Kapitel 59

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Migas p.o.v.

Jungkook um mich zu haben tat mir sehr gut. Ich fühlte mich so wohl wie lange nicht mehr und seine Worte ließen immer und immer mehr von diesen blöden Gefühlen an die Oberfläche kriechen. Immer mehr Platz nahm er in meinem Herzen ein.

"Danke, Jungkookie", sagte ich immer wieder, weil ich diese Gefühlsexplosion in mir irgendwie zum Ausdruck bringen wollte. Irgendwie, aber nicht in einer Art, die die tiefen Wurzeln dieser freilegen würden.

"Immer wieder gerne, Miga", antwortete er mir, bevor wir beide uns aus der Umarmung lösten.

"Und jetzt erzähl mir mal bitte wie es in Amerika war?", brachte ich ein weiteres Thema zur Sprache, was mich bereits brennend interessierte.

"Ganz gut. Die Interviews und Vorproduktionen liefen ganz gut, zumindest haben das die anderen gesagt. Ich kann mich ehrlich gesagt gar nicht mehr an so viele Einzelheiten erinnern. Wenn man den ganzen Tag von früh morgens bis spät abends die unterschiedlichsten Formate abdreht und stets dabei konzentriert sein muss, auf das was eigentlich gerade vor sich geht und dazu noch irgendwie versuchen muss die Sprache möglichst gut zu verstehen und auch möglichst auf dieser zu antworten, dann kann so ein Tag ganz schnell mal wie eine halbe Woche wirken", antwortete er und schmunzelte als er vermutlich an die Erlebnisse zurückdachte.

"Das kann ich mir gut vorstellen. Bei den wenigen Interviews, die ich in einer anderen Sprache machen musste, war ich auch ziemlich angespannt, aber bei euch wird das ja nochmal auf ein ganz neues Level getrieben", erzählte ich ihm, woraufhin er nickte.

"Obwohl eure Fans euch sicherlich nicht böse sind, dass ihr Englisch nicht perfekt beherrscht. Also ist es eher deine eigene Einstellung die es dir schwer macht. Was meinst du?", fragte ich und war gespannt auf seine Antwort auf meine Vermutung.

"Vermutlich. Ich glaube auch, dass sie sich über jeden Fetzen Englisch freuen, den wir ausspucken, aber man möchte sich ja auch verbessern und den Fans zeigen, dass wir uns für sie alle Mühe geben. Obwohl das bestimmt von einigen auch als Pluspunkte fürs Charisma gewertet  wird", meinte er und streckte stolz seine Brust heraus und verzog sein Gesicht. 

"Ja auf jeden Fall", gab ich lachend von mir, bevor ich fortfuhr: "Aber die bringen auch nicht so viel für das Konto, wenn ihr durch sowas wieder einen Haufen Minuspunkte sammelt"

Er sah mich grinsend an, bevor er antwortete: "Sehr witzig"

Ich nickte und konnte noch immer bei dem Anblick seines gespielt genervten Gesichtes nicht aufhören zu lachen. Er schaffte es immer mich zum Lachen zu bringen und mich dennoch gleichzeitig damit zu trösten. Er war kein Pflaster, das die Wunde verdeckte, damit keiner sie sah so wie es viele andere waren, sondern er war das reinigende Wasser und wundheilende Creme, die unterstützte und nicht versteckte.

Mich überkamen erneut ein Schwall an Wärme und Glückshormonen, weshalb ich mich nicht davon abhalten konnte, mich wieder in seine Arme zu stürzen. Er war erst kurz überrumpelt, aber schloss schnell wieder seine Arme um meinen Oberkörper. 

"Es ist so schön dich hier zu haben", sagte ich und schloss meine Augen, um die Wärme und Kraft, die er mir gab, vollends aufnehmen zu können.

"Ich bin auch froh dich wieder zu haben", antwortete er mit seiner sanften Stimme. 

"Darf ich dich etwas fragen, Miga?"

"Klar", antwortete ich und begab mich aus der Umarmung, auch wenn ich das tunlichst vermeiden wollte.

"Ich möchte dir nicht zu nah treten, aber ich würde gerne wissen, wie du jetzt zum Schwimmen stehst? Wir haben die Videos gesehen und ich, naja ich möchte dich gerne auf deinem Weg unterstützen in welche Richtung es auch immer gehen mag", meinte er und ich antwortete sofort wahrheitsgemäß:

"Ich weiß es nicht. Ich habe gemischte Gefühle bei dem Ganzen, also wird es vermutlich seine Zeit brauchen", ich machte kurz eine Pause in der ich sein Gesicht genau musterte. Seine Augen funkelten und seine Lippen hatten sich ein sanftes Lächeln gezogen. In diesem Moment wurde mir die Ausprägung seiner Schönheit nocheinmal viel klarer. Auch seine äußerliche Schönheit, aber vor allem die Schönheit, die ihn zu dem Jungkookie machte, den ich so sehr mochte. 

"Jungkook, ich weiß deine Geste zu schätzen, aber euer Weg geht ebenfalls weiter. Ich möchte euch nicht aufhalten", fuhr ich kurz danach fort und sah wie sich dadurch sein Gesichtsausdruck leicht veränderte. Das strahlenden Augen schienen kurz einen Hauch Verwirrung in sich zu tragen, bevor sie wieder wie zuvor strahlten.

"Das tust du nicht. Ich werde beide Wege bestreiten, wenn du mich lässt. Ich möchte ein besserer Freund für dich sein und vor allem möchte ich, dass es dir gut geht", sagte er und sah mir dabei mit einem intensiven und dennoch sanften Blick in meine Augen. 

"Ich... ich weiß nicht so recht", brachte ich meine Bedenken hervor.

"Bitte lass mich dir beweisen, dass es funktionieren wird. Bitte gib mir die Chance", bat er und sah mir noch immer in meine Augen. Dieser Blickkontakt war keinesfalls unangenehm oder überwältigend. Es fühlte sich schön und heimisch an.

Ich schmunzelte etwas, als ich über seine Worte nachdachte. Mir war bewusst, dass sie vermutlich spätestens in einer Woche wieder im Flieger sitzen würden, um ihre Promotions in den USA fortzusetzen und mir war ebenfalls bewusst, dass er neben den ganzen Drehs fürs Comeback, Werbungen, Campagnen und Shows auch noch trainieren und üben musste. Und irgendwann brauchte er auch mal Zeit für sich, um Energie und Spaß zu tanken, damit er diese Zeit überstehen konnte. Aber mein egoistisches kleines Herz wollte diesen Teil seiner Zeit, den er mir gerade anbot, voll und ganz beanspruchen, einfach, weil ich ihn bei mir haben wollte.

"Na schön, aber sobald ich merke, dass du deshalb auch nur die kleinsten Symptome von einem Burn-Out oder ähnlichem bekommst, brechen wir das Ganze ab. Deine Gesundheit sollte dir ebenso sehr am Herzen liegen wie mir", antwortete ich. Freudig nahm er mich wieder in den Arm und drückte mich fest an sich.

"Ich will dich nicht mehr loslassen. Du bist mir zu wertvoll", murmelte er ganz leise, aber ich vernahm es dennoch und sofort schossen mir tausende Gedanken in meinen Kopf, die ich allesamt dort in diesem Moment nicht haben wollte. Und dennoch brachte das Ganze nichts und sie schrien mir lauthals entgegen: Was bedeutet das? Wie genau meint er das? Empfindet er mehr für mich? Empfinde ich mehr für ihn?

Die Gedanken bestmöglich ignorierend antwortete ich ihm: "Ich dich auch nicht. Ich hab dich echt gern, Jungkookie und ich würde dich für nichts auf der Welt hergeben wollen"

Ich spürte wie er schmunzelte, was erneut nur noch mehr Fragen in meine Gedanken trieb. Ich würde noch den Verstand verlieren, wenn das so weiterging. Was tat ich nur. Oder besser was machte er mit mir?

Bevor wir noch weiter etwas sagen konnten, wurde die Tür geöffnet und die beiden Jungs kamen wieder rein ins Zimmer. Sofort unterbrach ich die Umarmung und wandte mich meinem Bruder zu, der ein Tablet in seinen Händen hielt.

"Hier ich wollte dir nur dein Mittagessen vorbeibringen. Ich wollte euch nicht stören, aber wir müssen gleich ins Bighit Gebäude fahren. Wir sollen den Plan für die nächsten Tage und Wochen nochmal neu besprechen", meinte mein Bruder und stellte das Tablet auf den kleinen Tisch auf Rollen, der neben meinem Bett stand.

"Danke, Tae", sagte ich und lächelte ihn an, bevor ich ihn kurz zum Abschied umarmte. Auch Jimin umarmte ich kurz, bevor ich mich wieder Jungkook zuwandte, dem ich einen Hauch von Traurigkeit in den Augen ablesen konnte.

Er nahm mich erneut in seine Arme und flüsterte mir zu:

"Du kannst mich jederzeit auf meinem Handy erreichen, ok? Ich bin immer für dich da"

"Danke, Jungkookie. Pass auf dich auf", flüsterte ich zurück, weil ich ihn einfach nicht gehen lassen wollte. Allerdings hatte er nun wieder seiner Arbeit nachzugehen, weshalb ich ihn schließlich doch freigab und die drei grinsend abziehen ließ, damit sie weiter die Welt im Sturm erobern konnten. Die Welt, die in diesem Moment sich für mich auf eine handvoll Personen bezog. Und so sehr ich es auch leugnen und ignorieren wollte, so wusste ich schon längst, dass meine Gedankenwelt nur noch für eine Person Platz hatte: Jeon Jungkook.

SAVE ME- BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt