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[YURIS]

Die Ketten klirrten und langsam schlugen die Gefangenen die Augen auf. Einer nach dem anderen kamen sie zu Bewusstsein und blickten kurz darauf panisch um sich. Yuris stand außerhalb des Gitters im Schatten und beobachtete die Mitglieder des Clans. Ein Clan, innerhalb von wenigen Sekunden ausgeschaltet – und das durch seine Hand. Mit einem lasziven Lächeln musterte er die Frauen, die an den Ketten rüttelten und dann mit zusammengekniffenen Augen um sich sahen.

„Grace, geht...es dir gut?", fragte die Frau mit den gepiercten Ohren.

„Ja. Abgesehen davon, dass man mich des Hochverrats angeklagt und behauptet hat, ich würde die Genesung des Finanzbeamten verhindern." Die Stimme der Ärztin hallte zischend von den Wänden wider und vergrößerte nur das Grinsen auf Yuris' Lippen.

„Viper? Viper! Verdammt, wach auf." Die Frau rüttelte an den Ketten und beugte sich zu dem noch immer bewusstlosen Mann rüber. Die Platzwunde an seiner Augenbraue hatte aufgehört zu bluten und das Blut in seinem Gesicht war getrocknet.

„Gemma, warte doch mal." Grace trat ihrer Freundin – Gemma, wie Yuris nun wusste – gegen das Schienbein. „Schau mal wie er aussieht. Als wäre er zusammengeschlagen worden."

Gemma hörte auf zu zappeln und sah besorgt zu Grace. „Ob es ihm gut geht?"

„Wahrscheinlich noch besser als euch." Die Frauen zuckten zusammen, als Yuris sprach. Sie blickten durch das Gitter, doch konnten ihn nicht sehen.

„Was habt ihr mit ihm gemacht, ihr Schweine?!", schrie Gemma.

„Gar nichts. Wir haben ihm kein Haar gekrümmt", antwortete Yuris und trat nun ins Licht. Beide Frauen schienen nicht beeindruckt zu sein, ihn zu sehen. Stattdessen verstärkte sich die Wut in ihren Augen.

Yuris sah, wie sich Viper regte. Seine Finger bewegten sich leicht, doch beide, Grace und Gemma schienen wortwörtlich blind vor Wut zu sein. Sie bemerkten es nicht.

„Hör' auf zu lügen. So wie er aussieht, müsst ihr etwas getan haben. Er kann sich in diesem Zustand wohl kaum selbst geschlagen haben", entgegnete Grace und zog ihre Augenbrauen hoch.

Yuris sah auf seine Schuhe. Das Schwarz seiner Stiefel war mit Blut bespritzt und kurz rümpfte er die Nase. Entweder stammte das Blut von Scorpion – dem Mann, der gegenüber der drei Mitglieder in dem dunklen Teil der Zelle hing und noch in Bewusstlosigkeit schlummerte – oder aber den Frauen. Er hatte kurz bei den beiden vorbeigeschaut, als die anderen Mitglieder der Garde sie verhört hatten – wenn auch sie ihre eigenen Methoden benutzt hatten, die Yuris persönlich zu unanständig waren. Natürlich hatte er schon seinen Spaß mit Frauen gehabt und eine nackte Frau war für ihn kein Neuland, doch trotzdem fand er es unangebracht, dass die Gardisten den Frauen nach und nach ein Kleidungsstück entwendet hatten.

„Ihr versteht wohl nicht, was Foltern heißt?", hatte Yuris gesagt und somit die Gardisten gehindert, das letzte Stück Stoff den Frauen zu entreißen. „Wenn ihr nicht wollt, dass ich persönlich euren kleinen Schwanz abschneide, dann solltet ihr zusehen, dass die Folterinstrumente benutzt werden." Mit seinem Finger hatte er auf diverse Stöcker, Laserwaffen und andere Dinge gedeutet, die an der Wand hingen. Die Gardisten hatten genickt und Yuris war zu Grace und Gemma vorgetreten.

„Was, bekomme ich kein Danke dafür, dass ich euch gerettet habe?"

Die Ärztin hatte ihm ins Gesicht gespuckt. „Hättest du uns gerettet, würden wir nicht hier hängen."

Yuris hatte sich die Spucke weggewischt und dann beiden Frauen gegen das Kinn geschlagen, sodass sie Blut gespuckt hatten – vermutlich auch auf seine Stiefel. Ihre Worte und Flüche hatte er sich an den Kopf werfen lassen, während er den Raum verlassen hatte.

White SkullWo Geschichten leben. Entdecke jetzt