Volturi

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Achtung: Dieses Kapitel beinhaltet insgesamt zwei Sichtwechsel. ;)

Die Welt ist in ständigem Wandel. Und mit ihr die Menschen. In einem Moment sagen sie dir, dass sie dich lieben. Im nächsten wirst du dann verstoßen. Man weiß nie, wem man vertrauen kann, also vertraut man am besten nur sich selbst. Und wenn man in vollem Bewusstsein ist, dass man nur sich vertrauen kann und sonst keinem, dann kann man auch direkt in die Höhle des Löwen gehen....

Ob das der Grund war, warum ich hier stand, wusste ich nicht. Genau genommen, wusste ich gar nichts mehr. Das Leben mit meiner Familie, das ich dreißig Jahre lang geführt hatte, fühlte sich für mich so an, als läge es in weiter Ferne. Als wäre es Jahrzehnte her, dass ich so gelebt hatte.

Die Vampire, deren Augenfarbe meiner glich, starrten mich eindringlich an. Ich wusste nicht, ob einer von ihnen die Fähigkeit hatte, Gedanken zu lesen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass mein Schutz halten würde.

Vielleicht war ich hierher gekommen, weil ich wissen wollte, was das für Lebewesen waren, die es ganz offensichtlich darauf abgesehen hatten, mein Leben zu zerstören. Ja, ich machte die Volturi durchaus für das verantwortlich, was in den letzten Wochen geschehen war. Wären sie damals nicht gekommen und hätten mich dazu gebracht, dieses Mädchen von der Straße zu ermorden, vielleicht würde ich dann heute wie gewohnt in meinem Zimmer sitzen und die Schritte meiner Familie im Stockwerk über mir hören. Aber ich hörte sie nicht. Ich würde sie nie wieder hören.

„Nun denn“, begann der schwarzhaarige Vampir auf dem Thron in der Mitte nun zu sprechen. Es waren die ersten Worte, die er an mich richtete. „Wie lautet dein Name, junger Mann?“

Ich überlegte einen kurzen Augenblick, dann sagte ich: „Anthony.“

Die Mundwinkel meines Gegenübers zuckten leicht, waren im Begriff, nach oben zu gehen.

„Und weiter?“, hakte er nach.

Natürlich hatte ich mal einen Nachnamen gehabt, aber ich war nicht mehr länger Teil dieser Familie, also hatte ich auch nicht das Recht, diesen Namen als den meinen zu nennen.

„Nichts weiter“, sagte ich kühl.

Der Vampir legte kurz seinen Kopf schief und sah mich fragend an.

„Nun, wie du wünschst.“

Und damit ließ er die Sache zum Glück dabei bewenden. Fragen über meine Familie waren das Letzte, was ich gebrauchen konnte.

„Was also, Anthony“, er betonte den Namen deutlich, „führt dich zu uns?“

„Ich ersuche euch um Aufnahme in eure Reihen.“

Er lächelte. „Was für ein wortgewandter Junge. Und da soll noch mal einer sagen, die Jugend hätte keine Manieren, nicht wahr, meine lieben Freunde?“

Der Vampir drehte sich freudig lächelnd herum, doch keinem der anderen Vampire in diesem Raum hoben sich auch nur im Ansatz die Mundwinkel.

„Die Volturi sind keine Aufnahmestelle für verwaiste Jungvampire“, meldete sich jetzt ein weißhaariger Vampir zu Wort. „So wortgewandt sie auch sein mögen.“

Er trat vor und stellte sich neben den Anderen. „Um einer von uns zu werden, musst du Entsprechendes vorzuweisen haben.“

„Oh ja“, sagte der Schwarzhaarige nun, ebenso, als sei ihm das ganz entfallen gewesen. „Da hat Caius natürlich vollkommen Recht.“

Er richtete seinen Blick wieder auf mich. „Hast du denn etwas vorzuweisen, Anthony?“

„Ich kann mich unsichtbar machen“, antwortete ich.

Blood Moon - Biss in alle Ewigkeit (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt