Kapitel 32

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Jungkooks p.o.v.

Jimin und ich hatten uns bereits aus dem nun immer voller werdenden Swim Center nach draußen zu unserem Auto geschlichen und merkte erst jetzt, dass Taehyung uns nicht gefolgt war. Zuvor hatten wir lediglich versucht möglichst unauffällig zu verschwinden, bevor uns irgendjemand erkennen und belagern konnte, sodass wir nicht auf unsere Umgebung geachtet hatten.

"Wo ist er?", fragte Jimin und sah mich verwirrt an.

"Ich weiß es nicht. Vermutlich ist er noch da drin", rätselte ich und warf einen genauen Blick auf den Eingang. 

"Hoffentlich ist nichts passiert. Aber vielleicht hat ihn jemand erkannt. Sollen wir reingehen und ihn holen?"

"Und dann? Wenn er erkannt worden ist, dann wird die Situation dadurch auch nicht besser. Wir müssen unseren Manager und die Bodyguards anrufen, wenn der Zeitpunkt dafür gekommen ist", versuchte ich Jimin zu erklären.

"Und wann ist das? Wie sollen wir entscheiden, ab welchem Zeitpunkt wir diese Schritte einleiten sollten?", fragte Jimin wieder und schien dabei etwas an Nervösität zu gewinnen.

"Lass ihm noch einen Moment. Ich bin mir sicher, dass alles halb so wild ist", versuchte ich wieder etwas Ruhe zu verbreiten. Jimin war manchmal zu emotional um rational zu bleiben.

"Sieh Jimin. Da ist er ja", sagte ich schließlich zu ihm, als ich Taehyung am Ausgang zusammen mit Miga sah. 

Wir begrüßten uns, gratulierten ihr und verabschiedeten uns dann schließlich, weil wir nun schon wirklich spät dran waren. Wir hatten uns hoffentlich noch nicht den Spaß mit den anderen verdorben, damit wir auch morgen nochmal kommen durften, um Miga bei ihren weiteren Finalläufen zu unterstützen. Zwar war morgen auch der Abflugtag, aber bevor wir in den Flieger mussten, konnten wir doch noch zugucken. Zumindest hegte ich diese Hoffnung noch. 

Als wir allerdings im BigHit Gebäude ankamen, um noch einmal alle offiziellen Dinge zu regeln und die Tänze noch ein letztes Mal durchzukauen, erwartete einer unserer Manager uns bereits. Und besonders glücklich sah er dabei nicht aus.

"Wo wart ihr so lange? Wir warten schon fast eine Stunde auf euch", sagte er schroff, was seiner Aussage noch mehr Klang mitgab, was ich nicht in einer derartigen Form von ihm gewohnt war.

"Entschuldige bitte, wir haben ewig im Verkehr festgesteckt", ergriff Taehyung das Wort. Wir hatten zwar wirklich lange im Verkehr gestanden, selbst für die Verhältnisse in Seoul, aber dennoch war das nicht der alleinige Grund für unsere massive Verspätung.

"Nun gut. Kommt mit. Die anderen warten bereits auf euch", erklärte er, wobei ich merkte, dass er uns nicht wirklich glaubte, aber er von einer vielleicht zeitlich noch weiter ausartenden Diskussion absah. Deshalb brachte er uns stattdessen in ein Büro, in dem die anderen vier bereits saßen. Wir trafen letzte Absprachen für unseren US Aufenthalt und begaben uns dann zusammen zum Trainingsraum.

"Wie war es? Wie lief der Wettkampf?", fragte mich Hoseok sofort, der mit mir gemeinsam lief.

"Es war großartig. Miga ist durchs Wasser geflogen. Wirklich, sie war so unfassbar schnell. Es war einfach nicht zu fassen. Sie ist wahrlich ein Schwimmstar. Sie ist den besten in der Welt einfach so davongeschwommen", begann ich ihm ganz aufgeregt zu erzählen und er grinste mich dabei die ganze Zeit lang an.

"Und war viel los im Swim Center?"

"Nein, zum Glück war noch nicht so viel los. Erst als wir gingen füllte es sich immer mehr. Die Wettkämpfe waren ja aber auch die ersten, die an diesem Tag stattfanden. Soweit ich weiß, geht es noch bis heute Abend da so weiter und morgen dann genauso", erzählte ich weiter von diesem einmaligen Erlebnis. Ich hatte schon viele tolle Dinge erfahren dürfen, aber diese Erfahrung heute war nochmal eine einer ganz anderen Sorte und ich genoss jeden Gedanken daran.

"Habt ihr noch mit Miga danach gesprochen?", erkundigte sich mein Hyung weiter.

"Ja und wir sollen euch alle schön von ihr grüßen", meinte ich und grinste ihn dabei an.

"Es ist schön, dich wieder so frei lächeln zu sehen. Dieses Event muss ja einen wirklich großen Einfluss auf dich gehabt haben. Und ich denke mal, dass Miga daran auch einen Anteil hat", flüsterte er mir zu, während er einen Arm um meine Schulter legte und sein verschmitztes, aber dennoch herzliches Lächeln aufgesetzt hatte.

Ich antwortete nicht, sondern sah ihn bloß an. Hatte er recht? Die Anspielung die er gemacht hatte, konnte wohl kaum auf unsere Freundschaft gedeutet haben, sondern eher auf mehr. Aber gab es da mehr? Fühlte ich mich so sehr zu ihr hingezogen, dass ich behaupten könnte, dass ich mehr für sie empfand? Ich musste es irgendwie herausfinden. Dieser Gedanke würde mich ansonsten bis nach Amerika verfolgen.

Inzwischen waren wir bereits im Studio angelangt und ich hörte, wie Taehyung und Jimin den anderen noch von unserem Vormittag erzählten, während ich etwas gedankenverloren mein Handy herauskramte und Miga eine Nachricht schreiben wollte. Aber was sollte ich schreiben? Wie sollte ich anfangen? Und was genau wollte ich ihr eigentlich mit dieser Nachricht vermitteln?

"Lasst uns schnell aufwärmen, dann sind wir umso schneller wieder Zuhause und können mit dem Packen beginnen", erklärte Jin und alle stimmten ihm zu, nur ich stand noch immer still da und überlegte, was ich ihr nun schreiben sollte. Schlussendlich entschied ich mich dafür, es möglichst offen und freiheraus zu lassen. So war ich doch sonst auch veranlagt.

Hallo Miga, 

hättest du Lust mit mir nachher noch etwas durch Seoul zu wandern oder essen zu gehen?

;-) Jungkook

Ich legte mein Handy beiseite und begann mich den anderen beim Aufwärmprogramm anzuschließen, obwohl meine Gedanken noch immer dieser Nachricht nachhingen. Was versprach ich mir eigentlich davon? Ich wusste es doch selbst nicht.

Nachdem wir einen Durchgang mit den neuen Choreographien überstanden hatten, genehmigten wir uns fünf Minuten Pause, bevor wir in den zweiten Durchgang starten wollten. Bei diesem Durchgang schien zwar alles gut zu laufen, aber wir wussten alle ganz genau "Practice makes perfect" und nach dem Motto wurde auch das Tanzstudio beherrscht. Zumal bei einem Auftritt alles passieren konnte und wenn der Tanz so in unsere Muskeln eingebrannt war, dann musste man schon gar nicht mehr daran denken und die Fehlersumme konnte minimiert werden.

Gerne. Könntest du mich gegen 19:30 Uhr bei unserem Hotel abholen?

Ihre Antwort lies in mir ein Feuer an Emotionen hochkochen. Zwar war dabei Freude und Aufregung am dominantesten, aber die Angst und die Zweifel schwangen immer noch mit. Vor allem diese eine Frage: "Was versprichst du dir eigentlich davon?".

Ich hasste Hoffnungen, aber in diesem Moment konnte ich nicht anders als mir einen schönen Abend zusammen mit Miga zu wünschen. Einen schönen Abend, den wir gemeinsam als Freunde verbrachten. Aber Hoffnungen waren immer so eine schwierige Sache und das wusste ich auch genau. Wieso nur hatten Menschen die Möglichkeit Hoffnungen zu hegen?

SAVE ME- BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt