Kapitel 52

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Jungkooks p.o.v.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals als ich diese Verbindung herstellte. Er musste daran beteiligt sein. Es gab für mich sonst keine andere Erklärung.

"Und dann hatte er bestimmt noch genug Zeit, um mit Miga zusammen diesen Anruf zu tätigen", fügte auch Taehyung die Puzzelteile zusammen. Dabei stand ihm das Grauen geradezu ins Gesicht geschrieben.

"Wir müssen das sofort alles an die Polizei in Gwangju weiterleiten. Sie müssen nun endlich anfangen dem nachzugehen und dann werden sie sicherlich Miga retten können", sprach ich ganz aufgewühlt. Endlich ging es voran. Endlich hatten wir Anhaltspunkte, mit denen wir die Polizei dazu bringen konnten, dass sie uns glaubten, dass Miga wirklich in Gefahr war und sie sich nicht nur von uns abgekapselt hatte. 

Sanghyun holte uns schließlich aus dem Raum, weil wir nun wirklich zum Flughafen aufbrechen sollten, damit wir noch rechtzeitig den Flieger bekamen. Auf der gesamten Rückfahrt musste ich mich zusammenreißen, damit ich nicht Miga schrieb, dass sie keine Angst mehr haben müsste, weil Rettung schon auf dem Weg sei. Diese Entwicklung hatte einen Teil meiner Sorgen durch Hoffnung ersetzt und dieses aufkeimende Hoffnungsgefühl könnte ihr zum Verhängnis werden. Wenn nämlich nicht sie sondern ihr Trainer diese Nachricht lesen würde, dann wäre er vorbereitet und könnte eventuell sogar noch den Maßnahmen entgegenwirken.

Nervös machte ich meine Handyhülle immer wieder ab und steckte sie wieder drauf. Ich verspürte einen viel zu übermächtigen Tatendrang. Wenn ich mir nicht ständig bewusst machte, dass ich noch tausende Kilometer von ihr entfernt war, dann wäre ich sofort aus dem Auto gesprungen und wäre zu ihr gerannt. Obwohl meine maximale Geschwindigkeit nicht einmal ansatzweise mit der des Autos mitgehalten hätte, so hätte ich wenigstens das Gefühl gehabt, dass ich etwas sinnvolles tat und nicht nur stundenlang auf Aktionen anderer wartete.

"Ya, Jungkook, ganz ruhig", meinte Yoongi und sah mich mit einem gelassenen Gesichtsausdruck an. Er verbag seine Emotionen wieder einmal meisterlich.

"Lass deine Handyhülle leben. Sie wird auch nichts an der Situation ändern", fügte er hinzu und blickte mich dabei weiter aus seinen starken braunen Augen an. Es gab selten eine Situation, in der diese Augen keine Reaktion in mir hervorriefen.

"Die Polizei weiß Bescheid und sie sind sicherlich schon auf dem Weg, um dem Unheil ein Ende zu bereiten. Du wirst es sehen. In der Minute, in der wir wieder einen Fuß auf heimatlichen Boden gesetzt haben, wird sie bereits frei sein", versuchte mich Hobi etwas aufzumuntern und lächelte mich dabei zuversichtlich an. 

Ich nickte nur als Antwort und wartete nun etwas geduldiger auf unser Eintreffen im Flughafen. Dadurch, dass wir kurzfristig und ungeplant hier ankamen, war die Anzahl an wartenden Fans und Paparazzi sehr gering, weshalb wir komplikationslos zu unserem Gate kommen konnten. Wir hatten noch einige Minuten, weshalb mich meine Nervosität wieder dazu trieb, wild umher zu tigern. Jimin schloss sich schließlich mir an.

"Jungkook, warte", sagte er und sprach weiter, sobald wir uns wieder in Bewegung gesetzt hatten: "Ich hab eben mit Sejin gesprochen. Er meinte, dass die Polizei wohl nun Leute losschickt und nach Miga sucht und wir uns etwas gedulden müssen, bis wir Ergebnisse bekommen werden. Allerdings haben sie wohl extra einen Flug genommen, bei dem es Wlan an Board geben soll. Beim Hinflug hatten wir noch Pech, aber jetzt soll es wohl möglich sein, dass wir Nachrichten erhalten können. Zwar nicht viele, weil wir nur ein paar hundert MB haben, aber immerhin"

Ich sah ihn lächelnd an und schritt dennoch unberührt weiter. Vielleicht hatte ich die Möglichkeit direkt von Nachrichten zu erfahren wie es aussah, aber ich war nicht vor Ort und konnte Migas Stimme nicht aus meinem Gedächtnis löschen.

Sie hatte meinen Namen geflüstert und dabei geweint und geschnieft. Es hatte mir das Herz gebrochen sie so zu hören und es hatte mein Herz noch weiter entzwei gerissen sie so kurz danach mit dieser kalten, sachlichen Stimme zu hören. 

"Jungkook, ich brauche deine Hilfe. Ich habe Beweise für Taehyungs Unschuld an den Anschuldigungen, aber ich kann sie hier nicht herausbekommen", hatte sie geflüstert und dabei verzweifelt geklungen. Waren diese Beweise der Grund, warum sie in seinem Haus war? Oder hatte er sie sich selbst geholt? Aber warum? Steckte er hinter den Anschuldigungen gegen Taehyung? Oder ging es dabei um etwas ganz anderes und Miga hatte die Beweise für Taehyungs Unschuld nur einfach so dabeigehabt?

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich eine Nachricht empfangen hatte. Sie war von Miga, sodass mein Herz augenblicklich wieder so stark schlug als wäre ich die tausenden Treppen zum Empire State Building hoch gesprintet. 

Ich öffnete die Nachricht und sah eine Audiodatei. Eine Audiodatei? Sofort versuchte ich zu überlegen was das zu bedeuten hatte, auch wenn ich sie am liebsten augenblicklich abgespielt hätte. Stammte sie von Miga selbst? Oder von ihrem Trainer?

"Taehyung", rief ich und blickte auf, um ihn zu finden. Als unsere Augen sich trafen, eilte ich sofort auf ihn zu. 

"Was ist los, Jungkook?", fragte er und sah mir in mein aufgewühltes Gesicht.

"Wir müssen das erst sichern. Ich schick dir eine Datei. Warte", sagte ich, als es mir schlagartig in den Kopf kam, dass es egal war, von wem wir die Nachricht bekommen hatten und was sie aussagte, weil sie jeden Augenblick wieder gelöscht werden konnte. Sofort schickte ich sie zu Taehyung bevor ich sie abspielte.

Es war ein Rascheln zu hören und dann ein ganz leises klopfen. Sofort stellte ich meine Lautstärke höher, damit ich auch wirklich alles hören konnte. Als das nicht funktioniert holte ich meine Kopfhörer heraus und hörte damit auf alle Geräusche, die irgendeinen Hinweis für mich hatten.

Ein weiteres Geräusch erklang, als ich plötzlich eine Stimme hörte:

"Oh Miga, schön dich wiederzusehen. Komm doch herein. Hast du dich schon wieder vollends erholt?"

Mein Herz blieb stehen bei dieser Aussage. Ich hatte die Stimme von Hwang Jiho noch nicht häufig gehört, aber nun war ich mir dennoch hundert prozentig sicher, dass er es war. Sofort blickte ich auf zu Taehyung, der ebenfalls der Aufnahme lauschte und dabei ziemlich angespannt aussah.

"Ja", erklang Migas Stimme und es schien so, als ob eine Tür geschlossen wurde. Was war diese Datei? Was sollte sie aussagen?

"Das freut mich zu hören. Es war auch wirklich ein Trauerspiel dich wieder so leiden zu sehen. Es bricht mir wirklich das Herz", erklang seine Stimme erneut und trieb mir Gänsehaut über den Rücken. Er klang so abschätzig und widerwärtig. Wenn ich könnte würde ich ihn augenblicklich eine reinhauen. Wie konnte er nur so mit einer seiner Sportlerinnen sprechen? Was für eine Beziehung bestand zwischen den beiden, dass er in einer solchen Tonlage mit ihr sprach? 

Bevor ich jedoch weiter kam, riss mir jemand die Kopfhörer aus den Ohren und sagte genervt:

"Jungkookah jetzt komm endlich. Wir müssen ins Flugzeug. Komm", meinte Jimin und zog mich hinter sich her. Ich war so abgetaucht gewesen, dass ich meine Umwelt nicht mehr beachtet hatte. Ich sah allerdings vor mir, dass Taehyung mit Sanghyun sprach. Hatte er ihm von der Nachricht erzählt? Hatte er die Audiodatei angehört? Mir selbst kribbelte es in den Fingern. Ich musste hören was passiert war. Und vor allem wollte ich mal ein ernstes Wort mit Hwang Jiho sprechen. Aber vorerst würde ich bloß eine dieser Sachen machen können. Auch wenn mich diese Handlung immer und immer mehr zu einem emotionalen Wrack machen würde.


SAVE ME- BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt