Es wäre gelogen zu behaupten, dass ich den Blick einmal von meinem Laptop gehoben habe. Meine Vorstellungen des Wochenendes wurden sogar noch übertroffen, da es fast unmöglich war, den Blick von meiner Arbeit zu nehmen. Als Henry am Freitagabend mit zwei Pizzen vorbeikam, konnte ich meine Augen kaum noch offenhalten. Er fütterte mich grinsend, während ich ihm Passagen vorlas. Die, in denen er vorkam. Mr. Darcy und sein gelöschter Account waren in den Hintergrund gerückt. Stattdessen wurde ich puterrot, weil Henry einen Großteil des Textes zierte. Als ich aufhören wollte, stupste er mich an, damit er noch mehr hören konnte. Als ich endlich fertig war, also am Sonntag, klingelte Henry in dem richtigen Augenblick. Er sah mit Himbeerkuchen und Kaffee vorbei und ich las ihm den Schluss vor. Als ich fertig war, sah er mich so staunend an, dass ich mich fragte, ob ich etwas falsches geschrieben hatte. "warum sagst du nichts?", fragte ich unsicher, worauf er eine Strähne meines Haars nahm und sich um den Finger wickelte. "Weißt du eigentlich wie wunderschön du schreibst? Frau Ribbeck wäre verrückt, wenn sie dir das Stipendium nicht gibt. Weißt du, in real ist unsere Beziehung schon wunderschön. Aber wenn du darüber schreibst ist sie so besonders. Ich sehe uns aus deinen Augen und mir wird klar, dass du die beste Entscheidung meines Lebens bist." Und was war das einzige, was ich sagen konnte? Drei Wörter, die so leicht waren wie eine Feder aber die volle Wahrheit waren. Ich war ja schon immer ehrlich gewesen, aber so ehrlich? "Ich liebe dich." Als Antwort blinzelte er mich süß an: "Ich dich mehr."
Als ich jetzt am Montagmorgen völlig übermüdet in Frau Ribbecks Vorlesung komme, hebt sie amüsiert eine Augenbraue. "Entweder du hast das ganze Wochenende durchgefeiert, oder du hast meinen Ratschlag befolgt." "Zweiteres", murmele ich erschöpft und reiche ihr die vier bedruckten DIN A 4 Blätter. Sie strahlt mich erfreut an und schiebt wieder ihre Brille hoch. "Weißt du Lilac, wenn das so gut ist wie ich denke, hast du den Platz in Stockholm sicher. Und das pünktlich zum Abgabedatum der Studie." Sofort kriecht mir die Nervosität alle Glieder hinauf. Am liebsten würde ich die Entscheidung meiner Professorin sofort sehen, doch sie wendet sich an alle anderen Studenten: "Abgabefrist der Studien ist heute! Die Ergebnisse bekommt ihr nächsten Montag." Ein paar Spätzünder so wie ich legen ihre Arbeiten auf das Pult, während Frau Ribbeck mich ein letztes Mal anlächelt. "Und jetzt werde nicht nervös bis Montag!" Haha. das bin ich sowieso schon. Mit klopfendem Herzen lasse ich mich neben Henry und Jule fallen, von denen erstere mir einen großen Kaffee mit Zimt reicht.
"Du trinkst das Zeug wie ein Staubsauger!", stellt Jule fest und funkelt Henry böse an. "Und du unterstützt sie auch noch in dieser Sucht!"
"Lass mich!", ich kippe den Kaffee runter und Jule stöhnt auf. "Ich sehe wenigstens zu, dass Lilac nicht koffeinabhängig wird, im Gegensatz zu dir."
"Und ich liebe sie so sehr, dass ich ihr alles schenke, was sie will!", sagt Henry zuckersüß.
"Ihr nervt. Jetzt lasst mich in Ruhe meinen Kaffee trinken!", unterbreche ich die Diskussion, worauf Jule und Henry einen Blick austauschen und dann allen ernstes damit anfangen, mich zu kitzeln. Zum Glück ist der Kaffee leer, sodass mein blauer Kaschmirpulli verschont bleibt. Wir sind so laut, dass Frau Ribbeck die Vorlesung für uns cancelt. Ich hoffe das hat keine Auswirkungen auf meinen Platz in Stockholm. Ich muss jedoch so sehr lachen, dass mir gerade alles egal ist. Außer, dass ich Henry und Jule über alles liebe.
"Hi, Lilac!", sagt Jule, als wir uns am Nachmittag von einander verabschieden wollen. "Wie wäre es, wenn wir uns alle vier morgen zum Essen und Kino treffen? Als Doppeldate?"
"Darauf hast du doch nur gewartet!", schmunzele ich. Es fühlt sich gut an, so glücklich zu sein. Alles fühlt sich so an, als sei es im Lot. Vielleicht liegt es an Henry. Okay, vielleicht liegt es auch an meiner neuen Einstellung. Aber an der ist auch Henry Schuld... Also liegt es doch an ihm.
"Mein ganzes Leben schon!", witzelt meine beste Freundin und umarmt mich. "Ich freu mich für dich, Lilac. Ich wusste doch, dass du und Henry zusammen passt."
"Woher wolltest du das denn wissen?"
"Dieser eifersüchtige Blick damals, als ich mich in der ersten Vorlesung neben dich gesetzt habe. Der hatte dich von Anfang an im Blick." Ungläubig starre ich meine Freundin an, der ich kein Wort glaube. Die erste Vorlesung ist ein Jahr her! Und es wollte sie damals niemand neben mich setzen. Der Platz blieb Ewigkeiten leer. Außerdem war ich damals noch ängstlicher als heute. Das kann doch gar nicht sein. Ich war damals doch kein Mädchen zum Verlieben.
"Glaubs oder glaubs nicht", Jule zuckt mit den Schultern, "ihr habt ein ganzes Jahr gebraucht um zusammen zu kommen. Das muss man erst einmal schaffen!"
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Lilac #freeyourbody ✔️
Romance« Du kannst 130 Kilo wiegen, Haare auf den Zähnen haben oder reden wie ein Lexikon auf zwei Beinen und ich würde trotzdem hier mit dir in der Herbstsonne sitzen und nichts lieber wollen als das. » ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ Die 19-Jährige Lilac ist fr...