Kapitel 6

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Noah

Mein Wecker riss mich unsanft am Montag morgen aus meinen Träumen. Ich stand auf, ging zu meinem Schrank und holte mir frische Klamotten für heute heraus. Heute war mein erster Tag an der neuen Schule. Am Wochenende kamen all unsere Sachen an und ich war den Rest der Zeit damit beauftragt alles auszuräumen, weil meine Eltern es natürlich für wichtiger gefunden hatten, direkt zu arbeiten, anstatt mir zu helfen. Es kann echt beängstigend sein alleine in so einem großen Haus zu sein. Erstrecht wenn man noch nicht lange hier wohnt. Am Abend unserer Ankunft hatte ich noch mit Jake und Ryan geskypet und hatte ihn alles gezeigt. Ihnen sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Sie konnten gar nicht glauben, dass das alles nun mir gehörte. Auch die anderen Abende haben wir telefoniert. Ich glaube zwar nicht, dass das für immer so weiter geht, aber für den Moment war ich zufrieden damit.

Natürlich hatte ich auch sofort bei Ryan angesprochen, was da vor meinem alten Haus passiert war, aber alles was ich von ihm bekam, war ein grinsen und er meinte, dass ich mir nicht so einen Kopf machen sollte. Es war ja nur ein kleiner Kuss, was als kleine Kinder ja auch schon mal passiert war. Und er meinte er hat sich immer vorgenommen, dass er der erste Typ sei, der Jakob und mich jemals küssen sollte. Und da ich jetzt weggezogen war hatte er an meinem letzten Tag auch nunmal die letzte Chance dazu. So ein Idiot. Und wenn ich nicht diese komischen Gefühle für ihn entwickelt hätte, hätte ich mir auch nie so viele Gedanken darum gemacht. Dann wäre es halt nur ein kleiner Abschiedskuss zwischen zwei besten Freunden gewesen. Aber dadurch war es nur so viel mehr für mich. So viel verwirrender. Jakob hatte zu dem ganzen Thema nichts gesagt. Fand ich etwas merkwürdig. Eigentlich war er immer der erste, der zu solchen Sachen ein Kommentar abgab. Irgendwelche Witze deswegen machte und wahrscheinlich über meine Fragerei gleich gewitzelt und Vermutungen aufgestellt hätte. 

Meine Eltern waren wahrscheinlich wieder mal nicht da. Ich machte mich auf den Weg in mein Bad und stellte mich unter die Dusche. Ich versuchte meine angespannten Muskeln etwas zu lockern und blieb relativ lange unter dem warmen Wasser stehen. Als dann langsam die Zeit etwas knapp wurde stieg ich aus der Dusche, zog mich an und richtete meine Haare. Ich putze Zähne und betrachtete mich danach im Spiegel. Eine ganze weile starrte ich mein Spiegelbild an. Durchatmen Noah! Das wird bestimmt ein super erster Tag an der neuen Schule. Neue Leute und dann natürlich auch alles auf Englisch. Das wird klasse. Gar nicht ängstigend...

Dann lief ich runter in die Küche und holte mir einen Apfel. Zusammen mit meiner Tasche, ich war meinen Eltern übrigens wirklich nicht begegnet, lief ich zum nächsten Bus. Normalerweise hatte Jakob mich immer zur Schule mitgenommen und ich musste nicht mit dem Bus fahren. Schlecht gelaunt stand ich dann an der Haltestelle und stellte fest, dass mein Bus gerade weg war und der nächste erst in zehn Minuten fuhr. Ich schrieb also ein bisschen an meinem Handy mit Ryan und versuchte somit die zehn Minuten tot zu schlagen. Plötzlich stellte sich jemand direkt neben mich und ich sah auf. Ein Mädchen mit etwas über die Schulter langem braunen Haar und grünen leuchtenden Augen stand dort. Sie lächelte mich freundlich an und ich schenkte ihr auch ein Lächeln. „Ich hab dich hier in der Gegend noch nie gesehen und so ein hübscher Junge wäre mir aufgefallen. Bist du neu oder nur zu besuch bei jemanden?", fragte sie nett nach und legte den Kopf leicht schräg. Mutig. Ich hätte niemals einfach so einen Fremden angesprochen und ihn ausgefragt.

„Ich bin vor drei Tagen her gezogen. Ich heiße Noah und wer bist du?" ich hielt ihr die Hand hin. Sie grinste. „Elena", doch anstatt mir die Hand zu schütteln umarmte sie mich. Ich lachte leicht und drückte sie auch kurz. Sie war ja ganz süß.
„Schön dich kennen zu lernen!", flötete sie und dann kam auch schon der Bus. Die ganze Fahrt über redeten wir und ich fand heraus, dass sie auch auf meine Schule ging und sogar in meinen Jahrgang. Was für ein glücklicher Zufall. Ich wusste noch nicht in welche Klasse ich kam, also konnte es durch aus möglich sein, dass wir in eine Klasse gingen. Was ich schwer hoffte, denn Elena war echt nett und dann musste ich den ersten Tag nicht ganz alleine verbringen. So hätte ich wenigstens ein bekanntes Gesicht in der Klasse. Auch wenn wir uns erst seit ein paar Minuten kannten, brachte mich dieser Gedanke etwas runter. 

Original with you [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt