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"Ich habe schon mit Favre gesprochen. Da ihr am Montag frei habt, werden wir uns dann um ein Uhr in der Geschäftsstelle des BVB treffen. Ich hoffe du bist pünktlich", hörte man wieder Jogis gedämpfte Stimme aus dem Hörer erklingen.

In genau diesem Moment sah Mario schließlich rot. Er riss Marco sein Handy aus der Hand, während dieser nur noch immer geschockt und kreidebleich da lag und keinen Ton von sich gab.

"Was fällt Ihnen ein Marco einfach nach einem so anstrengenden Spiel anzurufen und mit dem Rauswurf zu drohen?!", schrie Mario schon beinah in den Hörer und war aufgesprungen, "als ob es nicht schon schlimm genug wäre, dass Sie Mats, Thomas und Jérôme einfach so die Tür vor der Nase zugeschlagen haben, aber Marco?! Marco hat sich immer für seinen Verein und sein Land aufgeopfert! Er ist der Grund weshalb wir überhaupt erst nach Brasilien fliegen konnten! Er hat Verletzungen für sein Land auf sich genommen und immer alles gegeben! Er hat sich aufgeopfert! Wie können Sie ihn da einfach so herzlos aus dem Team schmeißen?! Marco ist der einzig gute Mann, denn Sie momentan noch haben, der sich nicht gegen sie stellt!"

Geschockt sahen inzwischen auch Scarlett und Ann Kathrin zu dem Brünetten auf, der sich so in Rage geredet hatte, dass sein Gesicht schon rot anlief.

Marco hingegen hatte die Farbe des weißen Kissens in seinem Nacken angenommen, war aber ebenfalls von Marios Wut überrascht.

"Wenn Sie ihn am Montag genauso emotionslos abservieren wie Mats, Thomas und Jérôme, werde ich zu Ihnen kommen und Ihnen eigenhändig den Kopf umdrehen!", brüllte Mario noch weiter und versuchte anschließend seinen unregelmäßigen Atem unter Kontrolle zu bekommen.

Seine Brust hebte und senkte sich in schnellen, ungleichmäßigen Abständen vor Wut, während er schnaufte und auf eine Reaktion seitens des Nationaltrainers wartete.

Alles was er jedoch nun langsam wirklich bewusst wahrnahm, war das Tuten in der Leitung, das schon seit einer ganzen Weile in Marios Ohr niedgeschallt hatte, er es in seiner Rage jedoch gekonnt verdrängt hatte.

Erst jetzt entglitten ihm die wütenden Gesichtszüge und er begann wirklich zu realisieren, dass Löw rein gar nichts von seiner Wutrede mitbekommen hatte. Er hatte bereits aufgelegt gehabt, als Mario noch seinem Freund das Handy aus der Hand gerissen hatte.

"Er... Er... Er hatte schon aufgelegt", stammelte der junge Mittelfeldspieler schließlich und sah mit einem ausdruckslosen Blick zu seinem Freund, der sich nun wieder zu berappeln schien und auf Mario zuging.

Er nahm den fassungslosen Jungen in den Arm und drückte ihn einfach nur an sich.

"Shh...", murmelte er dabei, während Mario noch immer wie gelähmt vor ihm stand.

"Wow...", ergriff nun auch Scarlett das Wort und legte ihre Hand überwältigt von der Situation auf ihren Bauch, "Mario, auch wenn Löw nichts von alledem gehört hat, hast du Marco trotzdem noch unglaublich gut verteidigt. Ich bin froh, dass die Prinzessin so einen wundervollen Vater haben wird."

"Vielleicht will Jogi Marco ja auch gar nicht rausschmeißen", mischte sich auch Ann Kathrin ein, "vielleicht will er ja mit Marco unter vier Augen reden, weil er plant ihn für die Länderspielpause zu nominieren oder vielleicht sogar zum Kapitän der Nationalmannschaft zu machen wenn Manuel bald aufhört."

Marios Blick lag auf seiner angeblichen Ehefrau, während Marco sich langsam wieder vorsichtig von ihm löste.

Vielleicht hatte Ann Kathrin ja recht. Vielleicht würde Löw wirklich positive Absichten bei diesem Gespräch haben. Marco war inzwischen wirklich ein verdienter Spieler und zeigte nun schon über die gesamte Saison hin als Kapitän von Borussia Dortmund seine guten Leaderfähigkeiten auf.

"Ich trau dem Mann nicht", gab Mario jedoch offen zu, "du weißt, was er zu mir gesagt hat. Hat immer gemeint er würde mir den Rücken stärken und als ich es wirklich gebraucht hätte und wieder meine Leistung gebracht hab, hat er mir den Rücken zugedreht."

"Ich glaub Ann Kathrins Argument ist gar nicht so falsch", mischte sich auch Scarlett ein, "ich war mit in Russland letztes Jahr. Löw hat sich kontinuierlich mit Marco ausgetauscht, sich immer seine Meinung eingeholt und ihn gelobt. Ich sag nicht, dass er die anderen drei nicht auch geschätzt hat, aber würde er Marco aus dem Team werfen wollen, hätte er es wohl eher am selben Tag bekannt gegeben wie bei Mats, Thomas und Jérôme."

Mario ließ diese Aussage sacken und übergab Marco wieder sein Handy.

Die beiden Frauen hatten schon nicht Unrecht mit dem was sie sagten. Vielleicht steckte wirklich eine andere Absicht hinter dem Gespräch und Mario hatte einfach nur überreagiert.

"Was glaubst du?", fragte der Brünette schließlich und sah zu seinem Freund auf.

Dieser hatte zu seiner Erleichterung inzwischen wieder etwas mehr Farbe im Gesicht und zuckte mit den Schultern.

"Ich weiß nicht. Da ist schon was Wahres dran. Vielleicht sollte ich das Gespräch einfach mal auf mich zukommen lassen", antwortete der Blonde.

"Willst du das ich mitkomme?", fragte der Jüngere weiter und drückte kurz die Hand seines Freundes.

"Ich glaub ich schaff es alleine, aber danke Baby. Wenn etwas ist, bist du natürlich der Erste, der es erfährt."

Mario nickte daraufhin nur kurz und die beiden tauschten einen flüchtigen Kuss aus, als Ann Kathrin sich wieder zu Wort meldete.

"Nils ist jetzt schon da. Er wartet draußen auf uns", verkündete sie und stand von der Couch auf.

Mario nickte ihr kurz zu, ehe er wieder zu Marco sah.

"Lass dir von der Sache nicht das Konzert vermiesen, okay? Wir haben so viel geschafft, wir schaffen auch das", redete Marco ihm zu und der Brünette lächelte und nickte, ehe sie sich noch einmal kurz küssten und Mario dann Ann Kathrin hinterher in den Flur verschwand.

"Viel Spaß!", rief Scarlett ihnen von der Couch aus noch nach, während Marco die beiden anschließend noch zur Tür brachte und sie zu Nils Auto in seiner Auffahrt verabschiedete von wo aus sie kurze Zeit später Richtung Oberhausen zum Post Malone Konzert fuhren.

Hope for LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt