Kapitel 24

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Noah

Kylian war in unserer Klasse. Dass darüber niemand von Logans Freunden sonderlich begeistert war muss ich glaube ich nicht erwähnen. Kylian war ein charmanter Typ. Unsere neue Mathelehrerin Mrs. Hendricks wickelte er gekonnt in wenigen Sätzen um den Finger. Sie warf ihm immer wieder einen strahlenden Blick zu und konzentrierte sich nur mäßig auf den Unterricht. Er wusste ganz genau wie er mit seinen Reizen spielen musste, sodass ihm jeder verfiel. Die Art wie er sich bewegte. Die Art wie er sprach. Er war schön. Mit seinen dunklen Haaren, der Statur und einigen Gesichtszügen sah er Logan relativ ähnlich. Der größte Unterschied bestand wohl darin, dass Kylian viel hellere Haut hatte als Logan. Auch seine Augen strahlten und die Art wie er seine Lippen zu einem Lächeln verzog. Ich konnte Logans Ex-Freunde verstehen. Oh Gott, was dachte ich da bitte? Es gab einen ganz sicher nicht das Recht seinen Freund zu betrügen nur weil ein gut aussehender und charismatischer Typ um die Ecke kam. Aber war es richtig Kylian dafür die Schuld zu geben? Natürlich, ich hatte keine Ahnung was damals mit ihm passiert war, aber sollte man nicht eher auf die Ex-Freunde wütend sein, als auf den Typen mit dem sie ihn betrogen hatten? Natürlich war das von Kylian auch nicht cool, aber er war ja nicht derjenige der Logan direkt betrogen hatte. Ich musste unbedingt heraus finden was da abgegangen war. 
Naja aber es waren immer zwei Menschen dafür verantwortlich...

Ich beobachtete Kylian die Stunde über. Versuchte zu verstehen was er für ein Typ Mensch war. Wie er mit den Menschen umging und warum genau ihn alle hassten. War es wirklich nur, weil er der Partner war mit dem betrogen wurde? Ich wollte so gerne genauer herausfinden was das Problem war. Gab es noch andere Komponenten, die in die Geschichte mit hinein spielten? Es schien ja kein Geheimnis zu sein, dass Kylian Logan die Freunde ausgespannt hatte. Jeder in der Klasse schien das zu wissen. Es herrschte eine drückende Stimmung. Und ich sah die Blicke der anderen. Wie breit wurde das ganze hier in der Schule getreten?  
Als hätte Kylian meinen Blick gespürt drehte er den Kopf leicht nach hinten und sah mir in die Augen. Er grinste mich an, zwinkerte und natürlich, wie sollte es auch anders sein? Ich lief rot an. Dumme Angewohnheit. Schnell sah ich woanders hin und fing den Blick von Logan auf, der mehr als unzufrieden aussah. Sofort fühlte ich mich schuldig. 
Was tat ich hier bitte? Wie musste das von außen aussehen? Niemand konnte wissen über was genau ich mir Gedanken machte. Ich war auf dem besten Weg mich in Logan zu verlieben, wir hatten schon ein paar mal rumgemacht und jetzt starrte ich genau den Typen an, der ihm seine vorherigen Freunde ausgespannt hatte. Ich löste mit meinen dummen Blicken wahrscheinlich wieder genau die Ängste aus, die Logan so verbissen versuchte zu bekämpfen. Die Ängste weswegen Logan und ich noch kein offizielles Paar waren. Die er versuchte für mich hinter sich zu lassen. 
Er war gerade dabei mir zu vertrauen und dann starrte ich Kylian an, wurde rot und benahm mich wie ein Idiot. Und dann fragte ich mich warum es mit uns nicht vorran ging? Logan war nicht der einzige, der herausfinden musste was er wollte. Und ich spielte gerade definitiv nicht fair. Ich mache die ganze Situation nur komplizierter. 

Ich sah auf meinen Tisch und fühlte mich elendig. Meinen Blick löste ich die gesamte Zeit nicht mehr vor meinem Zettel. Ich spürte unentwegt einen Blick auf mir, tat aber so, als würde ich nichts davon mitbekommen. Endlich klingelte es zum Ende der Stunde. Langsam packte ich meine Sachen zusammen, weil ich nicht wusste wie ich mich verhalten sollte. Es herrschte angespannte Stimmung im Raum. Und ich wollte die Situation nicht noch verschlimmern und etwas falsches tun. Ich wollte Logan nicht verletzen. Plötzlich fiel ein Schatten auf mich. Ich sah stand auf und sah hoch. Kylian stand vor meinem Tisch und lächelte mich an. 
„Noah, richtig?" ich nickte. Er stütze sich auf dem Tisch ab und beugte sich weiter zu mir hinüber. „Seit wann gehst du hier zur Schule?"
„Anfang des Semesters", sagte ich schnell, lehnte mich ein Stück nah hinten und blickte im Raum umher. Ich fing abermals Logans Blick von der Tür auf. Ich sah wie sein Kiefer mahlte und er mich mit so viel Schmerz im Blick ansah, dass es mir im Herzen wehtat. 
„Du bist süß", sagte Kylian mit einem verräterischen Unterton in der Stimme. Schnell schoss mein Blick zu Kylian zurück und lächelte gequält. Ich hatte meine Entscheidung bereits getroffen. Und ich hatte mich für Logan entschieden. Kylian konnte tun was er wollte. Ich würde Logan nicht so etwas antun, wie seine damaligen Freunde. Ich würde mich für ihn entscheiden. Wenn er das wollte. „Danke, aber das kannst du dir sparen"
Damit ließ ich Kylian stehen und lief zu Logan an der Tür, der sich gerade abwenden wollte. Perplex sah Kylian mir hinterher. Ich erreichte Logan, hielt ihn an der Schulter fest und drehte ihn ein Stückchen zu mir. Ich nahm sein Gesicht in beide Hände, stellte mich auf Zehenspitzen und drückte Logan einen Kuss auf die Lippen. Augenblicklich entspannte Logan sich und zog mich an der Hüfte zu sich. Er beugte sich zu einem weiteren kurzen Kuss zu mir herunter. Dann schob ich Logan aus der Tür, drehte mich noch einmal zu Kylian um, der uns ganz genau beobachtete. Ich zwinkerte ihm provokant zu und verließ den Raum, sodass ich seine Reaktion darauf nicht mehr mitbekam. 
Wenn er spielen wollte, bitte. Ich war bereit. Und er würde ganz sicherlich nicht gewinnen. 

Original with you [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt