Kapitel 4

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Taehyung p.o.v.

Sobald das Auto auch nur ansatzweise stand, stürzte ich bereits aus der Tür und rannte auf den Eingang zum Krankenhaus zu. Meine Schritte waren schnell und energiegeladen durch das Adrenalin, das durch meine Adern schoss. Ich musste Miga finden. Sofort.

"Hallo, meine Schwester Kim Miga wurde vor kurzem von einem Krankenwagen hierher gebracht. Könnten Sie mir sagen wo ich sie finden könnte?", meinte Stimme spiegelte meinen Gemütszustand wieder und meine Atmung war noch immer schnell. 

"Ich rufe kurz dort an und erkundige mich. Bitte haben Sie einen Moment Geduld", meinte die Dame höflich und nahm sofort ihren Hörer in die Hand. Sekunden verstrichen ohne Fortschritt, was mich nur noch aufgewühlter machte. Nun war ich schon so nah bei ihr und konnte sie doch nicht finden.

"Und? Wo ist sie?", kamen Jimin und Jungkook zu mir gelaufen und noch immer schienen sie mir durch ihr Verhalten ein Spiegelbild vom mir zu sein. Ihre Blcike waren getränkt in Sorge und Verwirrung.

"Das versuchen wir gerade herauszufinden", teilte ich ihnen knapp mit, bevor meine alleinige Aufmerksamkeit wieder der Dame galt.

"Sie befindet sich noch in der Notaufnahme. Gehen sie hier rechts und dann den Gang runter. Dort finden Sie die Schwester, die ich soeben informiert habe. Sie wird Sie dann zu ihrer Schwester bringen", erklärte sie mir und sofort bedankte ich mich umschwänglich und verschwand dann so schnell es ging in die vorgegebene Richtung.

Schon von weitem konnte ich die Schwester erkennen, die auf mich zu warten schien. Sie sah sich um und als sie mich auf sie schnell zulaufen kommen sah, schien sie für einen kurzen Moment inne zu halten. Sie sah hinter mich, wo ich Jimin und Jungkook vermutete und begann dann breit zu grinsen, was sie so gut es nur ging versuchte zu unterdrücken.

"Hallo, wo kann ich meine Schwester finden?", fragte ich sie sobald ich in ihrer Nähe war.

"Kommen Sie mit. Sie befindet sich in diesem Zimmer", meinte sie und führte mich links einen Gang hinunter.

"Wie geht es ihr? Haben Sie schon etwas von einem Arzt gehört?", fragte ich nun etwas ruhiger.

"Sie ist wieder bei Bewusstsein, aber die Diagnose steht noch bevor", antwortete sie mir knapp und öffnete dann die Tür zu einem Zimmer.

In meinen Augen reicherten sich Tränen an, als ich meine Schwester auf der Liege sitzen sah. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet, aber nun hob sie langsam ihr Gesicht, bis sich unsere Augen trafen und es kein Halten mehr für meine Tränen gab. Ich nahm sie stürmisch in den Arm und versuchte die nächsten Tränen zu unterdrücken, aber sie flossen nur weiter. Ich hatte sie seit vielen Monaten, in denen wir auf Tour waren, nicht mehr gesehen. Und durch die besondere Situation, die mir einen solchen Schrecken eingejagt hatte, drückte ich sie nun noch fester an mich.

"Bitte zerdrücke mich nicht, Tae Tae", meinte sie sanft und ich hörte wie sie in ihre Worte hinein schmunzelte. Mein Herz begann vor Freude zu hüpfen. Ihr ging es gut. Zumindest wirkte es fürs Erste so und allein, dass sie wieder bei Bewusstsein war, machte mich überglücklich. Ich löste mich langsam aus der Umarmung und sah sie einfach nur halb schmunzelnd halb weinend an.

"Ach Tae, bitte weine nicht. Mir geht es gut. Wirklich", versuchte sie mich zu beruhigen und strich mir die Tränen weg.

"Ich bin so froh, dass das so ist", gestand ich ihr und nahm sie ein weiteres mal fest in meine Arme. Ihre Haare hatten den vertrauten Geruch von Chlor, was mich noch etwas fröhlicher machte. Vielleicht hatte sie sich einfach beim Training überanstrengt und nur zu wenig gegessen und getrunken. Das könnte ich ihr versuchen auszutreiben.

"Oh hallo", erklang nun die überraschte Stimme meiner Schwester und sofort löste ich mich von ihr, damit ich den Grund ihrer Überraschtheit erkunden konnte. In der Tür standen Jimin und Kungkook und lächelten verlegen. Sie bewegten sich nicht und waren scheinbar unsicher was genau sie nun tun sollten.

"Kommt doch rein", sagte ich schließlich zu ihnen, damit diese eigenartige Situation etwas aufgelockert wurde. "Ist das ok?", erkundigte ich mich noch schnell bei Miga und sie nickte nur verlegen. Was war denn plötzlich los?

"Kannst du mir sagen was passiert ist? Woran kannst du dich erinnern?", widmete ich mich nun wieder voll und ganz meiner Schwester, die noch in ihrer dunklen Jogginghose und ihrem Sportpulli steckte. 

"Ich weiß es nicht genau, es war alles so seltsam und", aber weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment wurde erneut die Tür geöffnet und ein Arzt betrat den Raum.

"Kim Miga?", erkundigte er sich und meine Schwester nickte.

"Ihre Testergebnisse sind da. Sollen die Herren dafür das Zimmer verlassen?", fragte er sie, während er näher kam.

"Tae, Jimin und ich besorgen uns was vom Snackautomaten. Wir sind gleich wieder da", meinte Jungkook, sah mich noch einmal forschend an und verschwand Jimin nachziehend aus dem Zimmer.

"Gut und was ist mit Ihnen?", wand sich nun der Arzt mir zu.

"Er ist mein Bruder. Er soll bitte hierbleiben", erklang die Stimme meiner Schwester, die irgendwie einen Hauch von Angst in sich trug. Vermutlich hatte sie ebenso große Angst vor einer bisher unentdeckten Krankheit, die sie vielleicht ihren Traum von Olympia kosten konnte.

"In ihrem Blut war eine sehr überproportional große Menge an Serotonin aufzuweisen. Bei der Computer Tomographie haben wir allerdings nichts auffälliges feststellen können, was schon einmal Entwarnung gibt. Es sind keine Blutungen oder andere Auffäligkeiten auf den Bildern sichtbar geworden. Allerdings ist der erhöhte Serotonin Spiegel in diesem Zusammenhang bedenklich", fing der Arzt an zu erklären. Mich erleichterte sehr, dass es nichts Ernstes zu sein schien, bis er seinen letzten Satz gesagt hatte. 

"Der erhöhte Serotoninspiegel spricht für eine Überaktivität des Neurotransmitters, der auf das menschliche Nervensystem anxiogen wirkt"

"Anxiogen?", erkundigte ich mich aufmerksam und möglichts gefasst auf seine Antwort.

"Anxiogen bedeutet angstauslösend", erklärte er mir den Begriff und ich musste schlucken. Angstauslösend? Warum angstauslösend? Was war passiert, dass meiner Schwester eine solche Angst eingeflöst hatte, dass sie bewusstlos geworden ist? Ich betrachtete sie wie sie versuchte die Haltung zu wahren. Ich spürte die ganze Anstrengung und Kraft, die es sie kostete, obwohl sie so erschöpft schien. Was hatte ich nicht mitbekommen? Und warum versuchte sie so krampfhaft stark zu sein, obwohl sie es chemisch  bedingt nicht sein konnte?

SAVE ME- BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt