Kapitel 116

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Er wollte schon sagen, dass sie das mit Sezuna ausmachen sollte. Doch Haru hielt sich zurück und nickte. Der warme Atem war auf seiner Haut deutlich zu spüren, aber es mischten sich auch Tränen darunter, die ihm einfach an den Wangen hinabrollten. „Es tut mir leid, dass ich so abweisend gewesen war. Ich dachte, du magst mich nicht, weil ich dich verletzt habe ... und ja, du kannst mit dem Kind spielen", sagte er leise zu ihr.

Sie rieb ihre Schnauze an ihm und versicherte ihn, dass er ihr nicht weh getan hatte. Vielleicht ein wenig, aber er hatte sie dennoch geheilt.

„Ich konnte nichts dafür. Alles war außer Kontrolle, weil ich dachte, Sezuna lebte nicht mehr", schluchzte der Junge auf. Irgendwie tat der Drache ihm gut.

Erneut rieb sie sich beruhigend an ihm. Dazu kam eine Versicherung, dass sie wusste, dass er um sein und ihr Leben gekämpft hatte. Ihr war bewusst, was sie getan hatte und auch, was die Magier getan hatten.

„Danke ...", sagte Haru leise zu ihr und rieb seine Wange an ihrer Schnauze. Er gab ihr sogar einen kleinen Kuss darauf, weil er ihr zeigen wollte, dass es ihm leid tat und er hoffte, dass sie von nun an gut miteinander auskommen konnten.

Die Schuppen des Drachens begannen ein wenig rot zu leuchten, als würde Lava in ihnen pulsieren und irgendwie sah es so aus, als würde sie rot werden.

„Na hoffentlich findest du bald einen Drachenmann für dich. Dann bist du nicht mehr allein", lächelte er und hielt seine Wange an der Schnauze des Drachens. Die Barthaare kitzelten ziemlich, aber er wollte nicht weg davon. „Du bist wirklich sehr lieb. Ich war nur so dumm, dich abzulehnen."

Er konnte hören, wie sie lachte. Zumindest nahm er an, dass dieses Geräusch ein Lachen war. Zufrieden und glücklich. Trotzdem war sie der Meinung, dass die beiden rein gehen sollten. Das nächste Mal konnten sie, wenn sie wollten, beide unter ihren Flügeln schlafen, solange das Haus noch nicht fertig war.

„Danke, aber ich muss wohl beinahe täglich hierher, um die Materialien zu holen", murmelte der Magier und seufzte leicht. „Danke für alles ... Aurora."

Erneut gab sie dieses zufriedene Schnurren von sich, mit dem Angebot jeder Zeit mit ihr zu fliegen. Sie waren sehr brave und einfache Passagieren und es machte ihr Spaß. Außerdem teilte sie ihm mit, dass sie sich auf einem nahen Berg ansiedeln würde, damit sie ihre neuen Freunde nicht allein lassen musste.

„Sei nur vorsichtig ... wenn die Magier wieder kommen", bat er sie eindringlich und versprach auch, ihr Dach sicher zu machen, damit sie darauf landen konnte.

Sie schnurrte zufrieden und versicherte ihm, dass sie sich nicht so leicht wieder fangen ließ. Dann lösste sie sich ein wenig von ihm und er spürte noch ihren Widerwillen. Also wolle auch sie nicht gehen.

„Geh lieber ... oder bleibe hier unsichtbar. Dann können wir morgen früh gleich fliegen", sagte er noch zu ihr und öffnete wieder die Augen. Erst jetzt spürte er, wie sein Herz schneller schlug, als er Aurora in die Augen sah.

Diese stupste ihn noch einmal an, mit dem Hinweis, einfach zu rufen und sprang dann hoch in die Luft und war kurz darauf verschwunden. Nur der Wind kündete von ihr.

Akira stand am Eingang zum Schloss und hatte alles beobachtet. Ein zufriedenes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, bevor er sich auf dem Absatz umdrehte und zu seiner Frau ging.

Haru sah Aurora noch ein wenig nach, obwohl sie nicht mehr sichtbar war. Erst dann wandte er sich Richtung Schloß, um Sezuna ins warme zu bringen.

Die Rothaarige lag in seinem Arm und schlief seelenruhig, als hätte sie nichts von dem mitbekommen, was geschehen war.

"Wie war es?", wollte Belynia leise von ihrem Mann wissen, als sie Haru die Treppe nach oben kommen sah.

Ihr war die Rückkehr der drei nicht entgangen, weil sie die ganze Zeit zum Fenster hinausgesehen und gewartet hatte.

„Sehr gut. Ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg. Haru kommt langsam wieder zu sich und wir haben zusammen gebaut. Es wird vielleicht noch ein wenig dauern, bis er wieder ganz der Alte ist. Aber ich denke, es war die richtige Entscheidung gewesen", sagte er leise zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Lippen.

Belynia wirkte sofort beruhigt und erwiderte den Kuss auch sanft. "Es ist spät. Wir sollten rein gehen", meinte sie und warf noch einen kurzen Blick auf Sezuna.

Akira nickte. „Lassen wir sie für heute in Ruhe. Ich möchte aber morgen ihm wieder helfen", sagte der Prinz zu seiner Frau.

Haru und Sezuna kamen bereits die Stufen hoch und sah seinen Freund an. „Danke für die Hilfe", sagte er zu Akira. Sezuna war wohl sehr geschafft vom Tag.

Belynia legte Akira eine Hand auf die Schultern und erinnerte ihn an eine Besprechung, die er morgen hatte.

„Oh Mist, das habe ich vergessen. Dann wird das morgen wohl nichts ... ich brauche sonst zu lange, bis ich dort bin", sagte er enttäuscht. Man konnte Akira durchaus ansehen, dass er nicht glücklich darüber war

"Es ist zu der Zeit, wo sich die Schneider für Sezunas Kleid noch einmal angekündigt haben", erklärte Belynia. "Vielleicht kannst du dann mit ihr zusammen gehen."

„Weiß Sezuna denn wegen morgen Bescheid?", fragte er seine Frau. Wenn das so war, konnte er wieder mit Sezuna zusammen gehen.

"Ich bin mir nicht sicher", meinte sie und lief mit Akira zurück zu ihrem gemeinsamen Zimmer. Dabei teilten sie sich den Weg mit Haru und Sezuna, die ein Stück hinter ihnen liefen.

„Dann sag Haru Bescheid. Ich bin mir sicher, er wird es ihr sagen, wenn sie aufwacht", bat er seine Frau leise.

Haru hielt einen kleinen Abstand, da er in Gedanken bei Sezuna und Aurora war und bekam von der Unterhaltung nichts mit.

Belynia nickte leicht. "Vielleicht möchte sie es aber auch absagen. Sie war so fertig heute", murmelte sie besorgt und blickte zu Haru, bevor sie stehen blieb.

Beinahe wäre Haru in sie reingerannt, weil er nicht mitbekommen hatte, dass die Thronfolger stehen geblieben waren. „Hm?", fragte er verwirrt.

"Entschuldige", meinte Belynia mit einem sanften Lächeln. "Die Schneider wollten morgen noch einmal für Sezunas Kleid vorbei kommen. Recht früh. Sie weiß es noch nicht und vielleicht ist es auch besser, wenn wir das absagen", informierte sie Haru leise.

„Lass sie das morgen früh entscheiden, wenn sie weiß, wie sie sich fühlt", bat Haru die Prinzessin. Er würde keine Termine absagen, wenn sie es nicht wusste. „Wir können dir ja morgen früh Bescheid geben."

Belynia nickte. "Sag es ihr bitte, ja?", bat sie.

„Mache ich", versprach Haru ihr und ihre Wege trennten sich für den Tag.

Sobald er sie ins Schlafzimmer gebracht hatte, legte er die Rothaarige ins Bett und befreite sie von ihren Stiefeln und Mantel. Erst dann kümmerte er sich um seine Dinge und ging ins Badezimmer, um sich zu waschen.

Er war noch nicht einmal fünf Minuten weg, als er Sezuna bereits völlig verschlafen in der Tür sehen konnte. "Was war los?", wollte sie wissen.

Galdur - Aljan Kaynta (Band 7)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt