White Skull

29

[YURIS]

Yuris rieb sich zufrieden die Hände, als er den weißen Raum betrat. Alles funktioniert so, wie er es sich vorgestellt hatte. Und als Bonus zollten ihm die älteren Wachen jetzt mehr Respekt. Der weiße Raum war die palasteigene Folterkammer, ausgestattet mit weißen Fliesen am Boden, sowie an den Wänden – das rote Blut stellte einen wunderschönen Kontrast zu dem unschuldigem weiß – und natürlich mit einer großen Auswahl an Foltergeräten. Kein Gefangener, so hatte es ihm der alte Folterknecht erzählt, hat seine Geheimnisse mit ins Grab genommen. Jeder Einzelne wurde erfolgreich befragt. Und nun wurde es Zeit die neuesten Ankömmlinge in Augenschein zu nehmen.

Der junge Gardist stellte sich direkt vor die beiden Frauen, denen Ketten angelegt worden waren. Die große Braunhaarige starrte ihn mit einer grimmigen Miene an, während ihre schwarzhaarige kleine Komplizin teilnahmslos auf den Boden starrte. Yuris schritt langsam und gleichmäßig vor ihnen auf und ab.

„Dann werden wir mal sehen. Was verheimlicht ihr wohl alles? Fangen wir doch mit einer leichten Frage an: Wie heißt ihr?"

Zur Antwort spuckte ihm die Braunhaarige direkt vor die Füße. Abrupt blieb der junge Mann stehen.

„Aber, aber. So benimmt man sich doch nicht in einem Palast, oder?"

Mit einem großen Schritt stieg er über die Spucke und umrundete die beiden Frauen ein paar Mal, ehe er hinter ihnen stehen blieb und dann plötzlich der größeren stark am Zopf zog.

„Ich frage nicht noch einmal, Götterschlampe. Wie lauten eure Namen? Du willst doch nicht, dass ich deiner kleinen Freundin weh tue, bis du es mir verrätst."

Zur Demonstration stellte er sich vor die beiden und holte einmal kräftig aus, bevor er der Schwarzhaarigen direkt in die Magengrube schlug. Wie auf Knopfdruck jaulte sie auf und krümmte sich vor Schmerz. Als Yuris sie dann an den Haaren wieder hochzog, wimmerte sie leise. Die vier anderen Wachen, die mit ihm im weißen Raum waren, fingen laut an zu lachen.

„Und? Verrätst du ihn mir jetzt?", fragte Yuris neckisch.

„Gemma",sagte die Angesprochene zwischen zusammen gekniffenen Zähnen.

„Gemma",wiederholte Yuris. „Und wie heißt du?", fragte er an die andere gewandt.

Als diese nicht direkt antwortete, knackste er kurz mit den Fingern und holte bereits zum nächsten Schlag aus, als sie ihm leise antwortete.

„Du weißt doch genau wie ich heiße."

Yuris  beugte sich zu ihr rüber und flüsterte ihr mit heißem Atem ins Ohr.

"Ich will es aber aus deinem schönen Mund hören."

Die schwarzhaarige verzog ihr Gesicht und blickte zu Boden.

"Grace." wisperte sie.

Zufrieden grinste er. „Das war doch gar nicht so schwer, oder? Meinen Namen wisst ihr ja bereits und jetzt wo wir uns kennen, können wir uns doch ein wenig unterhalten, findet ihr nicht auch?" Dann an einen der Wächter gewandt sprach er. „Peter! Sei so gut und bring unseren Gästen doch bitte Stühle. Wir werden hier einen Heidenspaß haben!"

Ein paar mal umrundete er seine beiden Gefangenen noch und betrachtete jeden Zentimeter ihres Körpers ganz genau. Er malte sich aus, welche Fragen sie ihnen stellen könnten und welche Methoden er anwenden würde, wenn sie nicht sprachen, als plötzlich die Tür des Raumes aufgestoßen wurde.

„Yuris, wir haben ein Problem. Der Aggressive Gefangene. Er ist weg. Einfach verschwunden. Und Ethan, ihn hat er kaltblütig ermordet."

Fassungslos starrte Yuris ihn an, bevor er sich zu Gemma und Grace umdrehte.