Kapitel 32

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Milas PoV

Ich schaue auf das zarte Mädchen in meinen Armen. Jetzt gerade ist sie so verdammt zerbrechlich. Ich lege den Kopf schief, langsam streiche ich ihr eine ihrer langen blonden Strähnen aus ihrem Gesicht. Ihre Augen sehen traurig und gebrochen aus während sie von dem Unfall erzählt. Und ich merke dass ich alles daran setzen werde, dass dieser Ausdruck nie wieder auf ihrem Gesicht erscheint.

Und das bringt mich auf die Geschehnisse heute Morgen. Seit Sabrina auf den Dach war geht dieses beschissene Gefühl in meinen Knochen nicht weg, meine Nackenhaare haben sich seit dem aufgestellt und mich er schleicht ein ganz mieses, dumpfes Gefühl, dass es etwas mit ihr zu tun hat. Ich hoffe für alle dass das nicht der Fall ist. Außerdem gefällt es mir nicht wie Jenna um Belle herumschleicht... Und sie um ihre Hexenfinger wickelt.

Jenna.

Ein Phänomen für sich.

Wieder einmal werde ich um 10 Jahre zurück versetzt...

Jenna und ich auf der Schaukel am Spielplatz. Acht Jahre alt in der dritten Klasse und nur Flausen im Kopf. Wir haben beide ungefähr die gleiche Scheiße erlebt und genau deshalb sind wir beste Freundinnen.
Sie lacht, klar und deutlich. "Das was du mit der Kröte gemacht hast war genial!" Die Kröte ergo unsere Mathelehrerin. Ich hatte ihr unbemerkt einen mit Chilischoten versetzten Muffin untergejubelt, meine Spezialität. Sie hat meinen Flummi konvisziert was sollte ich sonst machen.

Jenna strahlt weiterhin. Wir haben alles zusammen gemacht. Saßen in der Schule zusammen. Haben uns jedes Wochenende getroffen. Uns gegenseitig die Haare gefärbt. Uns "Tattoos" auf die Haut gemalt. Im Schlamm gespielt. Unseren ersten Rausch erlebt. Unsere erste Kippe probiert. Bis Jenna mit 15 ihren ersten Freund hatte. Luis. Kein guter Mensch. Hat die ganze Zeit irgendwelche extremistische Parolen aufgesagt, jeden gehasst der nicht weiß, hetero und amerikanisch war und diese dummen Ideen auch in Jenna's Kopf gepflanzt.
Und dann ist mir aufgefallen, dass ich Mädchen mag. Dass Mädchen sanfter sind, dass sie schöner sind, ansprechender. Dass ich eine Freundin haben will und keinen Jungen. Und das war verdammt nochmal nicht magisch oder so. Nicht wenn man einen neuen Freundeskreis besitzt, der das als ekelhaft abstempeln, als falsch und jeden verurteilten, der solche Gedanken hatte.
Das Problem ist, dass man seine beste Freundin braucht, egal wobei. Bei Veränderungen in meinem Leben war Jenna dabei gewesen und ich merkte wie wir uns immer mehr voneinander distanzierten. Wir schlichen beide um das Thema herum, aber wir spürten, dass es da war. Ich wollte sie nicht verlieren und vor allem nicht an so einen Kackbratzen.

Wir haben uns immer alles gesagt, und deshalb fasste ich irgendwann meinen Mut zusammen und sagte ihr was mit mir los ist. Selbst meine Mutter hat nicht so entsetzt geschaut wie sie. Sie hat sich von Luis so manipulieren lassen, sie war wie sein Schoß Hündchen. Jenna fing an mich anzuschreien, mich zu beleidigen. Und ich verstand nicht was los war. Es ist nie leicht sich zu outen, weil die Reaktionen immer beschissen sind. Na ja in meinem Fall zumindest. Das schlimmste war, dass sie mir einredete ich sei krank, ich sie widerlich, unausstelich. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ich schwieg und starrte meine beste Freundin an, die das ab dem Zeitpunkt nicht mehr war. Nach einer zweistündigen Rede, ging sie und ich blieb sitzen.

Plötzlich war ich alleine. Ich hatte keine Freunde mehr. Mein Zuhause ist auch keine bessere Option. Ich war komplett Fehl am Platz. Bis ich sie kennen gelernt habe. Meine erste große Liebe. Es heißt nicht, dass sie mir gut getan hat, eigentlich hat sie mich härter in die Scheiße reingezogen als mir gut getan hätte... Aber sie war da... Und sie gab mir das Gefühl als würde sie mich brauchen. Wenn ich gewusst hätte was abgehen würde... Wenn ich gewusst hätte was für eine Gefahr sie ist... Dann hätte ich das niemals gemacht, niemals zugelassen, dass sie an all das kommt woran sie will. Aber die verfickte Liebe macht blind und wenn man das erst mal gecheckt hat ist es eh zu spät.

Fuck my life.

Das Problem ist, dass sie jetzt wieder hier zu sein scheint, wieder ihre Spielchen spielt. Ich frage mich was sie vor hat. Vor allem warum jetzt? Was bringt ihr es wieder zu kommen? Ich kann viele Menschen einschätzen, ihren nächsten Schritt vorausahnen. Ist in meinem Job wichtig. Aber bei ihr ist mir das noch nie gelungen, das hat mich schon immer so fasziniert.

Schweigen liegt in der Luft, zwischen Belle und mir. Aber es ist kein schlechtes oder unangenehmes Schweigen. Sie hat die Stirn gegen mein Schlüsselbein gelegt, beide Hände unter meinem Mantel vergraben und scheint nachzudenken. Was geht in diesem hübschen, kleinen Köpfchen vor sich? Was bedrückt Belle immer? Ich habe manchmal das Gefühl, als wäre in ihr drin etwas trauriges, was sie nicht begreifen kann. Meine Fresse dieses depressive Etwas will ich aus ihrem Leben schaffen. Meine Finger spielen mit den blonden Haarsträhnen der Kleinen. Manchmal tut Stille gut. In meiner Birne ist es eh schon laut genug. Nervtötend diese Denkerei. Unwillkürlich stütze ich mein Kinn auf ihrem Kopf ab und so bleiben wir. Wir sitzen und schweigen. Hätte nicht gedacht dass sich das ganz gut anfühlen kann.

Seltsam was dieses Mädchen mit mir anstellt, es ist mir nicht ganz geheuer... Es ist so merkwürdig anders... Aber ich könnte mich daran gewöhnen... Tatsächlich...

Nach einer Weile wird es kälter, ein Wind zieht rauschend durch die Bäume und zerrt an den mickrigen Ästen. Belle beginnt zu zittern und schlottert leise.
"Komm ich bring dich nach Hause"
Belle schaut mich aus ihren grünen Augen an. "Wie spät ist es? Ich hab eigentlich Hausarrest" Sie sieht aus als könnte sie Ärger zu Hause nicht auch noch vertragen, deshalb schaue ich kurz auf die Uhr, es ist fast der Nachmittagsunterricht aus.

"Wenn wir jetzt gehen, dann kommen wir exakt rechtzeitig an Süße. Außerdem solltest du nicht länger draußen bleiben, du wirst noch krank" Ich nehme die nun kalten Finger von Belle und ziehe sie aus ihre Beine. Dann machen wir uns auf den Weg.

Aber selbst als ich sie sicher nach Hause gebracht und selber gegangen bin, lässt mich das schaudernde Gefühl von einer bösen Vorahnung nicht los.
Meine Fresse.
Kein gutes Zeichen.










Jetzt sind wir wieder an meiner liebsten Jahreszeit zum Schreiben angekommen 😊

Stürmisch, grau verregnete Tage kurbeln meine Inspiration nur so an 😉

Ich muss auf alle Fälle Produktiver werden! ❤️❤️ Das bin ich euch schuldig

Es ist spät deshalb gute Nacht 💋

LG K💕

Sex, girls and other problems (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt