Kapitel 4

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Noah

Mein Wecker klingelte bereits um acht Uhr Morgens. Wir machten uns langsam fertig, jedoch ohne ein Wort zu sagen. Es herrschte eine angespannte Stimmung. Während ich im Bad war kamen plötzlich die Tränen hoch und ich fing an zu schluchzen. Ich ließ mich an der Wand hinunter gleiten und legte meinen Kopf auf meine Knie, welche ich an meinen Körper zog. Meine Tränen wollten gar nicht mehr aufhören zu fließen. Mein ganzer Körper fing an zu zittern. So saß ich eine Zeit da und tat gar nichts außer zu heulen. Meine Gedanken spielten verrückt. Ich hatte das Gefühl, dass mein Herz in tausend Stücke brach je näher die Zeit rückte, dass ich hier fortging. Es fühlte sich einfach so falsch an. Dass wenn ich ging etwas kaputt gehen würde. Ich brauchte Zeit. Zeit um mir über so vieles klar zu werden. Ganz besonders, warum ich auf meinen besten Freund letzte Zeit so eigenartig reagierte. Natürlich bildete sich bereits eine Idee in meinem Kopf, ich war ja nicht dumm. Aber konnte das wirklich sein?
Und warum dann ausgerechnet Ryan? Klar mit ihm wäre es einfach. Er stand selber auf Männer, da wäre diese Frage immerhin schon geklärt, aber wieso jetzt? Ich hatte vorher nie soetwas in seiner Nähe gefühlt. Und jetzt war ich in Begriff zu gehen und plötzlich kamen Gefühle dazu? Wie unfair war das bitte?

Nach Minuten stand ich auf, wusch mein Gesicht mit kaltem Wasser und betrachtete mich danach im Spiegel. Meine Augen waren immer noch etwas rot, jedoch kümmerte mich das wenig und ich verließ das Bad. Meine Freund würden sowieso gleich wissen, dass ich geweint hatte. Egal wie sehr ich versuchte es zu überspielen.
Meine Eltern waren wieder zu Hause und somit lief ich ihnen auch sofort über den Weg, als ich in die Küche wollte. Sie sagten kein Wort zu mir, sondern packten einfach weiter ihre Sachen. Mum lächelte mir einmal zu und verschwand dann aber auch. Jakob und Ryan fand ich beide in der Küche. Als ich diese betrat, sah beide mich an und verzogen augenblicklich ihre Gesichter. Wie gesagt, sie wussten genau, dass ich geweint hatte, aber sie sagten nichts weiter dazu. Meine Eltern waren schließlich vor Ort. Sie wussten wie es mir ging, also war es auch kein Wunder, dass ich so aussah.

Den Morgen verbrachten wir also damit all meine Sachen in Kartons zu räumen. Die Stimmung lockerte sich etwas und ich lächelte immer mal wieder. Wenn ich mit den beiden zusammen war, ging es gar nicht, dass ich die ganze Zeit traurig blieb. Das konnte ich noch nie und werde es wohl auch nie können. Immer öfter landete mein Blick auf Ryan und ich fragte mich wann das alles angefangen hatte. Erst letzte Woche? Letzter Monat? Oder fühlte ich mich so schon länger?

Jetzt standen wir hier und sahen uns mein Zimmer an. Meine Kartons stehen an der einen Wand, und sonst war das Zimmer leer. Mein Bett, mein Schrank sowie mein Schreibtisch bleib hier, weswegen diese, die einzigen Möbel waren, die noch in diesem Raum standen. Es sah so fremd aus. So als hätte nie jemand hier Jahre lang gewohnt. Als hätte ich nicht mein ganzes Leben in diesem Zimmer gelebt. Die kahlen Wände wirkten als lachten sie mich aus.
Ich biss mir auf die Unterlippe und lief durch mein Zimmer, um zu prüfen ob ich noch irgendwas vergessen hatte. Ryan und Jakob blieben wo sie waren und beobachteten mich. Ich fand jedoch nichts mehr und stellte mich somit wieder zurück zu meinen Freunden.
Wir liefen dann nach unten ohne etwas zu sagen und gesellten uns ins Wohnzimmer zu meinen Eltern. „Können wir noch irgendwobei helfen?", fragte ich meine Eltern, doch mein Dad schüttelte nur den Kopf und sah meine Mum warnend an, welche schon ihren Mund geöffnet hatte, um etwas zu sagen.
„Nein, danke. Genießt einfach noch die letzten zwei Stunden. Dann fahren wir los" Mein Dad schenkte mir ein zaghaftes Lächeln und ich erwiderte es dankend.

Ich hatte schon immer eine etwas bessere Bindung zu meinem Vater, als zu meiner Mutter. Obwohl diese auch definitiv nicht die beste war. Er konnte mich wenigstens in manchen Dingen besser verstehen als Mum. Mit ihr hatte ich einfach nie etwas gefunden wo wir drüber reden konnten. An dem Tag, als Mum uns die, wie sie es sagte „frohe" Botschaft verkündete, vertraute Dad mir an, dass er die Idee auch nicht besonders mochte. Sein Leben war eben auch hier. Freunde und Familie von uns war hier. Nicht in London. Aber wegen seiner Eltern durfte er mit mir nicht hier bleiben. Mum erzählte ihnen schon vorher von der ganzen Sache und Dad hatte so gar keine andere Wahl als ja zu sagen. Ich glaube, dass meine Großeltern genau das Problem zwischen meinem Dad und mir waren. Sie waren Profis darin Zwietracht zu sähen. Und die beiden waren alt. Dad möchte sie nicht verärgern und er würde sich niemals gegen sie stellen. Was sie sagten war Gesetz und er hatte nicht die Kraft dagegen anzugehen. Hätten seine Eltern nie angefangen ihn über mich zu belehren hätten wir jetzt bestimmt ein super Verhältnis und ich hätte eine bessere Kindheit gehabt. Ich konnte ihn irgendwie verstehen. Auch ich hatte unglaublichen Respekt vor seinen Eltern. Aber andererseits änderte es nicht daran, wie er mit mir umging.

Original with you [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt