Das Date in der Tapas Bar ist zunächst noch ganz okay. Maxim ist rücksichtsvoll und nett, allerdings bestellt er nur einen Salat.
Im Ernst. Einen Salat in einer Tapas Bar? Wozu sind wir dann hier?!
Weil ich mich nicht traue, die vielen Nachos und Chicken Wings und Oliven zu bestellen, die ich hier sonst immer nehme, bestelle ich auch einen. Na toll. Satt werde ich heute wohl nicht...
Bereits nach wenigen Minuten ist mir klar, dass er nur und wirklich nur von Ernährung und Sport redet.
Er fragt mich, was ich mache.
„Ballett“, sage ich.
„Im Studio? Mit richtigem Training?“, hakt Maxim fast schon beeindruckt nach.
Nein. Vor dem Spiegel. Zuhause.
„Ja. Immer Dienstags.“
„Heute ist Dienstag.“
„Ja, ich habe es für dich ausfallen lassen“, lüge ich schnell und trinke einen Schluck Mineralwasser.
„Das ist aber nicht gut für die Figur. Du musst es regelmäßig einhalten“, sagt er. Und dann sehe ich seinen kurzen Blick auf meine Speckröllchen. Mein Herz macbt einen Satz und die Enttäuschung breitet sich wie eine Kletterpflanze auf mir aus.
Unauffällig hat er mir genau gezeigt, was er an mir sieht...
Ich schiebe den Salat, den ich kaum angerührt habe, von mir und stehe auf. Verwirrt schaut er mich an.
„Weißt du was, Maxim? Du hast mir genau gezeigt, wie oberflächlich du bist. Denkst du, ich sehe das nicht?
Du hast kein einziges Mal auf meine Interessen geachtet.“„Aber das stimmt doch gar nicht“, stottert er als er merkt, dass uns alle zuhören. Auch die spindeldürre Kellnerin, die schon die ganze Zeit um unseren Tisch herum scharwenzelt, um ihn zu beeindrucken.
Sie sieht aus wie eine Mini Ausgabe von Kate Moss. Ich bin wahrscheinlich doppelt so breit wie sie. Ein Stich fährt durch mein Herz.
„Und weißt du was? Ich gehe gar nicht ins Ballett. Ich tanze nicht, weil die Ballettschule so ist wie du.
Weil jeder so ist wie du und nur meine Figur sieht.
Und jetzt gehe ich und esse einen Cheeseburger. Amüsiere dich noch schön mit deiner grünen Diät.“Nach dieser Ansprache rase ich fuchsteufelswild aus dem Tapasladen,
den missbilligenden Blick der Minimoss und den beschämten Blick Maxims im Rücken.Ich hole mein Handy heraus und schreibe Jule eine SMS.
„Männer sind oberflächlich. Nichts gegen deinen. Du bist ja auch nicht dick.“
Kurze Zeit später ruft Jule mich an.
„In zehn Minuten bei mir“, ordert sie mitfühlend und ich bin längst auf dem Weg. Mit meinem Volumen könnte ich den Atlantik verdrängen. Okay, das war übertrieben.
„Aber du gibst mir keinen Salat!“
„Kein Problem. Pizza oder Asianudeln?“
„Ich liebe dich, Jule.“
„Du wirst jetzt aber nicht lesbisch? Ich bin bereits vergeben“, grinst sie.
„Ich werde einfach asexuell“, schnaube ich, als ich auf die U-Bahn zugehe. Jule lacht laut in den Hörer.
„Irgendwo ist jemand, der dich liebt wie du bist. Warte einfach ab. Du bist jung und frei, Lilac. Das ist doch super.“
„Aber ich will Liebe!“, rufe ich empört und einige Leute drehen sich irritiert zu mir um. Ich ignoriere sie alle.
„Jeder Topf hat einen Deckel“, sagt Jule aufmunternd.
„Gibt es überhaupt so große Deckel?“
„Lilac!“, droht sie mir durch den Hörer hindurch, „Mach dich nicht selbst fertig!“
„Du verstehst nicht, wie es ist, dick zu sein, Jule“, sage ich betrübt.
„Es ist beschissen.“
DU LIEST GERADE
Lilac #freeyourbody ✔️
Storie d'amore« Du kannst 130 Kilo wiegen, Haare auf den Zähnen haben oder reden wie ein Lexikon auf zwei Beinen und ich würde trotzdem hier mit dir in der Herbstsonne sitzen und nichts lieber wollen als das. » ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ ✨ Die 19-Jährige Lilac ist fr...