Kapitel 21

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Noah

Am Freitag fuhr ich direkt nach der Schule zum Flughafen. Ry und Jake sollten gegen 15 Uhr landen und ich war schon spät dran. Ich wusste, dass es knapp werden würde, aber unser Lehrer wollte uns ja unbedingt heute nicht pünktlich raus lassen. Logan hatte mir angeboten mich zu fahren, aber wenn ich ehrlich war war ich noch nicht bereit den beiden Logan vorzustellen. Ich wollte erstmal alleine mit ihnen über das ganze Zeug, dass Logan betraf reden. Am besten schon heute, da morgen Emmas Party stattfand und ich auch dort gerne mit Logan Zeit verbringen wollte. Da sollten sie schon vorher Bescheid wissen. 

Und Ilay hätten wir sicherlich auch noch mit genommen und das wäre definitiv komisch geworden. Deswegen stieg ich jetzt alleine Heathrow aus der Bahn. Schnell versuchte ich mich zu orientieren. Der Flughafen war groß und bis jetzt war ich nur bei meiner eigenen Ankunft hier gewesen. Die beiden hatten mir gerade erst geschrieben, dass sie gelandet waren und jetzt das Flugzeug verlassen würden, deswegen hatte ich noch etwas Zeit. Die Passkontrollen dauern ja meist ein bisschen. Ich fand schnell heraus wo ich hin musste und stellte mich dann an den Ausgang. Lange sollte es jetzt nicht mehr dauern, da beide nur Handgepäck dabei hatten und nicht ewig am Gepäckband stehen mussten. Tatsächlich sah ich schon nach fünf Minuten Jakobs bekannten Haarschopf durch die Türen treten. Ein verschlafener Ryan lief hinter ihm. 
Jake sah mich als erster und kam freudestrahlend auf mich zu. 
„Noah", rief er so laut, dass sich einige Leute zu uns umdrehten. Rotwerdend, durch die ganze Aufmerksamkeit, hob ich die Hand und winkte. Die beiden kamen auf mich zu gelaufen und wenig später fand ich mich in einer Gruppenumarmung wieder. Ich drückte mich gegen sie und lachte. 

„Wir haben dich so vermisst"
Ich hatte mich schon so daran gewöhnt, dass mittlerweile alle mit mir englisch sprachen, außer meine Eltern, dass ich kurz einen Augenblick brauchte.
„Ich hab euch auch vermisst. So doll"
Noch eine weile standen wir so in der Gegend rum, bis wir uns voneinander lösten und uns auf den Weg zur Bahn machten. „Deine Eltern nicht da?"
„Wieso?"
„Ich hatte schon gehofft du kommst mit dem Auto. Da du ja mittlerweile alleine fahren darfst"
Ryan stieß mich mit der Schulter an. „Da hast du recht, aber nein, Dad ist seit drei Tagen wieder weg und hat das Auto mitgenommen"
„Dann wird's ja mal an der Zeit dir ein eigenes zuzulegen"
„Ich weiß ja nicht. Das auf der anderen Seite fahren ist immernoch komisch. Und ich bin hier tatsächlich noch nie selber gefahren"
„Verstehe ich"
Wir stiegen in die Bahn und suchten uns einen freien vierer. Wir ließen uns in die Sitze fallen und stellten die beiden Koffer zwischen uns. 
„Ist Loren da?"
„Ne, Mum ist heute los. Wir sind also alleine"
„Sehr gut" Ryan legte seinen Kopf nach hinten und schloss die Augen. „Na müde?"
Er nickte leicht „Schule ist anstrengend. Das ganze lernen für die Prüfungen ist echt kacke"
Jake, der neben mir saß, drehte sich zu mir „Ryan ist auch der einige, der überhaupt schon anfängt mit lernen. Wir haben noch so viel Zeit"
Darauf trat Ryan nach ihm „Klappe, ich bin eben nicht so ein Genie wie du"
Ich musste lachen. Auf meine Abschlussprüfungen war ich auch schon gespannt. Bis jetzt hatte ich mir noch gar keine Gedanken darüber gemacht. Aber Jake hatte eigentlich recht, es war noch ne ganze Weile hin bis man überhaupt anfangen musste zu lernen, wenn man ehrlich war. Der Zug setzte sich in Bewegung, Jake fing an über die Schule zu reden, Ryan döste vor sich hin. Ich beobachtete ihn. Ich hatte Angst, dass wenn ich Ryan das nächste mal in echt sehen würde, es komisch zwischen uns sein würde. Erstrecht mit dem Wissen, dass ich tatsächlich auf Männer stand. Aber so wie ich ihn jetzt an sah war da nichts als freundschaftliche Gefühle. Ich war unglaublich erleichtert. Sonst hätte es wirklich komisch werden können.
Paddington stiegen wir um und nach ner Ewigkeit kamen wir bei mir Zuhause an. 

Die beiden staunten nicht schlecht, denn von außen hatte ich ihnen das Haus noch nicht gezeigt. Wir betraten es und das erste was sie taten, nachdem sie ihre Sachen in der Garderobe abgelegt hatten, war sich jeden Winkel des Hauses anzusehen. Ich hatte ihnen ja schon zu meinem Einzug alles über Facetime gezeigt, aber in echt war es doch tatsächlich viel imposanter. Ich merke, wie schnell ich mich an das neue Haus gewöhnt hatte und den ganzen Luxus gar nicht mehr wahrnahm. Aber die beiden kamen aus dem staunen nicht mehr raus. Ein bisschen unangenehm war es schon, da sich deren Familien so etwas niemals leisten konnten. Ich hatte nie mit unserem Geld angegeben und eigentlich waren sie auch schon immer bei mir daran gewohnt, dass ich etwas anders lebte als sie, aber dieses Haus war schon ein gewaltiger Unterschied. Als sie endlich mit Bestaunen der unteren Stockwerke fertig waren gingen wir hoch in mein Zimmer. Wir warfen uns zusammen auf mein Bett und fingen an über alles mögliche zu reden. So als wären wir nie voneinander getrennt gewesen. Wir hatten zwar versucht so oft es ging zu schreiben, telefonieren oder facetimen. Aber es wurde trotzdem mit der Zeit anders zwischen uns. Die Gespräche wurden oberflächlicher. Wir erzählten meist nur was wir an den Tagen so gemacht hatten und tiefer gingen die Gespräche nicht. Dafür war einfach keine Zeit. Wir alle waren anders eingespannt und auch wenn der Zeitunterscheid nur eine Stunde unterschied betrug, kam es oft zu Komplikationen. Wir hatten einfach nicht mehr unsere täglichen Gespräche. Unser tägliches zusammen sein. Das konnte einen verändern. 

Original with you [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt