Kapitel 7

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Migas p.o.v.

Ich hatte das Gefühl, dass ich in jedem Moment zusammenklappen würde, wenn ich nicht sitzen würde. Mein Herz fühlte sich schwer an und ich versuchte nicht in Panik zu verfallen. Schnell fragte ich einen Mitarbeiter nach einem Cafe in der Nähe, dessen Adresse ich dann Hwang Jiho schickte und sagte, dass ich gleich dort sein würde. Es sollte bloß 5 Minuten von hier entfernt sein. 

Ich konnte aber nicht einfach so verschwinden, also wartete ich die letzten zwei Minuten ab, bis ihre Performance oder zumindest dieser Teil beendet war und sie eine Pause machen durften. Jungkook verschwand sofort und die anderen warteten auf der Bühne, während jemand über Lautsprecher etwas sagte, aber ich war nicht mehr wirklich in der Lage das Gesagte aufzunehmen.

Als ich spürte wie mich Taehyung ansah, klatschte ich demonstrativ in die Hände, zeigte beide Daumen hoch, wobei ich mir ein breites Lächeln auf die Lippen quälte und formte dann mit beiden Händen ein Herz. Danach winkte ich ihnen zu und verschwand.

Ich wollte einfach nur weinen. Weinen und nie wieder damit aufhören, aber ich musste mich zurückhalten. Ich war noch immer in dem Gebäude, in dem mein Bruder im Moment arbeitete und es konnten mich Leute sehen und es ihm berichten. Ich konnte nicht zulassen, dass er sich noch mehr Sorgen machte und noch tiefer grub. Ich würde ihm einfach sagen, dass überraschend eine Freundin aus Seoul mich zu sich eingeladen hat und sie fürs nächste Jahr nicht mehr in Südkorea sein würde.

"War unsere Performance so schlecht, dass du schon flüchtest?", fragte plötzlich eine Stimme hinter mir durch ein leichtes Lachen hinweg. Eine Stimme, deren Stimmfarbe und das dazugehörige Lachen ich nun bereits kannte. Ich drehte mich sofort zu ihr um und versuchte die Situation so zu erklären, wie ich es mir eben überlegt hatte. 

"Nein, sie war großartig, Jungkook, aber ich muss kurz weg. Ein Notfall, ähm meine Freundin fährt weg und naja sie wollte mich nochmal sehen und so", stotterte ich vor mich hin und versuchte möglichst lange den Blickkontakt aufrecht zu erhalten, scheiterte allerdings schon nach seinem Namen. Ich schämte mich dafür, dass ich ihn so anlog. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich und er sah mich verwirrt an.

"Ich frage einen unserer Fahrer, dass er dich zu ihr bringt", versuchte er mir dann sogar zu helfen, was mir noch mehr das Herz brach.

"Nein, das ist nicht nötig. Sie holt mich gleich hier in der Nähe ab. Könntest du das Tae bitte sagen. Ich konnte mich nicht richtig von ihm verabschieden und ich möchte nicht, dass er sich Sorgen macht", meinte ich und spürte schon wieder wie die Tränen hochkamen. Jungkook sah es auch und er wollte gerade wieder einen Schritt auf mich zumachen, als ich mich umdrehte und im weglaufen mein Handy an Ohr hielt als würde ich einen Anruf bekommen.

"Oh ja, ich komme sofort", sprach ich ins Telefon und verschwand dann ohne ihm noch einen Blick zuzuwerfen. Die Schuldgefühle und die Scham waren zu groß. Er musste nun furchtbar über mich denken, aber ich hatte keine Wahl. Mein Ziel war noch immer, auch nach allem was passiert war, an den olympischen Spielen teilzunehmen. Und für dieses Ziel würde ich alles tun müssen. Ob ich es nun wollte oder nicht.


Taehyungs p.o.v.

Ich war ziemlich außer Atem und versuchte noch auf die Anweisungen des Creative Directors zu hören, als ich endlich meine Schwester im dunklen Saal sah. Sie erwiederte meinen Blick und begann demonstrativ zu klatschen und mir Handzeichen zu machen. Ich war schon unfassbar darauf gespannt, was sie zu unserer Performance zu sagen hatte. Ich blickte mich einmal kurz in der Runde um und entdeckte, dass Jungkook verschwunden war. Es erschien mir erst merkwürdig, aber dann machte ich mir darüber keine weiteren Gedanken. Als ich mich zurück zu dem Platz drehte, auf dem meine Schwester gesessen hatte, war ich schlagartig verwundert. Sie war nicht mehr dort und ich konnte sie auch beim genaueren Betrachten der Arena, so gut das eben möglich war, nicht finden.

Ich setzte mich zu den anderen mit auf die Bühne und nahm mir eine Wasserflasche. Die kalte Flüssigkeit lief mir den Hals herunter und wirkte dabei unglaublich belebend und erfrischend. Ich genoss diesen kurzen Moment Entspannung, bevor ich Jins Stimme hörte, wie er den anderen etwas erzählte:

"ARMYs haben jetzt schon begonnen ihr eigenes Konzept für das nächste Album zu entwerfen. Ich habe das in einigen Posts auf Instagram gesehen, dass sie sogar CDs bedruckt und eine Verpackung entworfen haben"

Er lachte und schüttelte dabei spielerisch den Kopf. 

"Ja wir sollten uns mit der Veröffentlichung beeilen, sonst produzieren sie die Musik auch noch ohne uns", fügte J-Hope scherzhaft hinzu und schüttelte dabei wild mit den Armen.

"Wer weiß, ich könnte unseren Fans so einiges zutrauen", erhob nun Jimin die Stimme und ich merkte sofort, dass er es nicht nur als Scherz, sondern auch durchaus Ernst meinte. Und ich verstand ihn unfassbar gut. Unsere Fans taten so viel für uns, sodass wir immer versuchten noch besser zu sein und uns noch mehr weiterezuentwickeln, damit sie für ihr Engagement und ihre Arbeit auch ordentlich belohnt wurden. Es war ein Kreislauf mit seiner ganz eigenen Dynamik.

"Tae, deine Schwester wurde eben von einer Freundin abgeholt. Sie meinte, dass es wohl ein Notfall sei, aber du dir keine Sorgen um sie machen musst", sprach mir plötzlich Jungkook von der Seite aus zu. Ich sah ihn verwirrt an. Sie war bei einer Freundin? Und warum hatte sie mir das nicht selbst gesagt? Ich hätte sie ja schließlich nicht davon abgehalten, aber heute morgen noch hatte sie gesagt, dass sie jede freie Minute mit mir verbringen wollte. 

"Ok. Danke, Jungkook. Hat sie irgendetwas gesagt wie lange es dauern wird und ob ich sie abholen soll?", fragte ich und er schüttelte nur entschuldigend den Kopf. Aber bekam keine weitere Gelegenheit mir darüber Gedanken zu machen, da es bereits weiter ging und wir uns wieder auf den nächsten Durchgang konzentrieren mussten.

Als wir damit allerdings fertig waren zwei Stunden später, nahm ich mir sofort mein Handy und versuchte sie anzurufen. Doch der einzige Gesprächspartner, der mir bei diesem und zwei folgenden Anrufen zur Verfügung stand, war ihr Anrufbeantworter. Sie hatte ihr Handy vermutlich aus, wenn es sich um einen Notfall handelte und somit schrieb ich ihr nur eine kurze Nachricht, um zu fragen, ob ich sie später abholen sollte. Auf eine Antwort lies sich allerdings eine Weile warten.

SAVE ME- BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt