Kapitel 45

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Taehyungs p.o.v.

Sobald ich wieder auf meinem Zimmer war, hatte ich versucht Miga immer und immer wieder zu erreichen. Aber ich blieb erfolglos. Vielleicht hatte sie aus Selbstschutz ihr Handy ausgestellt. Sie wusste wie sie für sich am besten handeln musste, aber ich machte mir dennoch unfassbare Sorgen um sie. Sie war in keinem guten Zustand gewesen, als ich sie verlassen hatte, aber es schien schlimmer geworden zu sein. Immer und immer wieder spielte ich auch die Unterhaltung, die wir an diesem Abend geführt hatten in meinem Kopf vor.

 "Ich weiß es nicht. Vielleicht die riesige Freude dich wiederzusehen und die Jungs endlich alle persönlich kennenzulernen vermischt mit dem mulmigen Gefühl, dass ich nicht genau wusste wo ich war und ob ich das, was ich alleine schaffen wollte, auch tatsächlich bewältigen konnte"

"Miga bitte erzähle mir doch nicht eine solche Scheiße. Was ist los? Wirst du bedroht von Hatern von uns? Hast du Stress mit Fans? Wurdest du verfolgt? Kannst du bitte aufhören diese ganzen Geheimnisse mit dir herumzutragen. Denkst du, dass ich mir immer Sorgen machen möchte, wenn du allein nachts unterwegs bist? Ich mach mir schon Sorgen genug, aber wenn du an die falschen Leute gerätst, wenn du zusammenbrichst, dann kann ich dich vielleicht nicht retten. Du hattest Glück, dass es Jimin war, der dich gefunden hat, aber was passiert das nächste Mal? Kannst du bitte mal nicht nur an dich denken, sondern auch mal daran, was du damit unseren Eltern und mir für Schmerzen und Sorgen zufügst?"

Ich war ruhig geblieben und hatte sie nur versucht durch meine Worte zum Sprechen zu bringen. Aus Liebe und Sorge, nicht weil ich einen Grund brauchte sie schlagen zu können. Diese Vorstellung war für mich völlig absurd.

"Du musst dir keine Sorgen um mich machen, Taehyung. Ich gehe, dann kannst du mich aus deinem Leben streichen"

Sie war bestürzt gewesen. Keine Frage. Sie hatte geweint, auch dessen war ich mir ziemlich sicher, aber sie hatte nicht wegen körperlicher Gewalt meinerseits ihr gegenüber geweint. Dann war sie aufgestanden und war gegangen. Zu Jungkook. Ich musste mit ihm sprechen und wollte ihm gerade schreiben, als mir das Vibrieren meines Handys den Eingang einer Nachricht anzeigte. Eine Nachricht von einer unbekannten Nummer, die mir einen Link zu einem Artikel geschickt hatte. 

Ich suchte nach dem Artikel online und fand ihn sofort. Es war ein Fehler, dass ich mich weiter darauf einließ, aber ich musste mein von Sorge und Verzweiflung durchfressenes Hirn mit irgendwelchen Sachen ablenken. Deshalb las ich ihn, aber in ihm wurden Aspekte aufgegriffen, von dessen Existenz ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts gewusst hatte und ich fühlte mich schlagartig noch schlechter. Miga war gestartet bei den Finalwettläufen und hatte nicht wie sie selbst gewirkt. Soweit hatte ich es bei dem einen Lauf mitbekommen, den wir noch zusammen im Fernsehen geguckt hatten. Sie war jedoch in einem Lauf sogar fast im Wasser ertrunken. 

Mein Herz schlug schnell und ich versuchte herauszufinden, ob es auch stimmte. Versuchte der Fremde bloß mir einen bösen Streich zu spielen? Aber mein Herz zerbarst in tausend Teile, als ich ein Video von dem Vorfall sah. Sie war geschwommen und schien dabei alles an Leichtigkeit und Freude angebüßt zu haben, die ich noch am Vortag bei ihr gesehen hatte. Und dann war sie plötzlich zu Boden gesunken und war nicht wieder hochgekommen. Sie wurde gerettet, aber schien dabei schon ihr Bewusstsein verloren zu haben.

Ich atmete nur stoßweise und versuchte sofort erneut sie zu erreichen. Hoffentlich ging es ihr gut. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass ihre große Leidenschaft sie fast umgebracht hätte. Aber noch immer blieb das Ergebnis meiner Bemühungen unverändert.

Ich widmete mich weiter dem Artikel, der nun auf ihre sichtbaren blauen Flecke an den Unterarmen und im Gesicht eingegangen war, die nun mit mir in Verbindung gebracht wurden, da eine Schwimmerin zitiert wurde, die gesagt zu haben schien: "Sie sagte, dass es einen familiären Notfall am Vorabend gab und sie deshalb zu ihrem Bruder musste".

Also zählten sie einfach 1 und 1 zusammen. Es wurde ihnen auch von irgendjemanden so einfach gemacht. Es war so einfach für sie nun zu denken, dass Migas sichtbaren Verletzungen gepaart mit dieser Aussage und der Audiodatei im Hinterkopf einen logischen Zusammenhang ergaben. Aber das tat es nicht. Ihre Verletzungen stammten von jemand anderen und die Audiodatei war so verändert worden, dass es perfekt ins Bild passte. Was war nur wirklich passiert? 

Ich ärgerte mich so über mich selbst. Vielleicht hätte Miga sich mir anvertraut, wenn ich es ihr einfacher gemacht hätte. Vielleicht hätte ich anders mit ihr sprechen müssen oder einfach mehr Zeit für sie haben. Ich hätte mich schon vorher mehr um unsere Beziehung kümmern müssen. Hätte mir mehr Zeit dafür genehmigen müssen, aber eine Hoffnung keimte gerade in diesem aussichtslosen Moment in mir auf: Jungkook. Vielleicht hatte er noch irgendwelche Hinweise über Informationen, die sie vom Arzt bekommen hatte oder die sie ihm damals im Gespräch offenbart hatte. 

Sofort steckte ich mein Handy in meine Hosentasche und machte mich auf den Weg zu Jungkooks Zimmer. Ich klopfte an, aber er öffnete die Tür nicht. Deshalb klopfte ich erneut und rief: "Jungkookah". Aber wieder war nichts zu hören. Was war denn nur heute los? Wo war er?

"Taehyung? Was machst du hier?", erklang plötzlich eine Stimme hinter mir, die ich Jin zuordnete. Ich drehte mich zu ihm und sah ihn an.

"Jin, weißt du wo Jungkook ist?", fragte ich sofort ohne auf ihn weiter einzugehen.

"Nein, ist er denn nicht in seinem Zimmer?", meinte er und sah mich dabei an. 

"Ist er nicht, deshalb frag ich ja", entgegnete ich ihm.

"Tut mir leid, aber ich weiß es nicht. Vielleicht schläft er nur schon und hört dich nicht. Das solltest du auch tun. Es wird morgen wieder ein anstrengender Tag"

"Ja schon klar, aber ich kann bei diesem ganzen Kram nicht schlafen und muss unbedingt mit Jungkook sprechen", erwiderte ich und lehnte mich erschöpft und verzweifelt an Jungkooks Hotelzimmertür an. 

"Wir sind für dich da und du kannst auch mit uns über alles sprechen", bot er mir an, aber ich lächelte nur matt und sagte: "Danke, Hyung"

Er sah mich besorgt an und meinte dann beim Gehen: "Versuch noch etwas Schlaf zu bekommen, Tae. Du wirst sehen, dass sich alles wieder richten wird"

"Hoffentlich", flüsterte ich leise und wartete etwas, bis ich endlich Jungkook aus einem anderen Zimmer kommen sah. Es war das Zimmer von unserem Manager Sejin. 

"Taehyung? Wartest du auf mich?", fragte er, als er auf mich zukam. Sein Gesichtsausdruck war angespannt, auch wenn er sich nun an einem möglichst leicht wirkenden Lächeln versuchte.

"Ja. Ich brauch deine Hilfe", antwortete ich und sofort sah er mich mit einem fragenden Ausdruck an, sodass ich mich sofort eingeladen fühlte loszulegen, auch wenn wir uns noch immer auf dem Hotelflur befanden.

"Es geht um Miga"

SAVE ME- BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt