Kapitel 31

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"Was, wenn derjenige genau das beabsichtig? Dass wir alle weg und sie sozusagen schutzlos im Schloss sind? Ich bin mir sicher, es gibt hier genügend Krieger, die auf den König aufpassen", brachte Haru ein wenig gepresst hervor. "Wenn es jedoch ein Magier ist ... wird das schwer."

Sezuna rieb sich die Stirn. Das hatte sie gut gemacht, jetzt drehte er durch. Das war wieder eine typische Haru-Reaktion. Statt erst einmal Fakten zu sammeln wollte er am liebsten den erst besten Verdächtigen lünschen und alle Leute verrückt machen.

Dabei war es für ihn ganz normal, die Leute beschützen zu wollen, die wichtig waren. Da Akira ihm sehr wichtig war, gehörten seine Frau und sein Vater mit dazu. Das konnte er nicht kontrollieren.

Trotz allem wusste er, dass Sezuna Recht hatte und er versuchte sich, irgendwie zu beruhigen. Langsam atmete er ein und aus und fuhr damit sogar fort, als sie in ihrem Schlafzimmer angelangten, wo er die Mäntel erst einmal aufhängte.

"Ich denke nicht, dass sie hier zuschlagen", erklärte Sezuna flüsternd. "Ich glaube fast, dass er oder sie uns begleiten wird."

Harus Gesicht wurde abwechselnd blass und rot vor Zorn. Bis jetzt hatte er keinen von den Leuten davon eingeschätzt, dass auch nur irgendeiner Akira schaden wollte. Auch wenn sie teilweise sehr grummelig waren, so hatte er nicht den Eindruck gehabt, dass sie sich gegen ihn stellen wollten.

Allerdings wusste er auch, dass Sezuna die Dinge oft anders betrachtete und Sachen besser verknüpfen konnte als er. Vielleicht war ihr also etwas aufgefallen, was ihm entgangen war, so dass sie den Grund hatte so zu denken.

Ein wenig frustriert setzte er sich auf den Stuhl und begann, an seiner Unterlippe zu nagen. Haru dachte nach und war nicht wirklich zu beruhigen, obwohl er selbst es schon die ganze Zeit versuchte. "Auf was haben wir uns da nur eingelassen?", fragte er verzweifelt. Er mochte Akira unheimlich gern, auch wenn er anfangs mehr als skeptisch gewesen war.

"Sieh es so. Wir haben die Möglichkeit denjenigen zu finden, der Akira schaden will. Ohne uns oder diese Reise würde er wahrscheinlich noch eine ganze Weile unentdeckt bleiben", versuchte sie zu erklären und dabei etwas Positives zu finden.

"Du kannst dir sicher sein, dass ich denjenigen in der Luft zerreißen werde", antwortete Haru mürrisch und vergrub sein Gesicht in den Händen. "Ich kann mir nur nicht vorstellen, wer von ihnen dazu in der Lage wäre ...", überlegte er und grübelte.

"Bisher habe ich auch noch niemanden in Sicht", murmelte sie. "Und ich will nicht, dass es den Falschen trifft", gestand sie. "Oder vielleicht irre ich mich auch", gab sie zu bedenken.

„Das wäre mir neu, wenn du dich täuschst", sagte Haru und hatte damit nicht ganz Unrecht. Es nagte an ihm, dass es jemanden gab, der seinem Freund schaden wollte. Dass es so war, wusste er schon lange, aber Haru hatte nicht erwartet, dass es sich so schnell entwickeln würde. Vor allem dass es eventuell jemand war, dem Akira vertraute und ihm hinterging.

"Alles was wir tun können, ist dem Gefühl nachgehen", murmelte sie, auch wenn sie noch nicht genau wusste, wie sie das anstellen sollte. Immerhin mussten sie vorsichtig sein.

"Wie geht es dir eigentlich?", fragte Haru sie, um von dem Thema abzulenken. Seine Hände hatte er hinter dem Kopf verschränkt und blickte gedanklich abweisend nach draußen. Es schneite schon wieder und er fragte sich auch, wie viel Schnee es hier wohl am Ende des Winters geben würde.

"Ich habe Kopfschmerzen", gab Sezuna widerwillig, aber ehrlich zu. Es brachte ihr nichts, es vor Haru zu verheimlichen.

"Willst du dich hinlegen?", kam seine Frage, die nachdenklich kam. Bestimmt hatte das viele Nachdenken und das Chaos in ihrem Kopf dazu geführt. Haru drehte sich zu ihr um und betrachtete sie ausgiebig. Sie war ein wenig blass, wobei er nicht herausfinden konnte, ob es an den Schmerzen oder an der Übelkeit lag, die sie vorhin noch geplagt hatte.

Galdur - Aljan Kaynta (Band 7)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt