Noah
„Was macht ihr hier?" Es war früh am Morgen und ich war gerade erst aufgestanden, als es auch schon an der Tür klingelte. Ich hatte niemanden erwartet, weil ich heute unbedingt meine Sachen packen musste. Meine Eltern waren beide unterwegs und meine Freunde müssten eigentlich alle in der Schule sein. Ja eigentlich. Jetzt standen meine zwei besten Freunde vor der Tür und grinsten mir ins Gesicht. Ryan legte einen Arm um meine Schultern und drückte mir einen Kuss auf die rechte Wange. Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus. „Als ob wir zur Schule gehen, wenn wir nur noch drei Tage mit unserem besten Freund haben. Da haben wir definitiv besseres zu tun"
Ich schüttelte den Kopf und grinste vor mich hin. Genau dafür liebte ich die beiden. Unsere Freundschaft ging über alles. „Na gut ihr beiden" ich machte eine einladende Handbewegung ins Haus. „Wollt ihr reinkommen?"
„Nein"
Ich zog die Augenbrauen hoch und drehte mich seitlich aus Ryans Arm heraus.
„Und was machen wir dann?"
Ich sah Jakob und Ryan fragend an. Beide warfen sich einen vielsagenden Blick zu und grinsten mich dann wieder an. Ich wich einen Schritt zurück. Was hatten sie vor? Plötzlich schnellte Jakob nach vorne und packte mich an der Hüfte. Ich quietschte, er zog mich zu sich und hob mich hoch. Mit Leichtigkeit warf er mich über seine Schulter. Der Typ trainierte definitiv zu viel. Ich schlug ihm auf den Rücken. „Lass mich sofort runter!"Doch ihm fiel nicht ein mich runter zu lassen. Sie setzten sich in Bewegung und ich seufzte ergeben. Ich hatte sowieso keine Chancen gegen die beiden. Also ließ ich die Proteste irgendwann sein und guckte mich einfach um, um irgendwie heraus zu finden, wo wir hinwollten. Aber das stellte sich als schwierig heraus, denn auf dem halben Weg wurde mir plötzlich ein Band als Augenbinde um die Augen gelegt. Sofort fing ich wieder an zu protestieren, aber die beiden quittierten dies nur mit einem Lachen. Verraten wollten sie mir nichts. Ich seufzte, ließ mich hängen und wartete dann einfach ab.
Ich würde die beiden echt vermissen. Was soll ich denn ohne sie tun? Sie haben mir immer durch alles hindurch geholfen. Ich kann mich an nichts in meinem Leben erinnern, wo sie nicht bei mir waren. Ich erinnere mich noch genau daran, als meine erste Freundin mit mir Schluss gemacht hatte und ich am Boden zerstört gewesen war. Ich habe nur noch geheult, war die größte Memme auf diesem Planeten und habe mir in diesem Moment geschworen, mich nie wieder zu verlieben. Das war nunmal das erste mal, dass mir das Herz gebrochen wurde. Es war ein Schlag in die Magengrube, weil ich hätte schwören können, dass sie niemals jemand sein würde, die einfach mit einem anderen Kerl ins Bett steigen würde in einer Beziehung. Aber genau das hatte sie getan.
In dieser Zeit waren die beiden Dummköpfe immer bei mir und haben mich abgelenkt. Sie haben mir klar gemachte, dass leider viele Beziehungen so enden. Es wird einem noch oft passieren, dass man verletzt wird. Vielleicht nicht auf die selbe Art und Weise, aber in irgendeiner Form wird es wieder passieren. Da brachte es nichts sich im Zimmer zu verkriechen und nie wieder raus zu gehen. Es brachte nichts sich zu schwören sich nie wieder zu verlieben nur damit man sicher war. So ist nunmal das Leben. Und diese Leben ist kurz. Jedes Glück was einem vor die Füße geworfen wird sollte man annehmen und mitnehmen. Auch wenn die Gefahr beseht verletzt zu werden.
