Lilac #freeyourbody ✔️

Epilog ~ Dream it possible

Der Club ist total vollgestopft, als wir ihn betreten. Die Lichter auf der Bühne sind noch ausgeschaltet und ich sehe niemanden der Slammer.
Wir setzen uns in eine Sitznische und bestellen Martinis. Ich versuche wirklich, ruhig zu bleiben, kann allerdings nicht mehr klar denken.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass er wirklich hier ist. Wieso würde er so einen langen Weg auf sich nehmen?
Der Poetry Slam beginnt. Die Gedichte rauschen an mir vorbei und ich klatsche immer brav am Ende. Viele sind sehr schön, eine Frau schreibt von ihrer Liebe zum Schreiben.
Eine Cellistin von ihrem Traum, am die Juilliard zu kommen. Ein Mann von seiner großen Liebe. Eine junge Frau mit langen braunen Rastazöpfen von einem Mann, in den sie sich verliebt hat und der sie verlassen hat.
Dann kündigt der Moderator den letzten Kandidaten an.
Als er die Bühne betritt, sind seine braunen Locken etwas kürzer. Sein Blick ernster. Er trägt einen grauen Pulli und weiße Sneakers. Als er sich räuspert, greife ich nach Jules Hand.
In seinem Blick liegt etwas Ernstes, aber auch Hoffnung. Sein Blick wandert durch die Menge aber er findet mich nicht so wie damals am Flughafen. Dann fängt er an.
Seine Stimme klingt ungelogen wie Musik. Er fesselt mich völlig und zieht mich in seinen Bann. Nicht nur mich, alle. Jede Person in diesem Raum hält den Atem an.

„Als ich dich das erste Mal sah,
Ungelogen, war es Liebe.
Als du mich das erste Mal sahst,
War es Unglauben. Unglauben, weil ich dich unbedingt kennenlernen wollte.

Ich wünschte du hättest gewusst, wie besonders du bist. Du lässt jeden Raum aufleuchten. Du schreibst jeden Tag ein Zitat aus, welches mich sprachlos macht. Du stehst jeden Tag auf, egal was ist. Du bist mutig. Und du bist schön.

Weißt du noch, wie du gesagt hast,
Ich sei der verrückteste Junge, dem du je begegnet bist?
Und ich sagte, dass du die schönsten haselnussbraunen Haare hast, die ich jemals gesehen habe?

Ich habe gelogen. Nicht, weil es nicht wahr wäre. Sondern, weil an dir noch so viel mehr schön ist. Deine funkelnden Augen. Deine Grübchen.
Dein Lächeln, deine Stimme. Deine Gedanken. Ausgesprochen und unausgesprochen. Immer.

Weißt du, dass du mich so gefesselt hast, dass ich es lange Zeit nicht geschafft habe? Ich gab mich als jemand anders aus und spielte dir etwas vor. Es tat weh zu wissen, dass ich dich anlog. Ich bereute es.

Und dann, als du mich so gesehen hast wie ich dich, war es zu spät.
Ich liebe dich hatte eine neue Bedeutung. Ich lernte, wie wunderschön du bist. Jeden Tag.

Und ich wollte dich nicht verlieren.

Niemals. Doch ich verliere dich, mit jeder Sekunde. Ich versuche, dich festzuhalten. Ich stehe jetzt vor dir und sage, Es tut mir leid. Ich sage, dass du mich sprachlos machst. Dass ich für dich empfinde. Dass ich auf dich stehe.
Dass ich dich vermisse.

Also schreibe mir eine letzte Nachricht.

Dein Mr. Darcy."

Ich spüre, wie die Stille sich über den Raum senkt. Sie wird unerträglich.
Jeder wartet darauf, dass das Mädchen an das die Worte gerichtet sind, aufsteht. Ich sehe in Henrys Augen, dass auch er wartet. Er hat Angst, dass ich nicht da bin.
Mein Herz schlägt und die Tränen verkleben mir die Wangen.
Ich wünsche mir nur noch, ihn immer und immer wieder zu berühren und niemals wieder zu verlieren.

Er hat sich vor Hundert Menschen gestellt und mir gesagt, dass er mich liebt. Und ich habe Angst, das gleiche zu tun? Ich spüre die Unruhe meiner Freundinnen neben mir, Henrys hoffnungslosen Blick. Und dann hole ich mein Handy vor, gehe auf Tinder und schreibe ihm mit zitternden Fingern. Wie in Zeitlupe holt er das Handy aus der Jeanstasche, liest die Nachricht und sagt strahlend in das Mikrophon: „Ich liebe dich auch."

Der Applaus brandet auf und ich spüre Jule, die mich anstupst. Ich stehe auf und bahne mir einen Weg durch die Menge. Sein Blick trifft meinen und ich sehe die Sehnsucht darin. Es fühlt sich vielleicht wie ein Film an aber es ist real. Ich bleibe dicht vor ihm stehen und ziehe ihn zu mir heran. Dann berühre ich seine Lippen sanft mit meinen.