Der Fahrtwind weht durch meine Haare und lässt sie durch die Luft wirbeln. Henry streckt den Arm aus dem Fenster und wirkt gedankenverloren, so, als wäre er gerade in einer Traumwelt versunken. Ich finde es schön, ihn dabei zu beobachten und husche immer wieder mit dem Blick zu ihm.
Er dreht das Radio lauter, als ein Song beginnt, den er wohl mag. Mir stockt fast der Atem, als ich erkenne, was für ein Song das ist.
Es ist Walking on the moon, der Song, den mir Linus, ähm Mr. Darcy, geschickt hat. Von allen Songs muss der Radiosender ausgerechnet diesen Song spielen? Henry summt leise mit und ab und zu bewegen sich seine Lippen zum Text. Mich berührt der Song, ihm scheint er bis ins Blut zu gehen. Wieder kommt da dieser kurze Gedanke, das Mr. Darcy viele Ähnlichkeiten mit Henry besitzt.
Aber das muss einfach Zufall sein.
Ich glaube nicht, dass Henry mich mehr als freundschaftlich anziehend findet. Allein der Gedanke ist so unmöglich, dass ich schnell an etwas anderes denke. Ich sehe auf die Fahrbahn vor mir und tue so, als würde ich mich auf die Fahrbahn konzentrieren, doch der Gedanke an Henry geht mir nicht aus dem Kopf.
Ich beobachte ihn beim Singen und frage mich, wie sich seine Lippen wohl auf meinen anfühlen würden.
Die Sonne scheint auf seine Finger, die einen Rhythmus auf sein Knie klopfen und ich versuche, mir nicht anmerken zu lassen, dass ich gerade über ihn nachdenke. Falls er es merkt, tut er so, als wäre er weit weg in Gedanken versunken.„Also. Egal was Taylor sagt, er meint es nicht so!", flüstere ich, ehe ich auf die Klingel drücke. Ich weiß, dass ich mich womöglich wie im Kindergarten aufführe, aber mit Mums neuem Freund werde ich nie warm werden.
Henry hebt eine Augenbraue und schmunzelt, sodass seine Mundwinkel sich kräuseln. Wieso fallen mir auf einmal solche Kleinigkeiten an ihm auf? In diesem Moment öffnet Taylor die Tür und starrt uns mit offenem Mund an. Wahrscheinlich denkt er das selbe wie alle. Was will einer wie er mit einer wie ihr? Ich versuche, mir nicht anmerken zu lassen, was ich denke und schiebe mich an ihm vorbei. Taylor hat dunkelbraune Locken, die aussehen wie bei einem Musiker. Eigentlich wirkt er wie ein netter Typ. „Hi, Lilac!", kommt es aus der Küche. Freudig und erleichtert stürme ich um die Ecke und lande in Mums Armen. Sie lässt den Kochlöffel fast fallen, den Henry aber schnell auffängt, der hinterherkommt.
Mum ist zierlich und klein und wirkt neben mir wie eine Elfe. Mir ist jedoch egal, wie wir gerade aussehen, ich umarme Mum so lange, bis ich keine Luft bekomme.
Wir haben uns lange nicht mehr gesehen und ich würde am liebsten den ganzen Abend so dastehen.Doch Mum löst sich sanft von mir und nimmt Henry in Augenschein, der etwas verloren in der Tür steht.
Sofort reicht er ihr den Küchenlöffel und lächelt sie freundlich an.„Ich bin Henry. Ein Freund von Lilac", sagt er und sein Blick sucht meinen.
Auf einmal fühle ich mich fast schon unwohl, denn Mum nimmt ihn mit neugierigen Blicken fast auseinander.„Herzlich willkommen! Lilac hat sicher mal von dir erzählt. Ich erinnere mich an deinen Namen!"
Wie peinlich... Ich spüre die Röte meine Wangen hinaufkriechen und gehe Henrys Grinsen aus dem Weg.
Schnell gehe ich zum Backofen und schnuppere an der Lasagne, als ich sie hinaushole. Hmmm... Wenn es etwas gibt, was mich so richtig glücklich macht und an die positive Zeit meiner Kindheit erinnert, ist es Lasagne.Henry und Mum tragen die restlichen Schüsseln, Teller und Gläser ins Esszimmer und Taylor legt eine Schallplatte ein. „Und du bist Lilacs Freund?", fragt er beiläufig. Ich unterdrücke ein Schmunzeln und suche Henrys Blick. Der grinst ebenfalls und sagt: „Noch nicht, aber ich mag sie sehr."
Mir bleibt fast die Lasagne im Mund stecken und ich starre entgeistert zu ihm hinüber. Mum lächelt glücklich in ihr Weinglas und auch Taylor versucht sich an einem Zwinkern.
Mein Herz klopft und meine Hände werden schwitzig, als ich mich bemühe, die Lasagne hinunterzuschlucken. Henry tut so, als sei nichts gewesen aber in meinem Kopf tanzt nur ein Gedanke herum.
Was hat er da gesagt?
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Lilac #freeyourbody ✔️
Romance« Du kannst 130 Kilo wiegen, Haare auf den Zähnen haben oder reden wie ein Lexikon auf zwei Beinen und ich würde trotzdem hier mit dir in der Herbstsonne sitzen und nichts lieber wollen als das. » ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ Die 19-Jährige Lilac ist fr...