Kapitel 3

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Taehyungs p.o.v.

Mein Blick wanderte immer und immer wieder auf die Uhr. Schon beinahe im 5 Sekunden Takt, während ich eigentlich mit den anderen Jungs in der Küche saß und etwas essen wollte. Wir waren gerade vom Training wiedergekommen und wollten nun noch etwas den Moment genießen bis Miga kam. Ich war schon so gespannt was sie zu meinen Bandmitgliedern und der Wohnung hier sagte. Ihre Meinung hatte bei mir eine unvorteilhafte Priorität, die es mir schwer machte Dinge wieder so zu sehen wie ich sie immer gesehen hatte, nachdem sie mir ihre Meinung dazu gesagt hatte. Das war etwas, woran ich vielleicht bei Gelegenheit arbeiten sollte. Aber im Moment war es bloß wichtig, dass ich sie endlich wieder bei mir hatte.

Wir hatten immer weniger Gelegenheiten für ein solches Treffen gefunden seit ich Trainee wurde und sie sich auf ihre Schwimmkarriere fokussierte und deshalb nach Gwangju zog. Meist konnten wir uns nicht einmal alle paar Monate treffen, sodass Videoanrufe oder Telefonate sowie kurze Nachrichten zwischendurch den großen Hauptbestandteil unserer Interaktionen ausmachte. Mir tat das furchtbar leid und ich würde am liebsten alles drehen, damit es besser werden würde, aber das war mit unseren Berufen zwar vereinbar. Und dennoch hatten wir eine unglaublich enge Beziehung miteinander. Das hatten wir in unseren Kindertagen schon gehabt und daran hatte sich zum Glück nicht allzu viel geändert.

"Keine Sorge, Tae. Sie kommt sicher gleich", meinte Jin und reichte mir die Schüssel mit Nudeln erneut rüber. Beim ersten Mal hatte ich sie einfach an Jungkook neben mir weitergegeben.

"Ich hätte darauf bestehen müssen, dass ich sie abhole", meinte ich angespannt.

"Ich verstehe völlig deine Sorge, aber wir warten noch einige Minuten, in Ordnung? Dann kannst du sie anrufen, ok?  Sie wäre sicher nicht besonders begeistert, wenn du ihr ihre Eigenständigkeit nimmst. Und wenn sie nicht antworten sollte, dann können wir sie immer noch suchen gehen. Und nun iss etwas, damit du wieder zu Kräften kommst nach dem ganzen Training heute. Außerdem ist Jimin doch auch draußen noch unterwegs, vielleicht sieht er sie ja", erklärte Namjoon und ich nickte leicht mit dem Kopf. Auch wenn Jimin sie nur von einigen Fotos kannte und einmal bei einem Videoanruf vor einigen Jahren dabei war. Er würde sie sicherlich nicht wiedererkennen. Zwei ruhige Minuten vergingen und sie war immer noch nicht eingetroffen. Eigentlich hätte sie das in der Zeitspanne locker schaffen können.

Ohne wirklich nachzudenken griff ich zu meiner Hosentasche und zog mein Handy hervor. Ich suchte nach ihrer Nummer und rief an. Es klingelte einige Male und dann war der Anruf beendet. Entweder ging meine Sorge mit mir durch oder etwas lief ganz gewaltig nicht so wie es sein sollte. Bei einem erneuten Anruf stand schlussendlich das selbe Ergebnis zu Buche. 

"Vielleicht hat sie es ausgeschaltet oder auf lautlos. Das muss noch nichts endgültiges bedeuten", versuchte J-Hope mir meine Sorgenfalten aus der Stirn zu treiben. Ich wusste, dass es das nicht musste, aber es konnte gut sein, dass es so war und diese Möglichkeit, die von Minute zu Minute wahrscheinlicher wurde, jagte mir verdammt viel Angst ein.

Ich rief erneut an und dieses Mal nahm jemand ab.

"Hallo? Miga? Wo bist du?", fragte ich sofort und spürte wie alle anderen an diesem Tisch augenblicklich die Stäbchen niederlegten und ebenso gespannt zuhörten.

"Hallo, sind sie der Freund von Miga?", fragte eine Stimme, die mir irgendwie bekannt vorkam.

"Nein, ich bin ihr Bruder. Wer sind Sie und wo ist meine Schwester? Was haben Sie mit ihrem Handy zu tun?", fragte ich nun aufgebracht. Meine Sorge stieg ins Unermessliche. Wieso hatte ich mich bloß darauf eingelassen, dass sie alleine hierher kommt. 

"Taehyung? Kim Taehyung?", fragte der andere Mann und nun endlich glaubte ich ihn zu erkennen.

"Jimin?", fragte ich aufgewühlt.

"Ja, Tae", antwortete er nur kurz und schien ebenso überrumpelt zu sein wie ich.

"Was ist passiert? Wo ist meine Schwester?", fragte ich nervös, aber etwas ruhiger. Vielleicht war ja doch alles gut und die beiden hatten sich getroffen. Sie waren vielleicht zusammen etwas Essen gegangen und hatten einfach vergessen etwas zu sagen. Aber das es so nicht war, spürte ich tief in mir. Etwas war falsch.

"Sie wird gerade ins Krankenhaus gebracht. Sie ist vor unserem geheimen Lieblingsladen zusammengebrochen. Ich wusste nicht was ich machen sollte und hab deshalb den Krankenwagen gerufen", erzählte er hektisch.

"Was? Warum ist sie denn zusammengebrochen? Wo ist sie hin? Welches Krankenhaus?"

"Ich weiß es nicht so richtig und die Sanitäter waren da auch nicht sonderlich hilfreich. Ich weiß wirklich nichts. Das ging alles so schnell. Sie ist im Yongsan-gu Krankenhaus", antwortete er mir und ich erwiderte nur:

"Bleib wo du bist. Ich sammle dich ein und dann fahren wir dahin"

Sobald ich aufgelegt hatte, sah ich in die erschrockenen und verwirrten Augen meiner Hyungs. Sie kannten Miga nicht und dennoch war es unverkennbar, dass sie sich ebenso Sorgen machten wie ich.

"Ich fahre dich. Du bist viel zu aufgewühlt um zu fahren", bot Jungkook an und ich nickte sofort dankbar.

"Dann bitte jetzt. Ich muss sofort zu ihr", erwiderte ich und lief los um meine Jacke zu holen. Jungkook lief hinterher und schnappte sich schnell alles was er benötigte, bevor wir gehetzt ins Auto sprangen. Jungkook startete den Wagen und fuhr vorsichtig los. Meine Hände zitterten und ich sah hektisch in die Dunkelheit.

"Ganz ruhig, Tae. Wir sind gleich da und wenn sie im Krankenhaus ist, dann ist sie in den besten Händen. Sie werden sich gut um sie kümmern und dafür sorgen, dass es ihr bald besser geht", versuchte er mich nebenbei zu beruhigen, aber es funktionierte eher semi-gut. In meinem Kopf spielten sich die wildesten Szenarien ab, die allesamt vermutlich weit von der Realität entfernt waren, aber dennoch nicht aus meinen Gedanken verbannt werden konnten. Ich war hilflos und das drückte sich in diesem Moment extrem dadurch aus.

Wir waren inzwischen beim Laden angekommen und sammelten einen völlig aufgewühlten Jimin ein. Seine Augen und sein Lachen hatten an Glanz eingebüst und stattdessen waren kleine Sorgenfalten auf seiner Stirn erkennbar.

"Es tut mir leid, Taehyung. Ich hab weder sie noch dich erkannt. Ich wusste nicht mehr was ich machen, denken, sagen sollte und weiß es immer noch nicht so richtig", begann Jimin, aber ich antwortete nicht. Alle Sorgen hatten meinen Fokus völlig verschoben. Lag er meistens auf meinem Leben und dem meiner Freunde, Hyungs und Bandkollegen, so konzentrierte er sich nun vollkommen auf das meiner Schwester. Ich verstand es nicht. Wieso sollte sie zusammenbrechen? Hatte sie sich auf eine ebenso gefährliche Diät wie Jimin vor einigen Jahren begeben? Hatte sie bloß zu wenig getrunken? Oder schlummerte eine Krankheit hinter diesem Vorfall?

"Tae ist gerade nicht fähig dazu eine Unterhaltung zu führen, Jimin. Aber es ist alles gut. Du standest unter Schock so wie Tae jetzt gerade auch und ich bin mir sicher, dass sich alles bald aufklären wird und es Miga wieder gut gehen wird", erklärte Jungkook und lenkte den Wagen über eine Kreuzung. Wir waren bald beim Krankenhaus und dann konnten wir endlich herausfinden was die Ursache von Migas Zusammenbruch war.


SAVE ME- BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt