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[GEMMA]

"Was hast du herausgefunden?" Bryan saß an seinem Schreibtisch und tippte mit desinteressiertem Blick etwas in seinen Computer ein. Seine Finger huschten flink über die Tasten, während Gemma vor ihm stand und sich die Fingernägel in die Handflächen drückte.

Noch immer spürte sie die Berührungen des Oberkommandanten auf sich, fühlte seine Küsse auf ihrer Haut und hörte seine tiefe Stimme in ihrem Ohr.

"Die königliche Garde jagt einen Verbrecher, dessen Handlungen auf einer Legende beruhen", antwortete sie und sah dem Anführer in die Augen.

Er sah auf und lehnte sich zurück. "Eine Legende? Ist das Königshaus so tief gesunken, dass sie nun schon Legenden hinterherjagen oder haben sie nichts zu tun?"

"Nadir Woldark, ein Mann, dem ich Informationen entwendet habe, ist Oberkommandant der königlichen Garde. Er hat mir erzählt, dass Unruhen einzelne Truppen des Königs durchs Land schicken. Außerdem habe ein Feuer ein ganzes Dorf zerstört." Gemma hoffte, den blonden Mann mit diesen Informationen zufriedenstellen zu können. "Er hat außerdem gesagt, die Legende sei die, vom Bluttöter."

Bei diesen Worten wurde Bryan tatsächlich hellhörig. Er lehnte sich nach vorne und verschränkte seine Hände auf dem Tisch. "Erzähl mir mehr", forderte er sie auf.

Gemma schluckte. Ehe sie Nadir dazu ausfragen konnte, hatte Viper sie aus seinen Fängen befreit. "Ich...", begann sie, doch verstummte.

Ein Schatten huschte über Bryans Augen, seine Mundwinkel zuckten kurz und dann erhob er sich blitzartig, sodass sein Stuhl umfiel. "Und warum", bellte er. "wagst du es dann hier aufzukreuzen, wenn du keine brauchbaren Informationen zu bieten hast?"

"Ich..."

"Bist du etwa nicht dazu in Lage meine Befehle auszuführen?" Er ließ ihr keine Möglichkeit zum Antworten. "Du hast einen Fehler begangen, Gemma, denn jetzt kannst du nicht mehr an die Informationen kommen, die wichtig sind."

"Versuche doch zu verstehen, dass dieser Mann Dinge mit mir angestellt hätte, die ich nicht hätte aushalten können. Das..."

"Das Problem an der Sache ist, dass wir die Informationen nicht haben. Und uns bleibt nicht mehr genügend Zeit, um sie noch aufzutreiben. Diese Informationen..." Er lief um den Tisch herum. "sind essentiell wichtig für uns. Du bringst alle in Gefahr, das ist dir doch klar?"

Nun stand Bryan direkt vor Gemma und blickte wütend auf sie hinunter. Unbewusst hatte sie sich etwas kleiner gemacht und blickte nun ehrfürchtig zu ihm nach oben.

"Du hattest eine ganz einfach Aufgabe und nicht einmal dazu bist du noch in der Lage."

Jetzt ballte Gemma die Fäuste. Fassungslos starrte sie ihn an und zog die Brauen zusammen. Ihre grünen Augen blitzten gefährlich auf. "Eine ganz einfach Aufgabe? Ist dir eigentlich bewusst, was du da von mir verlangt hast?" Ihre Stimme war lauter als sie wollte, doch das störte sie nicht. "Ich sollte..."

"Du solltest nur", unterbrach der muskulöse Anführer die Frau. "mit dem Mann schlafen, um an Informationen zu kommen, die er auf keine andere Art und Weise preisgegeben hätte. Diese Männer am Hofe des Königs werden nicht fürs Spaß haben bezahlt, daher sind sie hungrig nach Frauen und es wäre ein leichtes gewesen ihm Dinge zu entlocken, die uns hätten weiterhelfen können."

"Du sagst das so leichtfertig", sprach Gemma leise. Ein Kloß hatte sich in ihrem Hals gebildet und drückte unsanft dagegen.

"Es ist ja auch nicht schwer, aber..." Plötzlich verstummte er. "Ach, wie süß. Unser kleines Sternenkind hatte zuvor noch nie mit einem Mann im Bett gelegen. Es ist ihr zu fein, sich mit einem Mann etwas auszuleben, dem ihr Herz nicht gehört." Ein spöttisches Grinsen legte sich auf seine Lippen. "Soll ich dir zeigen wie das geht? Wie es ist, mit einem Mann im Bett zu liegen? Ist es dann einfacher für dich?"

Er packte ihre Handgelenke und schob sie zur Wand. "Ich kann dir gerne behilflich sein, deinen Scheiß Glauben aus dir rauszuprügeln. Dann bist du vielleicht endlich nicht mehr so verkrampft."

Mit einem Mal sprang die Tür auf und Viper schritt ungezügelt auf den Anführer zu, ehe er ihn packte und von Gemma wegriss. "Bist du jetzt völlig übergeschnappt?!", schrie er und schubste den blonden Mann weg. "Du drohst, sie zu vergewaltigen? Wer hat dir denn ins Gehirn geschissen? Du hast sie doch nicht mehr alle?!" Voller Entsetzten starrte er den Mann an.

Dieser zog seine Mundwinkel nach oben und lachte leise. "Du warst es also", murrte er. "Du bist also der geheimnisvolle Retter, der Gemma aus den Zwängen des Bösen befreit. Herzlichen Glückwunsch, Viper. Du hast dafür gesorgt, dass uns wertvolle Informationen abhanden gekommen sind."

"Dir fehlt wirklich jegliche Vernunft, die besagt, dass persönliche Grenzen nicht überschritten werden sollten. Zumal deine Anschauung auf Gemma, wie sie sich zu verhalten hat, vollkommen überspitzt ist. Wenn sie es nicht kann, dann ist es eben so und dann hätte sie die Informationen auch nicht aus diesem Scheiß Oberkommandanten herausfinden können, weil sich ihr Innerstes dagegen sträubt." Völlig rücksichtslos sprach Viper weiter und spürte nicht einmal, dass Gemma ihn bereits versuchte aus dem Zimmer zu ziehen.

Er handelte sich gerade mächtigen Ärger ein, doch trotzdem flammte etwas in Gemma auf. Ihr wurde warm bei den Worten, die Viper nutzte, um sie zu verteidigen. Er verstand ihr Schamgefühl, hatte Verständnis für ihren Glauben und zwang sie nicht zu - für sie - schmutzigen Dingen. Er war - wie Bryan gesagt hatte - der Retter, der sie aus den Zwängen des Bösen befreite.

"Viper, es ist genug", sprach sie eindringlich, doch er hörte nicht auf sie.

"Außerdem bist du der Anführer und solltest dich um deine Clanmitglieder sorgen und sie nicht zu Sex zwingen." Viper holte tief Luft. "Ich kann nicht fassen, dass du sie in dein Bett holen wolltest. Du widerst mich an."

Jetzt - endlich - ließ er sich von Gemma mitziehen und beide ignorierten den Satz, den Bryan ihnen hinterher rief: "Dann treib du es doch mit ihr. Das lässt sie bestimmt zu, diese kleine Götterschlampe." 

White SkullWo Geschichten leben. Entdecke jetzt