. Der Schnee war fort. Stattdessen waren die Wiesen rund um unser Anwesen wieder grün und die Sonne schien kräftig und warm vom Himmel. Keine Wolke war zu sehen.
Das Geräusch des klappernden Geschirrs war nicht zu überhören, waren doch abgesehen von meiner Schwester und mir offensichtlich heute alle anderen ausgeflogen. Es war selten, dass es so still hier war. Eigentlich war immer jemand da, aber heute nicht. Die Ruhe war angenehm, auch wenn ich die letzten Tage reichlich wenig von meinem Leben mitbekommen hatte. Ich war so kurz davor gewesen es zu verlieren.
Meine Schwester räumte den Geschirrspüler aus und stellte die frisch gewaschenen Teller zurück an ihre Plätze im Küchenschrank. Ihre leicht rostrote Haut, die sie von Vater geerbt hatte, glitzerte ein wenig im einfallenden Sonnenlicht. Sie sah glücklich aus. Auf ihren Lippen lag ein ganz zartes Lächeln und während sie mit einem trockenen Tuch noch einmal über das Geschirr strich, bevor sie es zurückstellte, summte sie leise eine Melodie, die ich entweder nicht kannte oder nicht deuten konnte.
Doch dann wurde sie vom Klingeln der Haustür unterbrochen. Noch immer summend, ging Mariella langsam zur Tür. Es kam zwar nicht häufig vor, dass wir Post bekamen, oder dass uns jemand besuchte, trotzdem öffnete sie arglos die Tür, ohne sich zu wundern. Doch als sie sie geöffnet hatte, erstarrte sie plötzlich: vor der Tür stand ein junges Vampirmädchen mit braunem, hochgesteckten Haaren und feurig roten Augen. Jane.
Obwohl sie sie nicht kannte, spürte meine Schwester die Gefahr, die von dem Mädchen ausging. Mariella wollte die Tür sofort wieder zuschlagen, obwohl eine geschlossene Tür ganz sicher kein Hindernis für die Volturi war, doch blockierte der Arm von Janes Begleitung das Holz. Erschrocken wich Mariella zurück.
Plötzlich stand ich am oberen Ende der Treppe zum ersten Obergeschoss, wo sich auch Carlisles Arbeitszimmer befand und in dem ich die heutige Nacht, wie auch die Nächte davor, verbracht hatte. „Mariella?“, fragte ich besorgt. Ich konnte sie von hier oben nicht sehen, aber ich spürte die Gefahr.
„Verschwinde!“, rief sie. Ihre Aufforderung galt mir. Sie wollte, dass ich mich in Sicherheit brachte, wusste sie doch, dass die Volturi meinetwegen hier waren.
Aus dem Nichts erschien etwas hinter mir. Als ich mich umdrehte, blickte ich in die roten Augen von Janes Zwillingsbruder Alec. Obwohl er kleiner war als ich, wich ich reflexartig einen Schritt zurück. Ein Schritt zu viel, der mich rücklings die komplette Treppe runter fallen ließ. Nachdem ich für einen kurzen Augenblick das Gefühl hatte, das man hatte, wenn man einfach nur eine Stufe übersah, schlug ich unten hart auf den gefliesten Boden auf, spürte dabei jedoch keinerlei Schmerzen.
Unten stützte ich mich mit den Händen ab, so dass ich aufblicken konnte. Hinter Mariella standen Jane und Demetri. Und dann war da noch ein dritter Vampir. Ich kannte sie. Das Mädchen mit dem hüftlangen, schwarzen Haaren, dem ich nicht in die Augen blicken sollte. Obwohl Sangreal mir erzählt hatte, sie sei Marcus Leibwache und meistens unter Verschluss, wunderte ich mich nicht über ihre Anwesenheit.
„Ani!“, rief meine Schwester und wollte zu mir, ging dann jedoch plötzlich laut schreiend auf die Knie und hielt sich den hübschen Kopf. Sofort fixierte ich Jane.
„Lass sie in Ruhe!“, schrie ich.
Ich hätte nie geglaubt, dass es irgendetwas bewirken würde, wenn ich das sagte, aber Jane stoppte ihren psychischen Angriff auf meine Schwester und Mariella sank kraftlos zusammen.
„Es war sehr töricht von dir, zu glauben, dass du einfach so Caius' Gefährtin attackieren und heil aus der Sache herauskommen könntest. Mein Meister ist zutiefst verärgert und da seine Vergeltung an dir offensichtlich fehlschlug, schickte er uns aus, um das richtig zu stellen.“
Ein tiefes Knurren kam aus meiner Kehle. „Und was ist mit meinem Bruder? Dass er ihn grundlos tötete, wird einfach mal übergangen?!“
Jane kicherte gehässig. „Auch das ist im Grunde nicht unsere Schuld, sondern die deine. Und wenn du tief in dich hinein hörst, wirst du auch erkennen, dass ich Recht habe, Anthony.“
Ihre Worte brannten und fraßen sich ebenso in mich hinein, wie Caius' Gift es zuvor getan hatte.
„Hör nicht auf sie!“, flehte meine Schwester, die wieder zu sich gekommen war. „Das ist nicht wahr, dich trifft keine Schuld!“
Ich wollte ihr glauben. Aber es war so schwierig...
„Lästig“, sagte Jane verächtlich.
Ganz so, als sei dies ein unausgesprochener Befehl gewesen, packte Gabriella meine Schwester und zog sie hoch.
Ein schrecklich ungutes Gefühl stieg in mir auf. „Nein...“, flüsterte ich, ehe ich das Wort hinaus schrie. „NEIN!“
Ich versuchte zu ihr zu kommen, doch spürte ich meine Beine plötzlich nicht mehr. Erschrocken starrte ich hinter mich und stellte fest, dass ich gar keine mehr hatte.
„Ani“, flüsterte Mariella. Ich ignorierte meine verschwundenen Beine und sah wieder nach vorn zu meiner Schwester. Inzwischen hatte Gabriella sie zurück auf die Knie gezwungen und ihre bleichen Hände, links und rechts, an die Seiten ihres Kopfes gelegt. „Ani“, flüsterte sie erneut.
„Nein, nein, Mariella nicht! Bitte! Mariella!“, rief ich verzweifelt und versuchte zu ihr hinüber zu robben, doch schien der Abstand zwischen uns sich nicht im geringsten zu verändern.
„Nein!“ Noch immer schrie ich aus voller Kehle, stets versuchend zu meiner Schwester zu kommen, sie zu retten, das Unausweichliche zu verhindern. Nicht noch ein Opfer. Nicht sie. Nicht Mariella. Die einzige Person, abgesehen von meiner Mutter, die mir stets so nahe gestanden hatte. Die ich aufrichtig und aus vollem Herzen liebte. Für die ich ohne zu zögern mein Leben geben würde.
„Ani“, hauchte sie zum dritten Mal, ehe Gabriella plötzlich ihren Kopf drehte. Es gab ein schreckliches Knacken. Ich sah nicht hin. Ich hörte nur den dumpfen Aufschlag von Mariellas leblosem Körper. Mit zusammengekniffenen Augen schrie ich aus voller Kehle. „MARIELLAAA!!“
Und dann, verschwamm alles um mich herum...
„Ani?! Ani?! Ani, bitte. Ani, es ist alles gut! Bitte wach auf!“, hörte ich sie wieder. Die Stimme meiner Schwester. Sie wurde mit jedem Wort, das sie sagte, klarer und schien näher zu kommen. Und dann schlug ich meine Augen auf. Ich befand mich noch immer in Carlisles Arbeitszimmer und ich trug auch noch immer das selbe schwarze Shirt, mit dem ich heute Nacht ins Bett gegangen war. Ich versuchte mich zu erinnern, was ich eben noch getragen hatte, doch die Erinnerung an dieses Detail verblasste bereits. Das Einzige, was sich dagegen in mein Hirn gebrannt hatte, war das schreckliche Knacken von Mariellas Genick und der anschließende dumpfe Ton. Während ich immer wieder diese beiden Geräusche in meinem Kopf hörte, musste ich meine Schwester wohl ganz entgeistert angestarrt haben, denn sie sah besorgt zurück und legte mir ihre warme Hand an die Stirn.
„Alles okay? Tut dir etwas weh? Hast du Schmerzen?“, fragte sie.
Ich antwortete zunächst nicht auf ihre Fragen. Stattdessen stellte ich fest, dass meine Kleider an mir klebten und mein Herz ziemlich raste. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte mich zu beruhigen. Ich war froh, dass Carlisle wenigstens den Herzmonitor ab gekappt hatte, sonst stünde jetzt wahrscheinlich schon ein Rettungstrupp bestehend aus Carlisle und Edward im Zimmer. Aber wenn Mariella weiter so in Sorge war, würde Letzterer mit Sicherheit bald ihre Gedanken hören und trotzdem hoch kommen.
„Nein, alles in Ordnung“, sagte ich zu ihr. „Es war nur ein Traum. Nur ein Traum. Nichts weiter.“
Meine Worte zeigten sogleich Wirkung. Mariella setzte sich wieder ordentlich auf die Bettkante und hörte auf sich zu mir zu beugen.
„Was hast du denn geträumt?“, wollte sie wissen.
„Ich weiß es nicht mehr“, log ich, denn obwohl mir die Details entfallen waren, wusste ich im Groben noch immer, was ich gesehen hatte. Aber auch wenn Mariella nicht in der Lage war, meine Gedanken zu lesen, es war schier unmöglich, meine kleine, große Schwester zu belügen.
„Du hast regelrecht geschrien, Ani“, informierte sie mich. „Ich hab wie eine Wahnsinnige probiert, dich wach zu kriegen, aber du hast einfach weiter gebrüllt.“
„Was hab ich denn gesagt?“
Mariella überlegte kurz. „Nein“, sagte sie. „Und immer wieder meinen Namen und 'Bitte'. Was hast du gesehen, Ani?“
„Die Volturi“, sagte ich tonlos, ohne meiner Schwester in die Augen zu blicken. Erst als es um sie ging, hob ich meinen Blick und sah sie an. „Sie kamen hier her und töteten dich.“
Mariella öffnete kurz leicht den Mund, schloss ihn dann jedoch wieder, ohne etwas zu sagen.
„Ich muss sie töten, Mariella. Ich muss ihnen zuvorkommen, bevor sie dir etwas antun können.“
Mariella sah traurig aus. Sie legte ihre Hand an meine Wange. „Ani, das war nur ein Traum. Niemand wird mich töten.“
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Blood Moon - Biss in alle Ewigkeit (Fanfiction)
Fiksi PenggemarFortsetzung meiner Fanfiction "Rising Sun - Biss das Licht der Sonne erstrahlt": 30 Jahre sind seit der Hochzeit von Renesmee und Jacob vergangen. Bellas und Renesmees Leben könnten kaum schöner sein, haben sie doch alles, was sie sich erträumten u...