21~ Loosing your fear

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His point of view

Als ich gerade hinaus in die Herbstluft lief, mich umdrehte und Lilac total in sich selbst versunken beinahe in die Glastür rennen sah, schob ich sie schnell auf. Als ihre Augen meine streiften, verzog sich ihr Mund zu einem erstaunten O, sodass ich mir ein Lachen verkneifen musste. Stattdessen grinste ich sie an und fühlte mich auf einmal mutiger als davor. Vielleicht lag es daran, dass wir fast täglich kommunizierten.
Ja gut, ohne, dass sie wusste, dass sie mit mir schrieb. Als ich sie total nervös zum Kaffee Trinken einlud, wirkte sie so erstaunt, dass ich auf einmal feststellte, dass ich nicht die einzige unsichere Person war.
Und das erstaunte mich ehrlich.
Denn gab es bei ihr einen Grund für diese Verletzlichkeit?
Für mich war sie mehr als nur okay, sie war jemand, der seinem Namen alle Ehre machte. Sie war wie eine Lilie. Wunderschön, leuchtend, besonders, interessant.

Das Café, in dem wir also landeten, war mein Lieblingscafé. Beinahe jeden Tag war ich hier. Umso witziger war es, dass Lilac noch nie vom
„Chocolate Heaven“ gehört hatte.
Dass sie mich auf einmal direkt ansah und wir mit einander lachten, fand ich wunderschön. Denn ein Lachen sagt mehr als tausend Worte, oder nicht? Und aus Lilacs Lachen sprachen so viele Worte.
Sie erzählte von ihrer Liebe zu Büchern, wobei sich ihr ganzes Gesicht erhellte. Ich hatte noch nie ein Mädchen erlebt, das mit so viel Leidenschaft sprach.
Nur diese dämlichen Zicken ein paar Tische weiter machten alles zunichte, weil sie Lilac Blicke zuwarfen.
Ich konnte sie kaum deuten, sie nervten mich nur.
Auch Lilac nahm Notiz davon, als sie gerade etwas von meinem Himbeerkuchen nahm, der wirklich der Wahnsinn war, und schob den Kuchen von sich.

Sie dachte doch nicht ernsthaft, die reden von ihrem Gewicht? Und selbst wenn. Wieso ließ sie sich so etwas anhaben? Wieso machte es ihr etwas aus? Sah sie denn nicht, dass sie viel mehr als ihre Kurven war?
Die im Übrigen so natürlich wirkten. Sie war so hübsch, wie sie dort saß und begeistert von Büchern redete. Und auf einmal stammelte sie etwas von einer Brombeerallergie.

Abgesehen davon, dass auf dem Kuchen nur Himbeeren waren und die Lüge somit echt schlecht war, versetzte es mir einen Stich, dass sie mir nicht die Wahrheit sagte.

Kurz erwägte ich, zu den Zicken hinüber zu gehen und ihnen meine Meinung (die wirklich sehr negativ war) zu sagen, als Lilacs Frage mich völlig überrumpelte.

„Henry? Warum hast du mich eingeladen? Aus Mitleid?“

Ich wollte sie wachrütteln, damit sie endlich diese Zweifel verlor. Fast schon wollte ich ihr Gesicht in beide Hände nehmen und sie auf die schönen rosigen Lippen küssen.

Natürlich traute ich mich nicht.
Stattdessen wählte ich die Worte so, dass sie es einfach verstand.

„Ich fand dich nun einmal nett. Darf ich dich nicht nach einer Verabredung fragen?“

Und dann sah ich endlich, wie sie verstand, dass mir etwas an ihr lag.

„Du willst wirklich mit mir Kaffee trinken?“, vergewisserte sie sich ungläubig.

„Ja klar“, lächelte ich dieses wunderschöne Mädchen aufmunternd an und sie erwiderte das Lächeln so, dass ich nirgendwo sonst sein wollte als hier.

„Du bist der interessanteste Typ, den ich je getroffen habe“, rutschte es ihr heraus und sie schlug verlegen die Hände vor ihren Mund.

„Und du hast die schönsten haselnussfarbenen Haare, die ich je gesehen habe.“

„Wirklich?“

„Hat dir das noch nie jemand gesagt?“

„Nein.“

„Dann sind die Leute eher neidisch oder blind.“

Ich glaube so verlor ich endlich meine Schüchternheit und sie ihre Angst davor, nicht akzeptiert zu werden.
Zwischen uns entspann sich dieses Band, welches für mich Gold wert war.

Ich wünschte nur, ich würde sie nicht anlügen. Ich wünschte, ich hätte den Mumm, ihr die volle Wahrheit zu sagen... Trotzdem war ich an dem Tag einfach nur glücklich.

Lilac #freeyourbody ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt