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 [VIPER]

Die Dächer der Häuser waren rutschig und der Regen prasselte unnachgiebig auf Viper nieder. Er hatte sich mit den Füßen gegen den Schornstein gestemmt und die Sniper vor sich auf den First gestütz. Die Dächer in Duminbach waren zum Glück nicht so hoch und spitzzulaufend wie die in Hoplor – der Heimatstadt der White Skulls. So war es einfach auf die Kathedrale zu zielen, die sich fast in der Mitte der Großstadt erhob. Sein Zeigefinger lag am Trigger und seine braunen Augen hielten durch das Objektiv nach möglichen Feinden Ausschau. Der Regen prasselte auf seinen Kopf und durchnässte seine Jacke. Er spürte, wie sein T-Shirt darunter feucht wurde und die Haare in seine Stirn fielen und dort kleben blieben.

Der Regen verstärkte sich und mit zusammengekniffenen Augen sah er um sich. Rauch stieg aus den Schornsteinen, verdichtete sich mit dem Regen in der Luft und ließ den Scharfschützen beinahe Husten. Über ihm donnerte es und kurz tippte er sein Funkgerät an.

„Wie lange braucht ihr noch?", fragte er. „Der Regen wird immer stärker und ich habe keine Lust mir einen Schnupfen einzufangen."

„Wir sind gleich fertig", murmelte Scorpion.

Viper sagte nichts dazu. Er vertraute seinem Freund und auch den anderen Mitgliedern in der Kathedrale. Erneut donnerte es und in der Ferne sah Viper einen Blitz durch die Nacht zucken. Er beugte sich wieder nach unten, um durch das Visier zu blicken, doch sein Fuß rutschte ab. Erschrocken ließ er den Trigger los, krallte sich im Rutschen an die Ziegel, doch ein Dach wurde nun Mal so gebaut, dass der Regen nach unten in die Regenrinne fließen konnte – und so rutschte auch Viper nach unten. Seine Finger schlitterten über die roten Ziegel und Viper spürte, wie sich die Haut an den Fingerkuppen aufschürfte. Als seine Füße in der Luft waren und er spürte, wie er von der Schwerkraft nach unten gezogen wurde, ließ er die Sniper los und griff nach der Regenrinne, die im nächsten Moment vor ihm war.

Durch den Schwung seines Rutschens, hatte Viper Mühe sich festzuhalten. Zudem tat seine linke Schulter mit einem Mal weh und seine rechte Hand drohte abzurutschen. Vor sich sah er seine Sniper, die auf ihn zusteuerte – geradezu in sein Gesicht. Entweder er duckte sich und ließ seine geliebte Waffe einige Meter in die Tiefe stürzen und eventuell zerbrechen oder aber er fing sie mit seinem Gesicht auf und kassierte eine blaue Beule oder blutige Nase. Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, als sich der Lauf in der Regenrinne festsetzte. Erleichtert stieß er die Luft aus, die er angehalten hatte und suchte verzweifelt mit seinen Füßen Halt.

Er wusste, dass es tief runterging, doch er dachte gesehen zu haben, dass dieses Haus einen kleinen Balkon besaß. Wenn er sich also loslassen sollte, würde er auf dem Balkon aufkommen. Viper ließ eine Hand los und zischte auf, als seine Schulter einen stechenden Schmerz durch seinen Körper sandte. Schnell griff er mit der freien Hand nach seiner Waffe, als seine Finger die rutschige Regenrinne nicht mehr halten konnten und er nach unten fiel.

Mit einem dumpfen Schlag gefolgt von einem Platschen, kam er auf dem Boden auf und sah für einen Moment schwarz. Lichter tanzten vor seinen Augen und die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst.

„Viper?" Scorpions Stimme klang durch das Funkgerät. Der Scharfschütze holte tief Luft und zuckte zusammen. Es fühlte sich so an, als würde sein Inneres explodieren. „Viper? Was ist los?"

Er hielt die Augen geschlossen. Der Regen fiel kräftig auf ihn und während seine eine Hand die Sniper festhielt, tastete er mit der anderen neben sich. Kurz musste er grinsen. Es war nass und die kleinen Steine verrieten, dass er sich nicht auf einem Balkon befand.

„Mir....geht es gut. Ich bin nur vom Dach gerutscht", brachte er schließlich hervor. „Kann...", zischte Viper und zischte auf als er Luft holte und sie wie Feuer in seinen Lungen brannte. „...kann mich bitte jemand aus der Pfütze ziehen?"

White SkullWo Geschichten leben. Entdecke jetzt