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Mit einer innerlichen Unruhe sah Marco auf das Handydisplay von Marius' iPhone und blickte erst wieder auf, als die Menge um ihn herum lauter wurde.

Auf dem kleinen Bildschirm lief das Bayernspiel, bei dem es noch immer 0:0 stand. Allerdings waren die Bayern dennoch nicht drauf und dran das Ganze in einem Unentschieden enden zu lassen. Sie hatten mehr Ballbesitz und kreierten gute Chancen um in Führung zu gehen, doch im letzten Abschuss reichte es noch nicht ganz. Bis es schließlich in der 50. Minute, kurz nach Düsseldorfs Ausgleich gegen Dortmund auf dem Feld vor ihnen, zu einem fatalen Kopfball des Leipzigers Konate kam und der Ball Leon Goretzka vor die Beine fiel, der ihn nur noch reinschieben musste.

"Verdammt...", fluchte Marius und sah auf die Wiederholung des Tores.

Auch Marco sah gespannt hin und versuchte irgendwo einen Fehler zu finden. Als dann schließlich das Standbild erschien und Goretzka auch klar nicht im Abseits stand, senkten sich Marcos Hoffnungen ungemein.

"Warte. Der hat den Keller im Ohr", murmelte Marius daraufhin und sah nun noch gespannter auf sein Handy, wo der Schiedsrichter zu sehen war, der sich das Ohr hielt und augenscheinlich ein Gespräch mit den Assistenten in Köln führte.

"Aber wo soll denn da der Fehler sein?", fragte Marco, der die gerade gesehene Szene noch einmal innerlich durchging.

Erst während der Schiedsrichter zum Monitor lief um sich das Tor nochmal anzusehen, wurde dieses auch noch einmal in Zeitlupe eingeblendet. Allerdings stoppte das Bild schon lange bevor Goretzka den Ball überhaupt bekam. Gerade als der Ball nach vorne gespielt wurde und Lewandowski ihn leicht umlenkte, fror das Bild ein.

"Ach du scheiße", murmelte Marius.

Marco und er steckten schon mit den Köpfen zusammen während sie auf das Display sahen.

"Steht er im Abseits?", fragte Marius unsicher.

"Stehen definitiv nicht, aber der Fuß?", spekulierte Marco.

Im nächsten Moment zog sich die rote Linie über das Display und zeigte ihnen, dass die Fußspitze von Lewandowski tatsächlich im Abseits war.

"Leck mich am Arsch ist das knapp", sagte Marius und lehnte sich kurz zurück.

"Verdammt knapp aber trotzdem Abseits. Er spielt den Ball", sprach Marco und genau in der nächsten Sekunde signalisierte der Schiedsrichter auch genau das.

Das Tor wurde aberkannt.

Sichtlich erleichtert atmete Marco durch, doch lange konnte er nicht verschnaufen. In der nächsten Sekunde wurde es wieder laut im Westfalenstadion. Thomas hatte zum 2:1 getroffen.

Mit weiterhin ernster Miene beobachtete Marco das Spiel und sah immer wieder zwischen Marius' Handy und dem Spielfeld hin und her.

Sie führten und bei den Bayern stand es wieder 0:0. Das waren alles sehr gute Aussichten.

Lange währte die Freude jedoch trotzdem nicht, denn in der 59. Minute bekamen die Düsseldorfer tatsächlich einen Strafstoß, den Marco niemals so gegeben hätte.

Das ganze Stadion zog gefühlt die Luft ein und auch Marco selbst saß unsicher auf seinem Platz. Wenn dieser Elfer jetzt reingehen würde, war alles wieder auf Anfang.

Die Spannung stieg. Der vorher gefoulte Düsseldorfer trat schließlich zum Schuss an.

"Idiot...", murmelte Marco nur leise während der Spieler sich den Ball zurecht legte.

Der Gefoulte sollte nie den Ball schießen. Das ging so viele unzählige Male zuvor schon schief.

Letztendlich sollte auch dies keine Ausnahme dieses Faktors sein. Der Elfer war unheimlich schlecht geschossen und rollte kein bisschen gefährlich flach am Tor vorbei.

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