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Mit einem mindestens zweihundert Watt Grinsen und einem kleinen Baby mit Sonnenmütze auf dem Arm kam Marc Bartra mit seiner Frau an seiner Seite, die ihre zweite Tochter an der Hand hielt, auf Mario und Ann Kathrin zugelaufen, die inzwischen lächelnd von ihren Liegen aufgestanden waren.

"Hallo mein Freund!", rief Marc seinem ehemaligen Kollegen grinsend in gebrochenem Deutsch zu.

"Hola Marc", entgegnete Mario daraufhin ebenfalls grinsend und schlug kurz mit dem größeren Spanier ein.

"Wie geht es euch?", fragte dieser anschließend und setzte das Baby auf seinem Arm vorsichtig im Sand ab.

"Gut", antwortete Mario mit einem Lächeln, "und euch vier?"

Marios Blick streifte kurz zum Rest der kleinen Familie seines Freundes ab. Melissa führte bereits schon ein tiefes Gespräch mit Ann Kathrin, während die kleine Gala mit Eimer und Schaufel rumhantierte und begann den Plastikeimer mit Sand zu füllen. Die kleine Abril saß derweil an Marcs Fuß, der sich inzwischen auf Marios Liege gesetzt hatte und griff nach dem warmen Sand unter ihr, wobei sie auch Marcs großen Zeh erwischte.

"Uns geht es gut. Qué es Marco? Es en Dubai también, sí?", fragte der Catalán und sah Mario fragend an.

"Ja, Marco ist auch hier, aber ich weiß nicht genau wo. Wir sind nicht zusammen hierher gefolgen", erklärte Mario und spürte schon jetzt den Kloß im Hals.

"Ah vale! Okay. Wie geht es ihm?"

Mario senkte auf die Frage hin nur den Blick und zuckte mit den Schultern.

Mit einem Mal war es unglaublich interessant Abril dabei zuzusehen wie fasziniert sie von dem trockenem Sand und Marcs Zeh war, der sich im Vergleich so ganz anders anfühlte.

"Qué?", fragte Marc nur irritiert, "er ist doch dein... dein novio. Boyfriend!"

Mario presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. Seine Augen machten ihm in jenem Moment unheimlich Druck nicht doch ein paar Tränen zu verdrücken.

"Qué?", fragte Marc erneut und dieses Mal sogar noch etwas irritierter.

Mario atmete einmal tief durch, verdrängte die Tränen und sah dann wieder zu Marc auf, ehe er antwortete:

"We broke up."

Er hatte sich direkt für den englischen Satz entschieden, damit Marc ihn nicht missverstehen konnte. Als er zu dem Spanier sah, stand diesem der Schock und die Verwirrung ins Gesicht geschrieben.

"Pero porquè Mario? Ustedes dos estaban tan enamorados! You were so in love with each other! What happened?", fragte Marc entgeistert.

"It just didn't work out. We had different plans for the future", erklärte Mario und sah wieder zu Abril hinab, die den Sand zwischen ihren kleinen, speckigen Fingern wieder auf den Boden rieseln ließ.

Marc verfolgte den Blick seines Freundes und beobachtete seine Tochter ebenfalls. Als diese erneut nach dem Sand griff und Anstalten machte diesen in den Mund nehmen zu wollen, stoppte Marc sie, entfernte den Sand und setzte sich das Kleinkind auf den Schoss.

"Es ist wegen Scarlett oder?", fragte der Spanier schließlich während er Abril immer noch den Sand von den kleinen Fingern strich.

"Weil sie embarazada... pregnant ist, oder?", fragte er weiter und sah wieder zu Mario auf.

Dieser sagte kein Wort und beobachtete nur weiter das Kleinkind auf Marcs Schoss, das nun begann mit dem Bändel an der Badehose seines Vaters zu spielen.

"He didn't tell you he got her pregnant?", tastete sich Marc weiter vorsichtig voran. Er sah seinem alten Kollegen deutlich an, dass die Situation noch an ihm zerrte.

"Nein, nein. He did tell me", entgegnete Mario sofort, wendete seinen Blick jedoch nicht von Abril ab, "he told me they were thinking of getting pregnant. It was Scarlett's idea and because Marco isn't getting any younger he thought it was a great idea too. He always wanted to have his own children and I couldn't give him that."

"So he cheated on you with Scarlett? Wow, I never would have thought Marco would-"

"No, he didn't cheat on me", ruderte Mario sofort zurück, "I knew about all of this. They told me and we discussed it. Scarlett wanted me to be a part of that baby's life too. She said I would be its second dad and we agreed that I would adopt the child once it was here."

"That is so generous of Scarlett. I think I wouldn't be able to share my princessas with anyone", entgegnete Marc und rückte das Sonnenhütchen auf dem Kopf seiner Tochter zurecht, ehe er ihr kurz mit dem Daumen über die Wange strich.

"What changed?", fragte er dann aber doch weiter und sah wieder zu Mario auf.

"He did", war Marios einfache Antwort.

"Scarlett moved in with us and he just had his eyes and thoughts on Scarlett all the time. I didn't even matter anymore in the end", erklärte Mario weiter.

"Das ist traurig. So you broke up with him?"

Mario nickte nur traurig und sah zu seinem linken Fuß, der sich langsam im Sand einbuddelte.

"Pero... Es ist... große Sache wenn du wirst Papa", reimte Marc sich in gebrochenem Deutsch zusammen, "you're excited and you don't know what to do and how to act. Es ist schwer."

"Das versteh ich ja, aber mich dann komplett auszugrenzen und mich immer anzumeckern wenn ich mich zu Scarlett äußere, dass konnte ich einfach nicht mehr ertragen", entgegnete Mario und auch wenn er wusste, dass Marc gerade kein Wort verstanden hatte, weil er viel zu schnell gesprochen hatte, nickte dieser verständnisvoll.

"He was mad at me all the time when I complaint", fügte er noch schnell hinten an, damit Marc verstand was er gerade gesagt hatte.

"Sí. Vale. Maybe... Er wusste nicht was er tut. Maybe he was just confused and stressed because he had to take care of so many things. Maybe that is why he got mad at you", versuchte Marc sich Marcos Verhalten zu erklären.

"Tu sabes- a baby is a lot of responsibility. Sehr wichtig. It is a new chapter in his life and a child brings so much joy. You only realize it when you hold it in your arms for the first time. It feels... aplastante... overwhelming! It is something you should not throw away", erklärte Marc weiter und hob Abril an, um sie zu Mario zu drehen. Dieser sah auch sofort wieder in das Gesicht der Kleinen.

"Here. You can test what it feels like", sagte der Spanier und setzte Mario Abril prompt auf den Schoss.

Dieser war zunächst überrumpelt, hielt die Kleine aber fest und ließ sie anschließend seine behaarten Arme erkunden.

"See. It's different. Besonders. If I were you I would think about if I really don't want to experience that", redete Marc weiter auf ihn ein und sah lächelnd dabei zu wie Mario seine Tochter mit dessen Finger spielen ließen.

"Y ihr seid Liebe", sprach er weiter und machte eine verdeutlichende Handgeste dabei, "Marco und du. Ihr seid novios. Echte Liebe."

Mario lächelte daraufhin nur, während er Abril beobachtete wie sie sich seinen Zeigefinger in den Mund steckte.

Er musste zugeben, dass die Kleine extrem süß war und ihn wirklich ein Stück weit glücklicher machte. Marc hatte mit seinen Worten schon nicht Unrecht. ein Kind ist etwas ganz besonderes. Ein Geschenk, dass man nicht einfach so aufgeben sollte, auch wenn es einen so mitriss. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, wollte Mario das Leben der Kleinen auch mitverfolgen und als ihr zweiter Vater an ihrer Seite sein. Sollte er den Streit und die Trennung von Marco ihm das alles einfach so nehmen lassen?

Desto länger Mario Abril auf seinem Arm beobachtete, desto deutlicher fiel die Antwort auf diese Frage mit einem Nein aus. Er wollte ein Teil des Lebens der zukünftigen Tochter von Scarlett und Marco sein. Dafür würde er dann auch über seinen Schatten springen und sich vor Marco wie ein zivilisierter Mensch verhalten.

Ein großes Grinsen breitete sich schließlich auf Marios Gesicht aus als Abril mit seinem Finger im Mund gegen diesen brabbelte und mit einem Mal verstrich die Aufregung vor dem Silvesteressen mit Marco und Scarlett bei Mario immer mehr.

Hope for LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt