Kapitel 8

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Logan

Ich schwang meine Tasche über meine Schulter und drehte mich zu meinem besten Freund herum. Die Tür der Sporthalle fiel hinter ihm ins Schloss und wir standen alleine vor der Halle. Ilay sah zu mir auf, fing an zu grinsen was jedoch schnell in ein Lachen ausartete. Ich zog die Augenbrauen zusammen und sah ihn fragend an. Was hatte der denn jetzt? Als er nicht mehr aufhören wollte zu lachen versuchte ich es einfach zu ignorieren und machte mich mit ihm im Schlepptau auf dem Weg zu meinem Auto, um zu mir nach Hause zu fahren. Ilay hörte gar nicht mehr auf zu lachen und tänzelte hinter mir her. Ich verdrehte die Augen. Das konnte ja was werden... Manche Leute an denen wir vorbei kamen sahen uns belustigt an. Ilay gluckste und wir stiegen in mein Auto. Er beruhigte sich und atmete tief durch. Sein Gesicht war komplett rot angelaufen. Ich seufzte, startete den Wagen.

„Sagst du mir jetzt was plötzlich in dich gefahren ist?"
Ich blickte über meine Schulter, versicherte mich, dass niemand hinter mir war und parkte aus. Konzentriert fuhr ich mir Schrittgeschwindigkeit an den anderen Schülern und Lehrern, die ebenfalls Schluss hatten, vorbei. Als wir endlich das Schulgelände verlassen hatten entspannte ich meine Schultern und drückte aufs Gas. Mein Blick war stur auf die Straße gerichtet.

„Hast du in Sport die Blicke von diesem Noah gesehen?"
Bei der Erwähnung seines Namens musste ich leicht schmunzeln. Unser kleiner starrender Neuzugang. Augenblicklich als der die Klasse betreten hatte war er mir positiv aufgefallen. Er sah komplett anders aus, als unsere anderen Mitschüler. Er sah unglaublich interessant aus mit diesen fast weißen Haaren und der hellen Haut. Er wirkte sehr zierlich, aber keines Falls schwach. Unter dem etwas zu großen T-Shirt verbargen sich sicherlich Muskeln, wie man an seinen Händen sehen konnte. Er hatte mein Interesse geweckt.
„Blicke?", fragte ich aber nur und versuchte nicht zu sehr darüber nach zu denken. Durch einen schnellen Seitenblick sah ich wie Ilay nickte und grinste.
„Er hat dich angestarrt. Ununterbrochen. Die ganze Stunde lang" Ich zog eine Augenbraue hoch und schüttelte den Kopf. Ich wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als wir fast mitten auf offener Straße eine Vollbremsung hinlegte. Ein Rabe prallte im Tiefflug gegen meine Motorhaube. Ich zuckte schrecklich zusammen, auch Ilay stieß einen kurzen Schrei aus. Mein Fuß war schon fast dabei die Bremse komplett durch zu drücken, als der Rabe einfach weiter flog, als wäre nie etwas gewesen. Im letzten Moment hielt ich meinen Fuß davon ab uns zum stehen zu bringen und verzog nur etwas den Wagen. Zum Glück fuhr niemand neben oder hinter mir, der wäre mir sonst sicherlich hinten reingefahren. Mit einem schnellen Blick in alle Richtungen vergewisserte ich mich, dass niemanden etwas passiert war.

Ich drückte das Gaspedal und fuhr langsam weiter. „Was meinst du damit?", fragte ich leise und versuchte mich zu konzentrieren. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, aber ich versuchte mich wieder auf unser Gespräch zu konzentrieren. Lange konnte ich mich aber nicht konzentrieren, weil ich mich mit einem Schlag wieder zurück versetzt fühlte an dem Tag, als ich fast meinen Ex-Freund durch nen Autounfall umgebracht hätte. Wir waren damals mitten in der Nacht auf dem Weg von einer Hausparty nach Hause. Ich saß am Steuer und die gesamte Fahrt herrschte angespanntes Schweigen zwischen uns. Schon den ganzen Abend war er komisch drauf gewesen, hatte mich meistens gemieden und war mit anderen tanzen gegangen. Wir waren gerade in einem kleinen Waldteil unterwegs. Es war stockdunkel, ich war müde und musste mich doppelt so doll konzentrieren. Plötzlich brach er die Stille.
„Logan wir müssen reden"
„Ich weiß, aber nicht jetzt"
„Ich muss dir aber unbedingt was erzählen!"
„Ja aber nicht jetzt. Ich muss mich konzentrieren"
„Aber es ist wichtig. Ich wollte es dir den ganzen Abend schon erzählen aber... ich...."
„Ich sagte nicht jetzt!"
Ich sah wütend zu ihm herüber, achtete eine Sekunde nicht auf die Straße und dann passierte es. Er stieß einen Schrei aus und mein Kopf ruckte zurück zur Straße. Mitten auf der Fahrbahn stand ein Reh und starrte meinem Auto entgegen. Ich reagierte zu spät und rammte frontal das Tier. Den Aufprall werde ich niemals vergessen. Das Geräusch was erzeugt wurde ging mir durch Mark und Bein. Zersplitternde Knochen und ein Schmatzen, bei dem mir die Galle den Hals hoch kroch. Die Airbags wurden ausgelöst und wir kamen einen Meter später zum stehen. Mein Freund schlug sich jedoch den Kopf unglücklich am Fenster auf und war sofort bewusstlos. Mein Ruck wurde durch die Airbags fast vollständig abgefedert. 

Original with you [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt