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Die wenigen Stufen in die Katakomben nahm Mario mit nervösen Schritten.

Inzwischen hatte er sich zu gut 80 Prozent wieder auf das Spiel konzentrieren können, doch im Hinterkopf war immer noch dieser Gedanke.

Im Bus hatte er heute alleine gesessen ohne Marco neben sich. Dieses Mal fehlte er allerdings nicht aufgrund einer Verletzung, sondern weil er gerade die Geburt ihrer Tochter miterlebte.

Am liebsten wäre Mario jetzt bei ihm im Krankenhaus, statt in die Umkleide zu laufen und sich für das Spiel fertig zu machen, doch das ging nicht. Ganz offiziell hatte er nichts mit dem Kind zu tun und war auch nicht ihr Vater. Das er also ebenfalls wegen der Geburt von Marcos offizieller Tochter fehlen würde, würde nur für Verwirrung sorgen und Fragen aufkommen lassen. Es war also unmöglich, dass er bei den beiden sein konnte, auch wenn er es sich noch so sehr wünschte.

Raphael, der ihm an die Schulter getippt hatte und ihn für das Aufwärmen so wieder aus seiner Welt zurückgeholt hatte, ließ Mario nach einer Weile wieder aufsehen. So legte er die Kopfhörer wieder zur Seite, zupfte sich noch einmal seine Socken zurecht und folgte seinen Teamkollegen dann nach draußen zum Aufwärmen.

Auf dem kurzen Weg zum Platz strahlte ihnen an diesem wunderschönen Tag derweil die Sonne entgegen und mit Blinzeln musste Mario vor sich schauen. Sein Blick schweifte dabei kurz zur Südtribüne ab, wo wildes Getummel herrschte. Scheinbar hatten die Fans heute eine Choreo geplant, denn Mario konnte erkennen, wie sie an den Stahlseilen vor der Tribüne rumhantierten.

Kurz darauf schaute er schließlich wieder auf den Platz und schnappte sich einen Ball, ehe er die Gegentribüne abscannte und versuchte Ann Kathrin an ihrem üblichen Platz zu finden.

Scheinbar war sie allerdings noch in der Lounge, denn Mario konnte sie nirgends im Block entdecken und ihr Platz war auch noch leer.

Sie würde das Spiel heute wieder mitverfolgen und Mario anschließend zu Marco und Scarlett ins Krankenhaus fahren. Das hatten sie noch heute morgen geklärt, als Mario nach dem Spaziergang wieder sein Handy hervorgezogen hatte.

Wenn er ehrlich war, war er sehr dankbar darüber, dass Ann Kathrin ihn fahren würde. So ganz glaubte er nämlich nicht daran, dass er keine Gefahr im Verkehr darstellen würde, wenn er selbst fuhr.

Nach einer guten halben Stunde war schließlich auch das Aufwärmen vorbei und die Jungs begaben sich zurück in die Katakomben.

Inzwischen hatte auch Mario nichts mehr außer diesem Spiel im Kopf. Es war wichtig, dass sie heute einen Heimsieg einfuhren. Ohne Marco taten sie sich meistens besonders schwer, doch im Titelkampf und im Anbetracht der heißen Schlussphase der Liga, gab es neben dem Heimsieg keine andere Option.

Desto näher sie schließlich dem Anpfiff kamen, desto mehr vertiefte sich auch Marios Wille dieses Spiel gewinnen zu wollen.

Fest entschlossen lief er so mit dem Einlaufkind an seiner Hand relativ weit hinten in der Reihe auf den Platz ein und ließ seinen Blick wieder nach links schweifen.

In der Tat hatten die Fans dort eine Choreo geplant, die Mario für einen Augenblick bestaunte.

"Als Kind bin ich mit meinem Vater gekommen und der wurde auch schon von seinem mitgenommen!", stand auf dem schwarz-gelben Banner, das sich über die gesamte Breite der Südtribüne zog.

Darüber hatten sie ein Bild von einem kleinen Jungen und vermutlich seinem Vater daneben aufgezogen, die hinter einem Pfeiler standen, während die Fans auf der Tribüne weitere Pfeiler und graue Blätter hochhielten.

Die Choreo war wirklich beeindruckend und zeugte davon, dass der Verein Familien über Generationen miteinander verband.

Zwei Minuten später ertönte dann schließlich auch endlich der Anpfiff und Mario begann motiviert über den Platz zu laufen.

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