Aber bevor mir das klar wurde, hatte ich mir vorgenommen nie wieder mit jemanden zu reden und hatte jeden abgeblockt, der etwas von mir wollte. Aber sie haben mich gegen meinen Willen aus meinem Selbstmitleid heraus geholt und mich wieder auf die richtige Bahn begleitet. Ich hatte viele Freunde. Sie sind mit der Zeit gekommen und gegangen, nur die beiden sind für immer geblieben. Und natürlich hab ich mich wieder verliebt und wurde wieder verletzt, aber jedes mal waren die beiden für mich da.Als mir durch das hin und her Geschaukel durchs laufen langsam etwas schwindelig wurde, wurden wir endlich langsamer, bis wir vollkommen zum stehen kamen. Jakob stellte mich wieder auf meinen Füßen ab und mir wurde die Augenbinde entfernt. Ich blinzelte ein paar Mal, damit sich meine Sicht klärte und ich mich um gucken konnte.
Wir waren in dem Park bei dem kleinen See, in dem wir früher immer waren, als wir noch Klein waren. Ich sah die beiden mit zusammengezogenen Augenbrauen an und legte den Kopf leicht schräg. „Was wollen wir hier?" Ich denke nicht die beiden sind mit mir hier her gekommen um wie früher zusammen Fußball zu spielen. Aber auch nichts anderes war hier, dass mir Aufschluss geben könnte was wir hier trieben. Vor uns lag nur der verlassene Park.
Jakob fing bei meinem Gesichtsausdruck an zu lachen.
Er sah zu Ryan und dieser nickte leicht. „Wir machen jetzt das, was du schon die ganze Zeit machen wolltest. Wofür nur nie der richtige Zeitpunkt da war" Augenblicklich wurde ich knallrot. Ich wusste sofort wovon sie sprachen. Bitte nicht... Peinlich. Ich hatte gehofft sie vergessen das. Ich stelle das Unterfangen immer als besonders groß und extrem dar, aber eigentlich war es bloß für mich eine große Sache. Gekoppelt mit vielen Gefühlen.„Ich bin dann gleich wieder da" und schon war Jakob verschwunden um alles zu holen. Ich schüttelte verzweifelt den Kopf und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. „Du hast gesagt verbrennen oder versenken, wir fanden die Variante verbrennen effektiver. Der See ist jetzt nur zur Sicherheit hier. Also bitte zünde dich nicht an, sonst schubse ich dich sofort da hinein. Bei dir weiß man ja nie." Ryan fing an zu lachen und ich schlug ihm auf den Arm. „Lass das, das ist peinlich!", murmelte ich, musste dann aber auch lachen. Ich sah Ryan durch meine Finger hindurch an. „Ihr seid echt die besten", seufzte ich dann und setzte mich auf die Wiese. Ryan ließ sich augenblicklich neben mich fallen. Kurz fing ich seinen Blick auf. Diese Augen... okay Noah hör auf!
Ich legte mich nach hinten und schloss mit einem lächeln die Augen. Ich hörte wie Ryan es mir gleich tat. Eine Weile lagen wir nur stumm und mit geschlossenen Augen nebeneinander, bis ich meine wieder öffnete und in den Himmel sah. Es war so wunderschön hier. Wir waren als Kinder fast jeden Tag hier. Mit der Zeit kamen wir immer weniger hier her, aber trotzdem hingen an diesem Ort verdammt viele Erinnerungen.„Ich werde euch vermissen", murmelte ich und drehte meinen Kopf zu Ryan. Er dreht mir ebenfalls sein Gesicht zu und lächelte. „Wir werden dich auch vermissen. Man ich vermisse dich ja jetzt schon", lachte er traurig. Auf meinem Gesicht breitete sich ebenfalls ein trauriges Lächeln aus und ich drehte mich auf ihn, um ihn zu umarmen. Seine trainierte Brust drückte gegen meine und ich spürte seinen Atem in meinem Haar. Leicht strich er mit seiner Hand durch meine Haare und die andere strich meinen Rücken rauf und runter. Er drückte mir einen Kuss auf den Kopf und ich atmete seinen Duft ein. Man roch er gut. Meine Augen schlossen sich und wir blieben einfach so liegen. Ich in Ryans Armen. „Ich will die Stimmung ja nicht kaputt machen, aber ich habe die Sachen", ertönte plötzlich Jakobs Stimme und ich zeigte ihm lachend den Mittelfinger und stand von Ryan auf. Ich hielt ihm meine Hand hin, welche er dankend annahm und sich hochzog.
Jake stellte die Kiste neben uns ab und grinste. „Dann mal los"Und schon fingen wir an. Das Feuer wurde von Jakob entfacht und loderte auf. Was wir taten? Ich habe ja bereits erzählt, dass ich meine Eltern nicht besonders leiden konnte, naja und jetzt verbrannten wir alte Erinnerungsstücke von mir aus Kindheitstagen, die ich früher für sie gemacht hatte. Es war ein unglaubliches und befreiendes Gefühl die Vergangenheit mit meinen Eltern hinter mir lassen und einfach zu vergessen, was geschehen ist. Und das ist am einfachsten, wenn man die Sachen verschwinden lässt, die etwas damit zu tun hatten. Sie haben sich nie über etwas gefreut, wenn ich eine gebastelte Karte mit aus dem Kindergarten brachte oder ein gemaltes Bild aus der Grundschule. Ich bekam ein leichtes Lächeln von meiner Mutter und eine Hand auf meiner Schulter von meinem Vater und das wars. Nie wurde ein Bild von mir an die Wand gehängt. Nie wurde ein gebasteltes Tier auf der Fensterbank aufgestellt. Bei allen anderen Kindern standen diese Stücke Zuhause rum. Unser Haus wirkte immer viel zu steril und unbewohnt. Nicht ein einziges Mal wurde etwas aufgestellt. Mit der Zeit hörte ich auf Geschenke für meine Eltern mit nach Hause zu bringen. Ich erkannte, dass egal was ich für sie bastelte, ich niemals die Reaktion darauf bekommen würde, die ich mir erhoffte. Jedesmal wenn ich diese lieblos zusammen gestellte Kiste auf unserem Dachboden sah drehte sich mir der Magen um. Nichts als schlechte Erinnerungen.
Ein Teil nach dem anderen flog in das Feuer. Bei jedem neuen Teil das in den Flammen landete zischte es. Das Feuer erhellt unsere Gesichter an diesem dunkel zugezogenem Morgen. Mit einem Lächeln sah ich den letzten Sachen zu, wie sie langsam verbrannten. Die Kiste war leer und ich sah zu meinen besten Freunden. Sie waren einfach ein Fall für sich. Und das sind meine, nur meine. „ich hab euch lieb", sagte ich mit Tränen in den Augen und Ryan zog mich sofort in eine feste Umarmung. Jake zog uns dann beide zusammen an sich und so standen wir eine ganze Weile einfach zusammen im Park.
Wir setzten uns neben einander ans Feuer und unterhielten uns. Über alte Zeiten, die Zukunft und das kommende Jahr.
Irgendwann erhoben wir uns, löschten das letzte bisschen, welches noch brannte und machten uns dann wieder zurück nach Hause, dieses mal durfte ich aber zum Glück alleine laufen.Wir verschanzten uns dann zu dritt in meinem Zimmer. Den ganzen Nachmittag, bis spät in die Nacht unterhielten wir uns und guckten irgendwelche Filme. Einschlafen taten wir erst um ca. fünf Uhr Morgens, nachdem wir die Augen fast nicht mehr aufhalten konnten. Und dies tat ich mit einem Lächeln im Gesicht. Eingeklemmt zwischen den beiden. Mein Gesicht in Ryans Halsbeuge und Jakobs Arm um meinen Torso. Von meinen Eltern wurden wir den ganzen Abend nicht gestört. Ich wusste nicht mal, ob sie überhaupt Zuhause waren. Aber das konnte mir nur recht sein.
DU LIEST GERADE
Original with you [boyxboy]
Teen FictionDie leichteste Art sein Herz zu schützen, ist niemanden hinein zu lassen. Aber Ist es möglich so zu leben? Kann die Berührung eines Menschen, alles ins wanken bringen?